Die Wundversorgung umfasst Maßnahmen wie die Reinigung, das Verschließen und die Pflege von offenen Hautverletzungen.
Insbesondere bei stark ausgeprägten Verletzungen oder einem ungünstigen Heilungsverlauf ist ein sorgfältig geplantes Wundmanagement entscheidend. Expertenstandards in der Wundversorgung machen deutlich, worauf Fachpersonal beim Umgang mit offenen Verletzungen achten sollte. Der folgende Artikel klärt über verschiedene Arten der Wundversorgung auf und gibt wichtige Hinweise, wie der Heilungsverlauf optimal unterstützt werden kann.
Eine Wunde entsteht durch die Zerstörung oder Trennung von Körpergewebe an Haut, Schleimhäuten oder Organen.
Die Haut umhüllt den Menschen wie ein schützender Mantel, sie bewahrt ihn vor schädlichen Umwelteinflüssen und bietet unter anderem auch Schutz vor Druck, Stößen oder Verletzungen. Durch eine Verletzung gehen diese schützenden Funktionen verloren. Ein Wunddefekt auf der Haut sollte daher schnellstmöglich und unkompliziert heilen.
Ist die Haut nicht mehr intakt, können Keime ungehindert in tiefere Hautschichten vordringen und unter Umständen zu einer Infektion führen. In der Medizin spricht man, in Abhängigkeit der Tiefe, von einem Ulkus oder einem Geschwür.
Im Behandlungsalltag spielen sowohl die primäre als auch die sekundäre Wundversorgung eine Rolle. Unter dem Begriff Wundversorgung versteht man die Reinigung, das Verschließen und die Pflege einer Wunde.
Erfolgt der Wundverschluss in einem Zeitraum von sechs bis acht Stunden nach dem Verletzungsvorfall, handelt es sich um eine primäre Wundversorgung. Eine Verletzung, welche tiefere Schichten der Haut durchtrennt hat, muss unter Umständen geklammert oder durch eine Naht verschlossen werden. Auch Klammerpflaster, Gewebekleber oder die klassische Pflastertherapie können zum Einsatz kommen. Bei einer zielgerichteten Wundversorgung ist es wichtig, das betreffende Hautareal vorher genau zu untersuchen.
Drei wesentliche Punkte geben Aufschluss über den Zustand einer Wunde:
Sowohl bei oberflächlichen als auch bei tiefen Verletzungen muss die Wunde zunächst gereinigt werden. Durch die Beseitigung von Fremdkörpern und Keimen kann die Wunde komplikationslos abheilen. Grobe Verschmutzungen können mit steriler Kochsalz- oder Ringerlösung entfernt werden. Im Anschluss eignen sich milde Desinfektionsmittel, um die Wunde zu reinigen.
Oberflächliche Wunden wie Schürfwunden können in der Regel zu Hause versorgt werden. Wunden, die zwar oberflächlich erscheinen, aber stark bluten oder „auseinanderklaffen“, sollten beim Haus- oder Kinderarzt vorgestellt werden. Dort wird die Wunde im ersten Schritt genau beurteilt. Dazu gehört, die Durchblutungssituation und die Verletzungstiefe zu bestimmen. Danach beginnt die Wundreinigung. Die Wundränder werden im Anschluss an die Wundreinigung sauber zusammengeführt, womit sich auch die Narbenbildung deutlich reduzieren lässt. Hierfür werden Klammerpflaster oder Gewebekleber eingesetzt.
Auch bei tiefen und komplexen Wunden erfolgt zunächst eine Wundbeurteilung und eine Reinigung der betreffenden Hautareale. Bei groben Verschmutzungen kann es sinnvoll sein, die Fremdkörper mit einer Pinzette zu entfernen. Im Anschluss daran werden Nahtmaterial oder ein Heftklammergerät genutzt, um die Wunde zu schließen. Zuvor kann der Behandelnde dem Patienten eine Spritze mit einem örtlichen Betäubungsmittel in Nähe der Wunde verabreichen, um einen schmerzfreien Eingriff zu ermöglichen. Je nachdem, wie sich die Wunde darstellt, kann auch spezieller Gewebekleber die Verletzung verschließen. Bei tiefen Wunden, die stark bluten, kann der Mediziner auch eine Drainage legen. Mithilfe des dünnen Plastikschlauchs und Erzeugung von Unterdruck kann Wundexsudat aus der Wunde entfernt werden. Nach einigen Tagen kann die Drainage wieder entfernt werden.
Eine infizierte Wunde oder eine Verletzung, die seit einigen Wochen oder Monaten besteht, kann nicht mit Maßnahmen der primären Wundbehandlung versorgt werden. Das liegt daran, dass sich in der Wunde bereits Krankheitserreger befinden. Bei einem Wundverschluss könnten sich die Keime unter der Hautoberfläche stark vermehren und dadurch eine schwere Infektion auslösen. Aus diesem Grund wird die Wunde zunächst offen behandelt und regelmäßig fachgerecht gesäubert. Gilt die Verletzung als sauber, können die Wundränder mithilfe einer Naht zusammengeführt werden.
Der Heilungsverlauf bei chronischen Wunden stellt sich häufig sehr komplex dar. Nicht zuletzt, da auch hier die Besiedelung mit Bakterien häufig die Abheilungsphase empfindlich stört. Bettlägerige Patienten, die falsch gelagert wurden, werden ebenso wie Menschen mit einem diabetischen Fuß mit einer sekundären Wundversorgung therapiert. Auch hier nimmt die Wundreinigung eine entscheidende Rolle ein, damit die Krankheitskeime bekämpft werden können. Dafür wenden Mediziner Wundspülungen an, die antiseptisch wirken. In vielen Fällen ist ein Débridement erforderlich, wobei Gewebe sowohl vom Wundrand als auch aus der Tiefe entfernt wird, um den Heilungsprozess zu stimulieren. Der Wundverschluss wird durchgeführt, wenn nachweislich keine Infektion mehr vorliegt und das neu gebildete Körpergewebe einen gesunden Eindruck vermittelt.
Mehr über die Entstehung, Diagnostik und Behandlung von chronischen Wunden kann hier nachgelesen werden.
Alle Maßnahmen, die getroffen werden, um offene Wunden zu behandeln, werden unter dem Begriff Wundversorgung zusammengefasst.
Ein elementarer Teil ist die Ersthilfe, um zum Beispiel die Blutung zu stillen. Die Wundbehandlung ist ein Vorgang, der erst mit der vollständigen Ausheilung der Wunde abgeschlossen ist. Die richtige Wundversorgung wird je nach Art der Verletzung gewählt. In der Medizin werden akute Wunden von chronischen Wunden unterschieden.
Zu den akuten Wunden zählen:
Zu den chronischen Wunden zählen:
Das Wundkompendium gibt einen umfassenden Überblick über das Thema Wunden.
Insbesondere chronische Wunden stellen Fachpersonal immer wieder vor große Herausforderungen in der Wundversorgung. Fortbildungen können vertiefende Informationen zu Ursachen, Entstehung sowie Diagnostik von chronischen Wunden vermitteln und zeigen verschiedene Versorgungsmöglichkeiten auf. DRACO® bietet eine Reihe an unterschiedlichen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten an:
Der Expertenstandard bei der Wundversorgung hat zum Ziel, die Lebensqualität von Patienten zu verbessern, die Wundheilung zu unterstützen und die Rezidivbildung von Wunden geringzuhalten bzw. zu vermeiden. Expertenstandards sind vor allem im Hinblick auf chronische Wunden wichtig, wobei die pflegerische Kompetenz eine übergeordnete Rolle einnimmt. Demnach soll eine Pflegekraft folgende Fähigkeiten besitzen:
Von dem Expertenstandard Chronische Wunden können individuelle Verfahrensanweisungen für jede Einrichtung abgeleitet werden, um Patienten bei der Wundheilung zu unterstützen.
In der Militärmedizin und in Hollywoodfilmen wird das Abbinden von stark blutenden Körperteilen noch häufig durchgeführt.
Mediziner warnen davor, vorschnell starke Blutungen durch das Abbinden der betroffenen Körperteile zu stillen. Durch die Unterbindung der Blutversorgung kann es zum Absterben von Gewebe kommen. Gerade an den Extremitäten kann ein Gewebetod zu einer Amputation führen. Experten raten deshalb dazu, nur in Ausnahmesituationen, in denen es zu einem lebensbedrohlichen Blutverlust kommt, das Abbinden vorzunehmen. Im besten Fall sollte diese Form der Blutstillung durch medizinisch geschultes Fachpersonal durchgeführt werden.
Es existieren drei Phasen der Wundheilung: Exsudationsphase, Granulationsphase und Epithelisierungsphase.
Die Heilung jeder Wunde vollzieht sich in drei grundlegenden Schritten. Zunächst erfolgt die Reinigungs- und Entzündungsphase, die sogenannte Exsudation. Im Anschluss daran bildet der Körper neues Gewebe, um die Wunde aufzufüllen (Granulation). Die Regenerationsphase (Epithelisierung) schließt die Wundheilung ab. In dieser letzten Phase wird das neu gebildete Gewebe verstärkt. Nun ist die Wunde gänzlich verschlossen. Mehr Informationen zur körpereigenen Wundheilung findet sich unter Wundheilungsphasen. Eine phasengerechte Wundheilung berücksichtigt diese unterschiedlichen Heilungsphasen, indem spezielle Materialien, angepasst an jede Wundheilungsphase, eingesetzt werden.
Der Vollständigkeit halber möchten wir hier noch die erste Phase, die Latenzphase, und letzte Phase, die Remodellierungsphase, nennen.
Die Latenzphase ist die Phase, bei der das austretende Blut aus der verletzen Haut schnell durch ein Gerinnsel wieder verschlossen wird. Dieses gilt besonders für kleine akute Wunden. Während dieser Phase zeigen sich keine sichtbaren Veränderungen.
In der letzten Phase unterzieht sich die epithelisierte Haut einer Reifung (Maturation). Hier zeigt sich eine Zunahme der Reißfestigkeit des Narbengewebes, die frische rote Narbe wird weiß. Diese Phase wird auch Maturations- oder Remodellierungsphase genannt.
Bei der klassischen Wundversorgung oder auch trockenen Wundversorgung wird die Verletzung mit einer trockenen und sterilen Wundauflage behandelt.
Die moderne Wundversorgung, auch idealfeuchte Wundversorgung genannt, passt sich mit modernen Materialien an jede Heilungsphase an. Die speziellen Wundauflagen sorgen dafür, dass das Wundgebiet feucht gehalten wird. Insbesondere bei schlecht heilenden Wunden (chronische Wunden) oder Verbrennungen kommt die idealfeuchte Wundversorgung zum Einsatz. Die moderne Wundversorgung richtet sich nach den unterschiedlichen Wundstadien und den jeweiligen Bedürfnissen.
Hier können Produkte der modernen Wundversorgung und Produkte der klassischen Wundversorgung eingesehen werden.
Wenn die empfindliche Barriere des Körpers verletzt wurde, muss immer eine entsprechende Wundversorgung eingeleitet werden. Wie diese aussieht und von wem sie durchgeführt werden muss, hängt von der Art und Ausprägung der Verletzung ab.
Kleine Wunden können problemlos, unter Berücksichtigung von Hygienemaßnahmen, zu Hause behandelt werden. In folgenden Fällen sollte jedoch umgehend ein Mediziner aufgesucht werden:
Auch eine Schürfwunde muss behandelt werden: Informationen zur Versorgung einer Schürfwunde.
Platzwunden bluten häufig sehr stark und sollten fachgerecht behandelt werden: Informationen zur Versorgung einer Platzwunde.
Tiefe Schnittwunden bluten stark und müssen in der Regel mit Nahtmaterial oder Klammern verschlossen werden: Informationen zur Versorgung einer Schnittwunde.
Patienten können einiges dafür tun, damit der Wundbehandlung von Anfang an ein gutes Fundament gegeben wird.
Insbesondere kleine Wunden können bereits zu Hause erstversorgt werden. Dafür sollte die eigene Hausapotheke Folgendes bereitstellen:
Bei der Erstversorgung sollte ebenfalls auf eine entsprechende Hygiene geachtet werden, um eine komplikationslose Wundheilung zu ermöglichen. Dazu gehört, sich vor der Behandlung die Hände zu waschen. Die Blutstillung ist die wichtige Maßnahme bei der Erstversorgung. Kleine Schnittverletzungen können bereits durch ein Pflaster versorgt werden. Bei schwächeren Blutungen empfiehlt es sich, mehrere sterile Kompressen auf die Wunde zu geben und unter leichtem Druck mit einer Mullbinde zu fixieren. Bei einer stärkeren Blutung sollte zudem ein Verbandspäckchen unter die Mullbinde gelegt werden, um die Blutgefäße zu komprimieren. Durch eine Hochlagerung des betreffenden Körperteils kann die Blutung ebenfalls verringert werden. Bei einer anhaltenden oder starken Blutung sollte umgehend der Rettungswagen benachrichtigt werden.
Wie bei jeder medizinischen Behandlung können auch bei der Wundversorgung Komplikationen auftreten.
Generell gilt, dass eine fachgerechte Durchführung der Wundversorgung das Risiko für Wundheilungsstörungen und Infektionen entscheidend verringert. Dennoch kann es im Rahmen der medizinischen Therapie zu Wundinfektionen kommen. Dann stellt sich das betreffende Hautareal gerötet, schmerzhaft und angeschwollen dar. Auch eine Eitersekretion ist ein Anzeichen für eine Infektion. Bei der Wundheilung produziert der Körper neues Gewebe. Dadurch kann es in manchen Fällen zu wulstigen Narben kommen, die als unästhetisch und schmerzhaft empfunden werden. Hypertrophe Narben oder Narbenkeloide können durch eine Narbenkorrektur ausgebessert werden. Wird bei der Wundversorgung ein chirurgisches Débridement durchgeführt, können bei dem Eingriff Nerven, Blutgefäße oder angrenzendes Gewebe verletzt werden.
Wie sich Patienten nach der Wundversorgung verhalten sollten, ist davon abhängig, wie groß die Verletzung ist und wo sie sich befindet.
Bei ausgeprägten Wunden an Armen und Beinen, sollte das Körperteil entsprechend ruhiggestellt werden. Eine Hochlagerung kann sinnvoll sein, um eine Schwellung zu vermeiden. Wurde die Wunde mit Nahtmaterial versorgt, ist es unter Umständen nötig, die Fäden nach 10-12 Tagen wieder zu entfernen. Einzige Ausnahme bildet das Gesicht, dort kann das verarbeitete Nahtmaterial bereits nach 4-6 Tagen gezogen werden. Darüber hinaus gibt es auch Fäden, die selbst vom Körper abgebaut werden. Auch nach der Wundversorgung bleibt Hygiene ein wichtiges Thema. Die versorgte Wunde sollte weder mit Schmutz noch mit Wasser in Berührung kommen, um eine komplikationslose Abheilung zu ermöglichen. Zum Duschen können Patienten ein wasserdichtes Pflaster verwenden. Sollte sich die Wunde gerötet, geschwollen, sehr schmerzhaft zeigen oder tritt Eiter aus, sollte ohne Verzögerungen ein Arzt aufgesucht werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat sich die Wunde entzündet und muss unter Umständen wiedereröffnet werden, um sie erneut zu reinigen. Die chronische Wundversorgung ist oft ein langwieriger Prozess, bei dem auch Schmerzen nicht selten eine Rolle spielen. Mehr Informationen zu dem Thema können in dem Beitrag Wunde und Schmerz nachgelesen werden.
Eine starke Hautspannung oder eine Wundheilungsstörung kann dazu führen, dass sich die Hautnaht bereits vor dem Ziehen der Fäden öffnet. Dann können Pflasterstrips als erste Maßnahme sinnvoll sein, um die Hautspannung zu verringern. Es ist unbedingt notwendig, die Wunde keimfrei zu halten, um das Infektionsrisiko gering zu halten. In manchen Fällen kann auch eine Sekundärnaht helfen, um die Wunde erneut zu verschließen.