Mazeration: Behandlung mazerierender Wunden, Prophylaxe

Mazeration: Behandlung mazerierender Wunden, Prophylaxe

Mazeration bezeichnet eine Aufweichung der Haut durch anhaltende Exposition von Feuchtigkeit, wie Wundexsudat, Schweiß, Urin oder Wasser. Durch osmotische Kräfte wird die Hornschicht der äußeren Hautschicht (Epidermis) verstärkt rehydriert, was zu einer Schwellung des Gewebes führt.

Innerhalb weniger Stunden nimmt die Haut eine weißliche, aufgequollene Form an und ist in diesem Zustand anfälliger für Verletzungen, Irritationen und Infektionen.

Was kann man gegen die Mazeration einer Wunde tun?

Ist der Wundrand aufgrund einer starken Exsudation mazeriert, kann es zu einer Vergrößerung der Wunde kommen. Die Größe der Wundauflage sowie das Verbandswechselintervall sollten daher speziell angepasst werden.

  • Zum Schutz der Wunde und für optimale Heilung sollte die Wundauflage so selten wie möglich gewechselt werden.
  • Der Verband sollte zudem eine hohe Retentionskapazität haben und das Exsudat mittig in den Verbandsstoff ableiten.
  • Um eine Mazeration der Umgebungshaut zu verhindern, dürfen Alginate nicht über den Wundrand hinaus aufgebracht werden.
  • Hydrofaserverbände können hingegen auch über die Wundränder hinaus appliziert werden, da die vertikale Aufnahme des Exsudats das Mazerationsrisiko reduziert.

Die Applikation von Salben oder abdichtenden Pasten (beispielsweise Zinkpasten) ist obsolet. Die Beurteilbarkeit des Wundrandes könnte verschlechtert und die Gefahr der Vermehrung von Keimen gesteigert werden. Bestehende Ekzeme in der Wundumgebung werden üblicherweise mit mittelstarken bis starken Glukokortikoiden in wässriger Grundlage, in Lösung oder hydrophiler Creme behandelt.

Mazeration am Fuß
Mazeration am Fuß

Essenziell für das Management von stark exsudierenden Wunden mit mazeriertem Wundrand ist ein Gleichgewicht zwischen dem Zulassen eines feuchten Wundmilieus und der Verhinderung von Exsudatschäden.

Welche Folgen kann die Mazeration einer Wunde haben?

Mazerierte Haut bietet einen optimalen Nährboden für Pilze und Bakterien. Bedingt durch die geschädigte Hautbarriere können Keime sowie allergene oder toxische Substanzen durch die mazerierte Epidermis dringen und Entzündungen in tieferen Gewebeschichten hervorrufen. Schmerzhafte Hautinfektionen wie beispielsweise Kontaktekzeme, starke Dermatitis und Hautnekrosen können die Folge sein. Eine langfristige physiologische Veränderung der entsprechenden tieferliegenden Hautpartien kann mit einer Gewebezerstörung und Narbenbildung einhergehen.

Welche Rolle spielt das Wundexsudat?

Exsudat ist ein wesentlicher physiologischer Faktor in der Wundheilung: Er spült Zelltrümmer, Abfall- und Fremdstoffe aus, sorgt für die Verbreitung von Wundheilungsfaktoren und hält das Wundmilieu feucht. In einer normal heilenden Wunde nimmt die Exsudatproduktion im Allgemeinen im zeitlichen Verlauf ab. In einer chronischen Wunde kann die Exsudatbildung jedoch andauern und übermäßig stark ausgeprägt sein. Dies kann zu einer Mazeration (Aufweichung) des Wundrandes führen. Die aufgeweichte Haut ist anfälliger für Infektionen und verzögert den Heilungsprozess. Eine fundierte Beurteilung und effizientes Exsudatmanagement ist deshalb entscheidend für eine schnelle Wundheilung.

Welche Wundauflagen sind am besten für das Management mazerierter Wunden geeignet?

Hochabsorbierende Wundauflagen wie Alginate, Hydrofaserverbände, Schaumstoffwundauflagen oder Superabsorber kommen beim Management von stark exsudierenden Wunden mit mazeriertem Wundrand üblicherweise zum Einsatz.

Alginatkompressen (z.B. DracoAlgin) wirken bei Kontakt mit Wundexsudat stark absorbierend und schließen Bakterien und Zelltrümmer sicher ein. Auf diese Weise unterstützen Alginatkompressen den Wundreinigungsprozess und Granulationseffekt. Die Wundflüssigkeit verteilt sich über feine Kapillare gleichmäßig im Alginat und die Fasern verbinden sich. Das idealfeuchte Wundmilieu wird durch Ableitung des überschüssigen Exsudats in den Sekundärverband aufrechterhalten.

Wundauflagen aus reinem Polyurethan-Schaumstoff sind nichthaftende (z.B. DracoFoam) oder haftende (z.B. DracoFoam haft) Auflagen zur Versorgung mittel bis stark exsudierender Wunden. Ein optimaler Wundschutz und hoher Patientenkomfort wird durch die wasserabweisende, dampfdurchlässige und keimdichte Polyurethanfolie gewährleistet.

DracoFoam haft sensitiv eignet sich insbesondere für empfindliche Wundumgebungshaut. Durch die anschmiegsame, bielastische Membran haftet die Wundauflage auch an Problemstellen zuverlässig.

Schaumstoffwundauflagen für infizierte Wunden (z.B. DracoFoam Infekt) sind ein ideales Mittel zur silberfreien Infektionsbekämpfung chronischer und akuter, mittel bis stark exsudierender Wunden. Das in der Wundauflage enthaltene Polihexanid fungiert als Barriere, nimmt Mikroorganismen aus dem Wundexsudat auf und wirkt einer Kolonisierung und Verbreitung von Bakterien innerhalb der Auflage entgegen. Die Keimlast wird reduziert, Wundinfektionen können verhindert bzw. die Ausbreitung eingedämmt werden.

Fallbeispiel: Mazerierte Wunde durch Stromschlag
Fallbeispiel Stromverletzung A

Nach einer Stromverletzung beim Heimwerken kam es bei diesem Patienten zu einer Mazeration des Wundrandes. Lesen Sie hier mehr zur Behandlung und Heilung der Wunde.

Fallbeispiel lesen

Wie entsteht Mazeration?

Eine stark sezernierende Wunde begünstigt gleicherweise die Mazeration des Wundrandes und der Umgebungshaut.

Mit dem Eintreten einer Verletzung wird aus dem Blut Flüssigkeit in Form von Exsudat abgesondert. Exsudat besteht im Wesentlichen aus Wasser, Elektrolyten, Nährstoffen, Entzündungsmediatoren, weißen Blutkörperchen sowie proteinabbauenden Enzymen wie Matrix-Metalloproteasen, Wachstumsfaktoren und Abfallprodukten.

Diese Bestandteile des Exsudats initiieren und regulieren den physiologischen Prozess der Wundheilung. Üblicherweise fördert ein feuchtes Wundmilieu, aufrechtgehalten durch Exsudat, den Heilungsprozess. Im Gegensatz dazu kann Exsudat in chronischen Wunden aber auch den Heilungsverlauf behindern. Eine Übersynthese proteinspaltender Enzyme bewirkt einen Proteinabbau. Gleichzeitig verlängert sich die Entzündungsphase durch eine Überproduktion an Entzündungsmediatoren. Die Folge beider Prozesse ist eine Überhydrierung der Haut und eine Mazeration des Wundrandes. Mazeration kann nicht nur zu sehr schmerzhaften Hautirritationen führen. Mazerierte Haut stellt überdies hinaus eine Eintrittspforte für Pilze und Bakterien dar. Bei stark sezernierenden Wunden ist deshalb ein adäquater Wundrandschutz essenziell.

Mazeration ist häufig auch in Körperregionen mit ungünstiger Hautflora und Mikroklima zu finden. Die Hautregionen zwischen zwei Kontaktflächen, wie beispielsweise in der Leistengegend, die Analfalte, die Auflagefläche der Brüste oder die Zehenzwischenräumen, sind besonders häufig betroffen. Anhaltender Kontakt mit Urin, z.B. durch die Verwendung von Inkontinenzprodukten, eine vermehrte Schweißproduktion und ausgedehnte Vollbäder fördern ebenfalls das Aufweichen der Haut.

Welche Anzeichen deuten auf eine Mazeration hin?

Die mazerierte Haut zeigt sich aufgequollen, weiß und wasserhaltig. Bei einer Entzündung kann sie sich zudem röten. Farbliche Veränderungen mazerierter Haut sollten daher dokumentiert werden.

Des Weiteren sollte bei der Wundbeurteilung berücksichtigt werden, dass ein weißer Rand um die Wunde nicht ausschließlich auf Mazeration hinweist: neu gebildetes Epithelgewebe kann aufgrund seiner blassen Farbgebung leicht mit von Mazeration betroffener Haut verwechselt werden. Von daher sollte immer der Kontext beachtet werden, in dem eine potenzielle Mazeration auftritt.

Wie kann man eine Mazeration verhindern?

Ein optimales Exsudatmanagement mit Wundrand- und Hautschutz kann die Entwicklung von Mazeration verhindern.

Dazu zählen eine individuell angepasste Wundversorgung mit entsprechenden Wechselintervallen sowie die Wahl von Wundauflagen mit hoher Absorptions- und Retentionskapazität. Der Einsatz eines transparenten Hautschutzfilms ermöglicht eine Beurteilung sowie den Schutz von Wundrand und Wundumgebung. Mechanische Belastungen, beispielsweise durch starkes Reiben beim Waschen und Abtrocknen oder durch Entfernen von Salbenresten, sollten vermieden werden.

Die Pflege von Risikopatienten, dazu gehören unter anderem ältere, adipöse oder inkontinente Menschen, bedarf besonderer Sorgfalt und Vorsicht. Im fortgeschrittenen Alter lässt die Barrierefunktion der Haut durch natürliche, altersbedingte und funktionelle Veränderungen der Haut nach. Dadurch kann sich die Wundheilung verzögern und die Gefahr einer Chronifizierung der Wunde steigt.

Adipöse Patienten neigen vor allem zwischen aufeinanderliegenden Hautfalten zu Mazerationen. Eine gründliche Reinigung der Haut unter Verwendung von pH-neutralen Waschzusätzen sowie die sorgfältige Inspektion und Trocknung der Hautfalten können einer Mazerationsbildung vorbeugen. Bereits bestehende Hautrötungen oder Hautläsionen können durch Hautdesinfektion und die Applikation von Hautschutzsalben oder -sprays behandelt werden.

Bei der Pflege inkontinenter Personen ist es bedeutsam, dass ein regelmäßiges Assessment zur Hautsituation im Genitalbereich durchgeführt wird. Aufsaugende Inkontinenzhilfsmittel können zu einer Belastung für die Haut werden, da durch eventuell entstehende Schweißbildung der pH-Wert erhöht und das natürliche Hautmilieu gestört wird. Zudem könnten Inkontinenzvorlagen die Feuchtigkeit nur ungenügend aufnehmen und binden, was die Entstehung einer inkontinenz-assoziierten Dermatitis (IAD) begünstigen kann.

Mazeration, Prophylaxe
  • Optimales Exsudatmanagement, gründliche Hautreinigung und sorgfältige Inspektion und Trocknung der Hautfalten.
  • Vermeiden mechanischer Belastung der Haut. 
  • Insbesondere bei Inkontinenz regelmäßiges Assessment zur Hautsituation.
Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.