
Dekubitus – Definition, Versorgung, Prophylaxe
Dr. Roxane LorenzDekubitus ist der Fachbegriff für ein Druckgeschwür der Haut und entsteht durch Druck oder Druck kombiniert mit Scherkräften. Die lokale Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes entsteht durch langanhaltende Druckbelastung meist über einem Knochenvorsprung.
Ein andauernder Druck verhindert die reguläre Durchblutung und somit die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen, wodurch das sogenannte Druckgeschwür (Dekubitus) entstehen kann. Diese Minderdurchblutung verursacht eine schlechte und langsame Wundheilung.
Ein Dekubitus ist eine chronische Wunde und benötigt eine professionelle Wundversorgung für eine gute Abheilung. Anhand verschiedener Symptome und Bedingungen wird ein Dekubitus in verschiedene Schweregrade eingeteilt und daran die Therapie mit geeigneter Wundversorgung ausgerichtet.
Weiterführende Inhalte
Symptome eines Dekubitus
Um einen Dekubitus zu erkennen und einstufen zu können, sollte die Haut auf Veränderungen beobachtet werden. Zusätzlich kann ein Frühtest durchgeführt werden.
Äußere Einflüsse auf die Haut
Mit zunehmendem Alter und durch äußere Einflüsse nimmt die Stabilität der Haut allmählich ab. Feuchtigkeit – bspw. durch Inkontinenz oder starkes Schwitzen – kann die Stabilität der Haut schwächen. Trockene und rissige Stellen tragen ebenso dazu bei, dass ein Druckgeschwür schneller entstehen kann. Eine gute Körperpflege ist jetzt besonders wichtig. Auch örtliche und allgemeine Durchblutungsstörungen sind ein Risiko. Erste Anzeichen für einen Gewebeschaden sind an der Haut sichtbare Rötungen. Wenn sich diese nicht wegdrücken lassen, ist äußerste Vorsicht geboten.
Dekubitus Frühtest
Ein Dekubitus ersten Grades kann einfach und ohne besondere Hilfsmittel erkannt werden. Unterstützend kann ein Uhrglas oder ein durchsichtiges Stück Kunststoff benutzt werden.


Hautbeobachtung: Beurteilen der Haut auf Zustand sowie Veränderungen
Für die Versorgung der Wunde ist die Behandlung der Ursache entscheidend. Erst wenn die Ursache behoben ist, kann die Wunde abheilen. Bei einem druckbedingten Dekubitus ist die Druckentlastung enorm wichtig, ansonsten kann die Wunde nicht heilen. Bei einer Feuchtigkeitswunde (Inkontinenz-assoziierte Dermatitis, IAD) muss die Herkunft der Feuchtigkeit festgestellt und behoben werden. Ist Inkontinenz die Ursache, müssen entsprechende Mittel eingesetzt werden, um die Haut trocken zu halten. Schweiß und Urin, aber besonders dünnflüssiger Kot greifen die Hautoberfläche schnell an und führen zur Mazeration (Aufweichen) der obersten Hautschichten. Verbunden mit Reibung durch Kleidung, Inkontinenzprodukte oder Lagerung können dann schnell Wunden entstehen.
Unterscheidungskriterien IAD vs. Dekubitus
IAD | Dekubitus | |
---|---|---|
Ursache | Harn- und/oder Stuhlinkontinenz | Druck und/oder Scherkräfte |
Lokalisation | Genital- und Analbereich | Über Knochenvorsprüngen |
Form | Diffuse bis unregelmäßige Ränder | Ausgeprägte Ränder und Begrenzung |
Tiefe | Oberflächlich | Oberflächlich bis tief |
Nekrose | Keine Nekrose | Nekrose möglich |
Farbe | Diffuse Rötung | Abgegrenzte Rötung |
Gradeinteilung Dekubitus
Für die Klassifikation eines Dekubitus sind mehrere Systeme entwickelt worden, die teils verschiedene Einteilungen vornehmen. Separat detailliert erläutert werden Definitionen und Hintergründe zur Verwendung von Dekubitusgraden, Dekubitus-Kategorien und Dekubitusstadien.
Dekubitusgrade, Dekubitus-Kategorien und DekubitusstadienDekubitus uneinstufbar und Dekubitus unbekannter Tiefe
Anstelle von Dekubitusgraden oder Dekubitusstadien werden nach EPUAP vier Kategorien unterschieden, zu denen die vier Grade nach ICD10 weitgehend synonym verwendet werden. Nach EPUAP werden zwei weitere Kategorien verwendet, wenn keine Einstufung vorgenommen werden kann:
Dekubitus uneinstufbar
Dekubitus mit vollständigem Haut- und Gewebeverlust
- tatsächliche Tiefe ist durch Beläge nicht bestimmbar
- stabiler Wundschorf an den Fersen dient als "natürlicher biologischer Schutz"
- Belag oder Wundschorf muss zunächst abgetragen werden, um den Grad zu bestimmen
Dekubitus unbekannte Tiefe
Dekubitus mit vermuteter tiefer Gewebsschädigung
- violette oder rotbraun verfärbte Haut
- Bildung einer blutgefüllten Blase möglich
- das Gewebe kann schmerzhaft, derb, von breiiger oder matschiger Konsistenz sein
- Temperaturunterschiede zum angrenzenden Gewebe
- Tiefe der Gewebsschädigung ist nicht erkennbar
Ursache und Entstehung
Wenn auf bestimmten Körperstellen über zu lange Zeit zu viel Gewicht lastet, werden die Haut und das darunter liegende Gewebe „gedrückt“.
Wodurch entsteht ein Dekubitus?
Durch Scherkräfte, das heißt durch das Verschieben der Hautschichten gegeneinander, wird die Durchblutung gestört. Das Gewebe wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und stirbt langsam ab. Gesunde, bewegliche Menschen bekommen keinen Dekubitus. Normalerweise sendet der Körper über das Nervensystem Schmerzsignale aus, wenn auf einer Körperstelle zu viel Druck lastet. Unser Körper antwortet darauf automatisch mit Bewegung, sogar im Schlaf, und verhindert so ein Wundliegen. Diese wichtigen Bewegungen bleiben bei Patienten, die sich nicht selbständig bewegen können, oft aus. Zu den gefährdeten Personen gehören solche, die unter Lähmungen leiden, komatös sind oder auch längere Zeit in einer Operation verbringen.
Druck in Relation zur Zeit
Entscheidend für die Entstehung eines Dekubitus ist die Einwirkung von Druck in Relation zur Zeit. Neben lang anhaltendem Druck kann nach neuesten Erkenntnissen auch kurzzeitiger hoher Druck einen Dekubitus auslösen (DNQP 2011).
Dabei gilt: Je länger die Liegezeit, desto größer die Gefahr eines Druckgeschwürs. Bei längerer Druckeinwirkung ist die verminderte Durchblutung die Ursache für das Wundliegen.


Scherkräfte
Unter Scherung wird im pflegerisch-medizinischen Sprachgebrauch die Verschiebung der verschiedenen Hautschichten gegeneinander verstanden. Sie bewirkt eine Verdrillung der Blutgefäße und unterbindet damit die Blutzirkulation. Scherkräfte haben massive Auswirkungen bei sitzenden Patienten, da der Druck im Sitzen etwa 7-mal höher ist als im Liegen.
Welche Risikofaktoren begünstigen den Dekubitus?
Vor allem Menschen, die sich durch Krankheit oder durch körperliche Einschränkungen nicht ausreichend bewegen oder ernähren können, sind anfällig für die Entstehung eines Dekubitus.
Zu diesen Personen zählen auch Schlaganfall-Patienten mit Lähmungen und/oder Spastiken.
Menschen mit Diabetes mellitus und Rückenmarkverletzungen sind ebenfalls besonders gefährdet, da dort die Nerven nicht mehr richtig arbeiten und dies zu Wahrnehmungsstörungen führen kann.
- Immobilität, Kontrakturen/Paresen
- Schlechter Allgemeinzustand
- Mangelernährung/Dehydration
- Stuhl- und Harninkontinenz
- verminderte Durchblutung, reduzierte Schmerzwahrnehmung
Dekubitus – Gefährdete Körperstellen
Zu den besonders gefährdeten Körperstellen gehören die Schulterblätter, die Hüften, die Fersen, aber auch das Gesäß. Vor allem sehr dünne und übergewichtige Personen sind stark gefährdet. Bei ersteren fehlt die schützende Fettschicht, bei letzteren verursacht das Körpergewicht zusätzlichen Druck.

Generell sind besonders die Körperstellen gefährdet, an denen die Haut direkt über dem Knochen liegt.
Behandlung und Therapie
Es existieren verschiedene Therapien, um einen Dekubitus unterschiedlicher Ausprägungen zu behandeln.
Kausaltherapie
Neben einer idealfeuchten Wundbehandlung ist bei einem Dekubitus die fachgerechte Lagerung des Patienten in intermittierenden Abständen in Seitenlage oder ggfs. auch Bauchlage unerlässlich. Die Wunde muss frei von weiterem Druck sein, da sonst keine Wundheilung stattfinden kann.
Sogenannte Wechseldruckmatratzen ermöglichen des Weiteren eine ideale Druckverteilung über den ganzen Körper. Prädisponierte Stellen, wie der Sakralbereich und die Fersenregion, werden dabei so gut wie möglich entlastet. Ebenso muss der Flüssigkeits- und Ernährungszustand des einzelnen Patienten optimiert werden, da durch große Wunden viele Nährstoffe verloren gehen. Der Bedarf an Kalorien und Eiweiß ist deutlich erhöht.
Druckentlastung
Durch verschiedene große und kleine Lageveränderungen können die Angehörigen den Patienten bei der Gesundung des Dekubitus gezielt unterstützen. Wenn er sich nicht mehr selbst bewegen kann, sollte jemand anderes ihn spätestens alle 2 Stunden in eine neue Position bringen (umlagern).
Bei der Behandlung eines Dekubitus wird von Mikrolagerung gesprochen, wenn einzelne gefährdete oder betroffene Körperstellen durch Unterlagerung/Polsterung entlastet werden (beispielsweise der Dekubitus an der Ferse). Es wird von einer Dekubitus-Makrolagerung gesprochen, wenn der Patient in regelmäßigen Abständen umgelagert wird, um die dekubitus-gefährdeten Körperstellen keinem langandauernden Druck auszusetzen.
Unterlagerung von Körperteilen des Patienten (Druckentlastung durch Mikrolagerung)


nach EBM
Behandlung einer/eines/von sekundär heilenden Wunde(n) und/oder Decubitalulcus (-ulcera)
- EBM-Ziffer 02310, 210 Punkte
(Nicht berechenbar bei diabetischem Fußsyndrom, Ulcus cruris venosum, CVI, postthrombotischem Syndrom, Lymphödem, oberflächlicher und tiefer Beinvenenthrombose.)
nach GOÄ:
Behandlung einer Wunde, die nicht primär heilt oder Entzündungserscheinungen oder Eiterungen aufweist -auch Abtragung von Nekrosen an einer Wunde
- GOÄ-Ziffer 2006, 63 Punkte
Dekubitalgeschwüre sind im ICD-10 unter L89.- aufgelistet.
AbrechnungsgrundlagenUmlagerung des Patienten (Druckentlastung durch Makrolagerung)

30-Grad-Lagerung
- Kissen zwischen Knie, Fersen freilagern, Sakralbereich wird entlastet,
- Belastung auf der rechten oder linken Körperhälfte,
- 2 Kissen auf die Hälfte falten,
- unter den rechten oder linken Teil des Rückens und unter das passende Bein schieben

90-Grad-Seitenlagerung
- Gesamte Belastung liegt auf einer Körperhälfte,
- die oben liegende Seite von 2 Kissen unterlagern,
- Positionsänderung des Patienten in Seiten-, Rücken- oder Bauch-Lage

135-Grad-Lagerung
- Vorteil bei vorhandenem Dekubitus auf Steiß-/Kreuzbein,
- 2 Kissen jeweils unter den Oberkörper und die entsprechende Unterkörperhälfte legen,
- Patient befindet sich beinahe in Bauchlage
Bei der 30°-Lagerung werden zwei Kissen jeweils auf die Hälfte gefaltet und unter den rechten oder linken Teil des Rückens und unter das passende Bein geschoben.
Bei der 90°-Seitenlagerung liegt der Betroffene auf der Seite. Der oben liegende Arm und das Bein werden jeweils von einem Kissen gestützt.
Die 135°-Lagerung ist ratsam bei einem bereits vorhandenen Steißbeindekubitus. Dabei werden zwei Kissen jeweils unter den Oberkörper und die entsprechende Unterkörperhälfte gelegt. Der Betroffene befindet sich beinahe in Bauchlage.
Abpolstern von harten Stellen
Für alle, die dauerhaft liegen müssen, gilt es „harte Stellen“ wie Katheter oder Sondenschläuche immer gut abzupolstern.
Es ist besonders wichtig darauf zu achten, dass das Bettlaken glatt und faltenfrei ist, damit diese keine Druckstellen verursachen können. Da auch vermeintlich leichte Gegenstände wie Schläuche bei dauerhafter Druckeinwirkung eine Verletzung bewirken können, sollte hier ebenfalls gut abgepolstert werden.
Eine regelmäßige Druckentlastung der gefährdeten Körperstellen ist die beste Form der Dekubitusprophylaxe. Die Druckentlastung verhindert die Entstehung eines Druckgeschwürs und bei einem bereits vorhandenen Dekubitus unterstützt diese Vorgehensweise die Wundheilung.
Antidekubitus-Weichlagerungsmatratzen
Zur Dekubitusprophylaxe kann eine spezielle Antidekubitusmatratze - oder auch Dekubitusmatratze genannt - verwendet werden.
Diese Art von Matratze verteilt das Gewicht der liegenden Person gleichmäßiger und reduziert dadurch die Gefahr der Entstehung eines Dekubitus. Man kann unterscheiden zwischen viskoelastischen Schaumstoffmatratzen und Wechseldrucksystemen. Hier werden Luftkammern unterschiedlich belüftet und erzeugen dadurch eine Druckentlastung.
Die Entscheidung für eines der Systeme sollte individuell anhand des Patienten erfolgen. Je nach Dekubitus Grad, Körpergewicht und Körperwahrnehmung stehen unterschiedliche Matratzen zur Verfügung. Neben der Prophylaxe sind sie auch während der Wundheilung für Dekubitus-Betroffene von Vorteil, da jeder weitere Druck auf die Wunde die Wundheilung verschlechtern kann. Die Antidekubitusmatratzen können aber eine regelmäßige Lagerung der Patienten nicht ersetzen.
Bettklima
Der Raum sollte nicht zu warm und nicht zu feucht temperiert sein.
Bei Schlafzimmern werden Temperaturen zwischen 16 und 18°C bei einer Luftfeuchtigkeit von 40-60% empfohlen. Zu hohe Temperaturen führen zu Schwitzen, was die Haut schädigen kann und sollte vermieden werden. Bei einem Patienten sollte die Temperatur ansonsten seinen Bedürfnissen angepasst werden. Die verwendete Bett- und Nachtwäsche sollte atmungsaktiv, z.B. aus Baumwolle sein. Wichtig ist auch eine gute Durchlüftung der Matratze und regelmäßiges Lüften des ganzen Zimmers.
Der vom DNQP herausgegebene Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege definiert die Prophylaxe von Dekubitus als pflegefachliche Kernaufgabe und formuliert sieben Ziele.
Dekubitus Expertenstandard- regelmäßige Reinigung der gefährdeten Körperstellen mit klarem Wasser
- Einsatz von pH-neutralen/milden Seifen und Waschmitteln
- Haut sorgfältig trocknen
- Verwendung von rückfettenden Cremes
- Einsatz von Inkontinenzprodukten bei Inkontinenz (z.B. Dauerkatheter, Kunststoffhose mit Einlage)
Passende Downloads zum Thema Dekubitus
Video: Dekubitus, Wundbeschreibung & Behandlung – Druckentlastung, Mikrolagerung
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Schmerztherapie
Die Ursache der Schmerzen ist dabei individuell verschieden und immer abhängig von Erkrankungen, der Wunde selber und ihrer Versorgung, sowie der Gesamtverfassung des Patienten. Dabei muss zwischen den Schmerzen einer akuten Behandlung, z.B. der Wundreinigung oder dem Verbandwechsel, sowie den grundsätzlich bestehenden Schmerzen eines Dekubitus unterschieden werden.
Starke Schmerzen können einen negativen Einfluss auf die Wundversorgung und die allgemeine Genesung haben, da sie mit einem erhöhten Stresslevel einhergehen. Dies kann zu einer schlechteren Durchblutung und damit zu einer geringeren Sauerstoffversorgung im Gewebe führen. Diese Faktoren können dann die Wundheilung weiter verzögern. Zudem führen Schmerzen zu Angst vor der Behandlung und reduzieren die Lebensqualität der Betroffenen. Detailiertere Informationen finden Sie im Artikel "Wunde und Schmerz".
Beim Verbandwechsel gibt es durch den Einsatz von modernen Wundauflagen auch die Möglichkeit, diesen möglichst schmerzarm zu gestalten. Besonders bei Druckgeschwüren sollten atraumatische Wundauflagen eingesetzt werden, die nicht mit der Wunde verkleben und auch mehrere Tage am Stück auf der Wunde bleiben können. Dadurch wird die Wundruhe und somit die Heilung gefördert. Sehen Sie dazu auch das Video zum atraumatischen Verbandwechsel.
Bei der Behandlung und Versorgung eines Dekubitus können auch häufig Schmerzen eine Rolle spielen.


Debridement/Wundtoilette
Das Entfernen von abgestorbenem Gewebe dient der Verbesserung der Wundbedingungen und der Infektionsprophylaxe. Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein Debridement durchzuführen:
- Autolytisch
- Mechanisch
- Chirurgisch
- Biochirurgisch
Die Art ist abhängig von Gewebetyp, Lokalisation, Wundtiefe und anderen Faktoren.
Weitere Informationen zu den verschiedenen Durchführungsmethoden finden Sie hier.
Die Wundtoilette dient der lokalen Sanierung des Wundbettes durch entfernen nekrotischen und fibrinösen Gewebes bis an intakte Strukturen.
Mögliche Komplikationen
Anzeichen einer Wundinfektion
- Wärme (Calor)
- Röte (Rubor)
- Schmerz (Dolor)
- Schwellung (Tumor)
- Bewegungseinschränkung (functio laesa)
Komplikationen
- septische Körpertemperatur
- Schädigung der Muskulatur
- Entzündung der Knochenhaut (Periostitis)
- Entzündung der Knochen (Ostitis)
- Venenentzündung (Thrombophlebitis)
Die Auswahl der geeigneten Wundauflage ist abhängig von: Wundstadium, Wundheilungsphase, Klinischen Infektionszeichen, Exsudationsmenge, Zustand des Wundrandes und Wundumgebung. Weitere Aspekte sind Wirtschaftlichkeit, leichte Handhabung, Patientenbedürfnisse und die Akzeptanz der Wundauflage durch den Patienten.
Sollten Sie unsicher sein, welche Wundauflage Sie wann verwenden, nutzen Sie gerne unseren Produktfilter nach Wundeigenschaften.
Heilungsverlauf
Eine Wunde kann nur heilen, wenn sie ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Bei Durchblutungsstörungen ist dies oft nicht der Fall. Deshalb ist die Behandlung der Grunderkrankung essentiell.
Alle Wunden heilen in der gleichen Abfolge, wobei die Dauer der Phasen individuell verschieden sein kann. Am Anfang befinden sich Wunden immer in der Reinigungsphase (Exsudationsphase). In dieser Phase versucht der Körper, durch ein erhöhtes Flüssigkeitsaufkommen, Fremdkörper und Bakterien aus der Wunde zu schwemmen. Chronische Wunden hängen oft in dieser Phase fest und schaffen nicht aus eigener Kraft die Bekämpfung einer möglichen Wundinfektion. Hier kann durch die Verwendung von antiseptischen Spüllösungen und Wundauflagen unterstützt werden (s. Infizierte Wunden).
Ist die Wundreinigung abgeschlossen, bildet sich Granulationsgewebe. In dieser zweiten Phase wird das verloren gegangene Gewebe neu gebildet. Dies geschieht durch die Ausbildung eines Stützgerüstes und der Neubildung von Gefäßen. Fibroblasten wandern aus der Wundumgebung ein und bilden das neue Gewebe. Dieses Gewebe wird später als Narbe sichtbar bleiben. Das Granulationsgewebe füllt die Wunde von unten nach oben und von außen nach innen auf. Dieses kann mehrere Wochen bis Monate dauern, je nach Größe und Tiefe der Wunde. Das Gewebe bildet dann die Grundlage für die sich anschließende Epithelisierungsphase.
In dieser Phase bildet sich die abschließende Haut, die die Wunde endgültig verschließt. Die Zellen wandern von den Wundrändern ein und bedecken die Wunde von außen nach innen. Dieses Narbengewebe wird auch als solches sichtbar bleiben. Das Epithelgewebe verschließt letztlich die Wunde.
Bei der Heilung einer chronischen Wunde, bzw. einer Wunde mit einem größeren Gewebeverlust, entsteht immer eine Abheilung unter Narbenbildung. Der Körper kann das verlorene Gewebe nicht regenerieren, sondern nur ersetzen. Dieses Füll- oder Narbengewebe erreicht aber nicht mehr die Funktionalität oder Stabilität von normaler Haut. Deshalb entstehen an diesen Stellen oft neue Wunden. Eine solche Narbe braucht wenigstens 12 Monate, bis sie sich stabilisiert hat und ausgereift ist. Pflege und Schutz der Narbe sind wichtig, damit hier keine neue Wunde entsteht.

Chronische Wunden entstehen, weil eine gewisse Grunderkrankung vorliegt, die eine Abheilung der Wunde verhindert. Sehr häufig sind Durchblutungsstörungen dafür verantwortlich.
Dekubitus vorbeugen
Prophylaxe
Am häufigsten sind die Körperstellen gefährdet, an denen die Haut direkt über dem Knochen liegt. Stellen mit geringer Weichteildeckung (Fettgewebe oder Muskeln) sind: Fersen, Knöchel, Zehen, Knie, Ellenbogen, Schulterblätter, Beckenknochen, Kreuzbein und Wirbelvorsprünge.
Prophylaktisch sollten die Risikofaktoren Immobilität, Mangelernährung, herabgesetztes Schmerzempfinden und Kontrakuren durch lokale Druckentlastung und therapeutisches Lagern sowie Mobilisation reduziert oder eliminiert werden.
Bewegung
Je mehr sich der Patient bewegt, desto besser. Wenn er sich bewegt, entlastet er die Druckstelle – das ist das A und O, um einem Wundliegen vorzubeugen. Der Patient und seine Angehörigen sollten dazu angehalten werden, regelmäßige Bewegungsübungen durchzuführen. Wenn er das nicht mehr kann, ist ein regelmäßiges „Umlagern“ durch Andere notwendig.
Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung verhindert die Entstehung eines Dekubitus nicht, aber die Risikofaktoren, wie z. B. ein schlechter Hautzustand, können damit eingegrenzt werden. Wichtig ist, dass der Körper ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Das erreicht man am besten mit frischen und saisonalen Produkten, besonders mit Obst, Gemüse und wenig magerem Fleisch. Wichtig ist auch, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.
Körperpflege
Gesunde Haut ist weniger gefährdet für ein Wundliegen. Daher ist eine gute Hautpflege wichtig:
- Vermeidung von ständig feuchter Haut
- die Haut immer sorgfältig abtrocknen
- milde (pH-neutrale) Seifen und Waschmittel verwenden
- Verwendung von rückfettenden, zum jeweiligen Hauttyp passende Cremes
Abpolstern von harten Stellen
„Harte Stellen“ wie Katheter oder Sondenschläuche sollten immer gut abgepolstert sein, wenn sie dauerhaft liegen müssen! Das Bettlaken sollte glatt und faltenfrei sein, um keine Druckstellen zu verursachen. Auch vermeintlich leichte Gegenstände wie Schläuche können bei dauerhafter Druckeinwirkung eine Verletzung bewirken.
Mit diesen und anderen Maßnahmen werden die gefährdeten Körperstellen regelmäßig druckentlastet. Das verhindert die Entstehung eines Druckgeschwürs und unterstützt die Wundheilung bei einem bereits vorhandenen Dekubitus.
Antidekubitusmatratzen zur Weichlagerung
Zur Dekubitusprophylaxe kann eine spezielle Antidekubitusmatratze - oder auch Dekubitusmatratze genannt - verwendet werden. Diese Art von Matratze verteilt das Gewicht der liegenden Person gleichmäßiger und reduziert dadurch die Gefahr der Entstehung eines Dekubitus. Man kann unterscheiden zwischen viskoelastischen Schaumstoffmatratzen und Wechseldrucksystemen. Hier werden Luftkammern unterschiedlich belüftet und erzeugen dadurch eine Druckentlastung.
Die Entscheidung für eines der Systeme sollte individuell anhand des Patienten erfolgen. Je nach Dekubitus Grad, Körpergewicht und Körperwahrnehmung stehen unterschiedliche Matratzen zur Verfügung. Neben der Prophylaxe sind sie auch während der Wundheilung für Dekubitus-Betroffene von Vorteil, da jeder weitere Druck auf die Wunde die Wundheilung verschlechtern kann. Die Antidekubitusmatratzen können aber eine regelmäßige Lagerung der Patienten nicht ersetzen.
Bettklima
Der Raum sollte nicht zu warm und zu feucht temperiert sein. Bei Schlafzimmern werden Temperaturen zwischen 16 und 18°C bei einer Luftfeuchtigkeit von 40-60% empfohlen. Zu hohe Temperaturen führen zu Schwitzen, was die Haut schädigen kann und sollte vermieden werden. Bei einem Patienten sollte die Temperatur ansonsten seinen Bedürfnissen angepasst werden. Die verwendete Bett- und Nachtwäsche sollte atmungsaktiv, z.B. aus Baumwolle sein. Wichtig ist auch eine gute Durchlüftung der Matratze und regelmäßiges Lüften des ganzen Zimmers.
Checkliste zur Hautpflege
- regelmäßige Reinigung der gefährdeten Körperstellen mit klarem Wasser
- Einsatz von pH-neutralen/milden Seifen und Waschmitteln
- Haut sorgfältig trocknen
- Verwendung von rückfettenden Cremes
- Einsatz von Inkontinenzprodukten bei Inkontinenz (z.B. Dauerkatheter, Kunststoffhose mit Einlage)