Debridement, auch Débridement, Wundreinigung, Wundtoilette genannt, bedeutet die Entfernung von avitalem Gewebe bei akuten oder chronischen Wunden.
Das Debridement wird durchgeführt, um die Wundheilung zu fördern und die Einschätzung von Umfang und Zustand der Wunde zu ermöglichen.
Die Wundreinigung erfolgt bei jedem Verbandwechsel wie folgt:
Beläge, Fremdkörper, Abfallstoffe sowie überschüssiges Wundexsudat erschweren eine adäquate Beurteilung des Wundgrundes oder machen diese sogar unmöglich. Zudem besteht das Risiko, dass sich Infektionen unbeobachtet entwickeln oder ausbreiten. Ein Debridement wird durchgeführt, um diesen Störfaktoren vorzubeugen, so die Wundheilung zu fördern und die Einschätzung von Umfang und Zustand der Wunde zu ermöglichen.
Es gibt in der Wundbehandlung verschiedene Möglichkeiten, ein Debridement durchzuführen:
Die Art des Wunddebridements ist abhängig von Gewebetyp, Lokalisation, Wundtiefe und anderen Faktoren.
Das autolytische Debridement ist die schonendste, aber auch zeitintensivste Debridementform in der Wundversorgung.
Beim autolytischen Debridement wird die physikalische Wirkung von Flüssigkeit auf Beläge genutzt, indem Hydrogele, die zu 60% bis 95% aus Wasser bestehen, aufgebracht werden und durch ihre Feuchtigkeit Nekrosen und Wundbeläge aufweichen. Diese Behandlungsmethode nutzt die Wirkung der körpereigenen proteolytischen Enzyme auf abgestorbenes Gewebe, die im eingeschlossenen Wundexsudat vorhanden sind. Die autolytische Wundreinigung fördert durch die zugeführte Feuchtigkeit das Zellwachstum. Nekrosen und Beläge verlieren durch Rehydration ihre innere Festigkeit und lösen sich vom Wundgrund. Danach sind sie leicht aus der Wunde zu spülen.
Mithilfe einer sterilen Kompresse erfolgt das mechanische Debridement mit dem Ziel, überschüssiges Exsudat sowie avitale Gewebeanteile aus der Wunde zu entfernen.
Die mechanische Wundreinigung ist unter Anwendung zweier unterschiedlicher Methoden und Materialien möglich:
Das chirurgische Debridement ist die schnellste und effektivste Art der Wundreinigung.
Bei dem chirurgischen Debridement werden Nekrosen und Beläge von der Wundoberfläche entfernt. Dies geschieht mit einem Skalpell und einer Pinzette oder einer Ringkürette. Da eine Wundinfektion zu einer Osteitis führen kann, ist manchmal auch eine Knochenresektion Bestandteil des chirurgischen Debridements.
Je nach Ausmaß und Dicke ist eine Kurznarkose oder eine Lokalanästhesie, z. B. mit EMLA®-Creme, erforderlich. Bei der Behandlung mit EMLA® sollte stets die Einwirkzeit beachtet werden.
Beim biochirurgischen Debridement (auch Larventherapie, Madentherapie genannt) wird die spezielle Wirkweise der steril gezüchtete Fliegenlarven der Gattung lucilia sericata genutzt.
Bei der Larventherapie tragen die Larven unter Einsatz ihres Speichels, der proteolytische Enzyme enthält, Nekrosen und Beläge durch Verflüssigung ab.
Bei Versuchen in der Petrischale konnte zudem nachgewiesen werden, dass diese Larven auf einem Keimrasen eine bakterienfreie Spur hinterlassen.
Der Einsatz von Maden kann manchmal bei Patienten mit niedriger Ekelhemmschwelle nicht in Frage kommen. Lucilia sericata sorgt für die Reinigung der Wunde, die Keimvernichtung (auch MRSA) und eine Stimulation der Wundheilung.
Neben dem autolytischen, dem mechanischen, dem chirurgischen und dem biochirurgischen Debridement exisitieren auch weitere Debridementformen.
Bei dieser Debridementart verflüssigen bestimmte Enzyme im Wechselspiel mit körpereigenen Proteinen Nekrosen und Beläge. Enzymverbände haben eine begrenzte Wirkdauer und sind mindestens einmal am Tag zu wechseln. Enzyme benötigen Feuchtigkeit, um ihre Wirkung zu entfalten und sind daher nicht auf trockenen Nekrosen anzuwenden.
Manche Enzyme wirken nur bei bestimmten Proteintypen. Enzymatisches Debridement sollte nur angewandt werden, bis die Wunde frei von Gewebetrümmern ist.
Diese Debridementart nutzt niederfrequenten Leistungs-Ultraschall, der in Kombination mit einer Spüllösung Fibrinbeläge, Zelltrümmer und Keime aus der Wunde ausspült. Die Spüllösung gelangt durch den Ultraschall-Impuls bis in die tieferen Wundregionen und tötet dort durch Kavitation Bakterien und Pilze ab. Die Ultraschall assistierte Wundreinigung fördert zudem die Granulation, regt die Proliferation der Fibroblasten an und stimuliert die Kollagensynthese. Einige Patienten empfinden bei dieser schonenden Debridementart Schmerzen, weshalb sich vorab eine Lokalanästhesie mit Emla®-Creme empfiehlt.