Fallbeispiel: Ulcus cruris mixtum
Geschlecht
Mann
Alter
83 Jahre
Führende Wundursache
pAVK und CVI
Diabetes mellitus
nein
Risikofaktoren
beginnende Demenz, leichte Sprachstörung, leicht eingeschränkte Mobilität
Lokalisation der Wunde
Unterschenkel links lateral, Knöchel
Infizierte Wunde?
nein
Wundart
chronisch
Wundgrund
Fibrin, Biofilm, Granulation
Wundumgebung
ein paar Krusten aus getrocknetem Exsudat
Wundrand
zerklüftet, teilweise mazeriert
Exsudation
viel
Abstrichentnahme
nein
Ausgangssituation
Die Senioreneinrichtung, in der Herr B. lebt, bittet um einen Hausbesuch, um die entstandene Wunde angemessen versorgen zu können.

Durch seine Ursachen heilt ein Ulcus cruris mixtum häufig nur langsam ab. Informationen zur Therapie dieser mitunter schwierigen Wunde finden Sie hier.
Zum ArtikelAnamnese
- der 83-jährige Herr B. lebt nach einem Apoplex (Schlaganfall) vor einigen Jahren in einer Senioreneinrichtung
- Patient weist beginnende Demenz auf
- Spätfolgen des Schlaganfalls: leichte Sprachstörung, leicht eingeschränkte Mobilität beim Laufen (Abrollbewegung wird nicht durchgeführt)
- da er keine Angehörigen hat, ist ein Betreuer eingesetzt
- seit einiger Zeit Wunde am linken Unterschenkel
- umfassende Diagnostik: pAVK Stadium II nach Fontaine, CVI (nach CEAP ins Stadium 6 klassifiziert)
Diagnose
- Ulcus cruris mixtum
Therapie
- pflegerischer Zustand des Patienten stellt sich beim ersten Besuch als sehr gut heraus
- zunächst eine Versorgung mit einem Superabsorber, da Wunde mit viel seröser und nicht riechender Exsudation sowie deutlichen Belegen
- Wundrand wird mit einer Zinkcreme geschützt und Umgebungshaut wird mit einer Urea-haltigen Creme versorgt
- Wundauflage wird mit einem Mullwickel und einem Schlauchverband fixiert
- damit die leicht vorhandenen Ödeme sich nicht verstärken, wird darüber eine moderate Kompressionstherapie mit Wattepolster und einer selbsthaftenden Binde angelegt
- als Verbandwechselintervall werden zunächst 3 Tage angeordnet
- gleichzeitig wird eine krankengymnastische Verordnung ausgestellt, damit Herr B. lernt, seine Muskel-Venen-Pumpe ausreichend zu aktivieren und eine Gangschulung erhält
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Schreiben Sie unsDokumentierter Wundverlauf
Beim Erstbesuch in der Einrichtung zeigt sich eine 2,4 cm breite, 5,9 cm lange und 0,1 cm tiefe Wunde am linken Knöchel lateral (Bild 1). Die Wunde ist deutlich mit Biofilm belegt und weist Krusten aus getrocknetem klar-serösem Exsudat auf. Nach deren Ablösen zeigen sich eine beginnende Granulation, aber auch noch einige Fibrinbelege. Unterminierungen sind nicht vorhanden. Der Wundrand ist etwas zerklüftet und teilweise mazeriert. Die Umgebungshaut ist in einem guten Pflegezustand, Schmerzen gibt Herr B. nicht an.
Die Unterschenkel weisen leichte Ödeme auf. Da sich die Durchblutungssituation nicht verbessern lässt und Herr B. die eingeleiteten Maßnahmen zwar versteht, aber nicht immer konsequent umsetzt, ist damit zu rechnen, dass die Wundsituation sich nur sehr langsam verbessern wird.
Fast 3 Monate nach dem Erstbesuch zeigt sich die Wunde deutlich verkleinert (Bild 2). Sie ist nun an der breitesten Stelle etwa 2 cm breit, insgesamt 5 cm lang und 0,3 cm tief. Der Wundgrund weist immer noch Fibrinanteile und nur blasses Granulationsgewebe auf. Die Exsudation hat aber deutlich abgenommen. Der Wundrand ist etwas mazeriert und die Umgebungshaut leicht trocken. Der Schutz des Wundrandes mit Zinkcreme wird beibehalten, die Hautpflege der Umgebungshaut soll intensiviert werden.
Die Wundversorgung wird umgestellt auf einen PU-Schaum, der zunächst möglichst 3-4 Tage auf der Wunde verbleiben soll. Die Fixierung erfolgt wie bisher und auch die Bewegungsübungen soll Herr B. weiterhin regelmäßig durchführen.
Weitere 2 Monate später besteht noch eine kleine oberflächliche Wunde (Bild 3) mit einer Größe von 1 cm Breite und 2 cm Länge. Der Wundgrund besteht überwiegend aus Granulationsgewebe, von den Rändern her epithelisiert die Wunde zu. Eine kleine Stelle am Wundrand bei 3 Uhr weist weiterhin eine Mazeration auf, bei aber insgesamt wenig Exsudation. Der Hautzustand ist weiterhin trocken und leicht schuppig.
Die Verbandwechselintervalle werden bei sonstiger Beibehaltung der Versorgung auf alle 5 Tage verlängert, eine bei der bekannten pAVK passende Strumpfversorgung wird eingeleitet. Herr B. wird weiterhin motiviert, sich viel zu bewegen.
Als Ergebnis zeigt sich nach weiteren 2 Monaten, dass die Wunde am Knöchel abgeheilt ist (Bild 4). Leider hat sich etwas oberhalb des Knöchels am Unterschenkel lateral durch eine Ablederung beim Verlassen des Bettes eine neue, sehr oberflächliche Wunde gebildet. Diese wird mit dem noch vorhandenen Verbandstoff (PU-Schaum) versorgt und sollte kurzfristig auch abheilen.
Bitte beachten Sie, dass es sich hier um ein konkretes Fallbeispiel handelt und nur eine mögliche Behandlungsoption darstellt.