Fallbeispiel: Wundheilungsstörung am Knie
Diese Wundheilung war herausfordernd: nicht nur die Cortisontherapie aufgrund einer Rheumaerkrankung, sondern auch der große Bewegungsdrang der Patientin erschwerten das Abheilen der Kniewunde. Durch eine empathische Beratung und das Einbeziehen des Lebensgefährten konnte die Wundheilung schließlich aber doch gelingen.
Lesedauer: ca. 4 Minuten
Geschlecht
männlich
Alter
58 Jahre
Diabetes mellitus
ja
Weitere Risikofaktoren
pAVK
Lokalisation der Wunde
Ferse
Wundart
chronisch
Wundgrund
Nekroseplatte und Fibrin
Wundumgebung
trocken
Wundrand
intakt, stellenweise gerötet
Exsudation
schwach
Ausgangssituation
Nach der Krankenhausentlassung kurz nach ihrer Knie-OP stellt Frau S. fest, dass die Wundheilung ihrer Operationswunde länger als erwartet dauert und kaum voranschreitet. Zunächst versucht sie etwa einen Monat lang, die Wunde selbst zu versorgen, allerdings ohne Erfolg. In der Folge stellt sie sich in einer pflegerisch geleiteten Praxis mit dem Schwerpunkt Wundversorgung vor.
Anamnese
Diagnose
Es wird zwischen zwei Formen der rheumatoiden Arthritis (RA) unterschieden: der seropositiven und der seronegativen RA. Seropositiv bedeutet dabei, dass im Blut des Patienten der sogenannte Rheumafaktor (RF) vorhanden ist. Bei einem Patienten mit seronegativer RA ist der RF hingegen nicht nachweisbar.
Neben dem RF gehört auch der ACPA zu den spezifischen Labortests. Der Rheumafaktor ist für die Diagnostik der rheumatoiden Arthritis relevant, weil sein Nachweis ein Hinweis auf eine RA ist. Kann er nicht nachgewiesen werden, ist die Diagnose RA schwieriger zu stellen.
Neben Laboruntersuchungen sind im Rahmen der Diagnostik noch weitere Fragestellungen zu klären, etwa die Dauer der Symptome, die Zahl der betroffenen Gelenke (u. a. durch Röntgenuntersuchungen) und die Einschränkungen im Alltag.
Der Wundverlauf auf einen Blick
Wundversorgung und Heilungsverlauf
Die Wunde an der linken Patella ist ursprünglich 2,2 cm lang, 1,1 cm breit und 4 mm tief (Foto 1). Der Wundgrund weist Granulationsgewebe und Fibrinbelag auf, während der Wundrand mazeriert ist. Die Wundumgebung ist leicht gerötet. Die Umgebungshaut ist sehr trocken und empfindlich und es sind keine Ödeme vorhanden. Es liegt eine mäßige, schleimig-gelbliche Exsudation vor. Außerdem gibt Frau S. leichte Schmerzen (VAS (Visuelle Analogskala) 2, während der Wundreinigung VAS 3) an, die sie jedoch als gut aushaltbar beschreibt.
Wundversorgung:
- Nach der Wundreinigung mit einer Wundspüllösung wird in den Wundrand Zinkcreme einmassiert.
- Zur Hautpflege wird eine ureahaltige Creme eingesetzt.
- Auf den Wundgrund wird eine kleine Hydrofaser aufgelegt. Darüber wird ein Superabsorber mit einem Fixiermull fixiert.
- Der Verbandwechsel findet 3x wöchentlich statt und wird von Frau S. nach ausführlicher Einweisung selbst durchgeführt. Alle 14 Tage kommt sie dennoch zur Kontrolle in die Praxis.
Ihr Bein soll Frau S. in nächster Zeit schonen, da zu viel Bewegung die Wundheilung verzögern kann. Allerdings gibt Frau S. an, ein gewisses Maß an Bewegung für ihre psychische Gesundheit zu benötigen. Zudem muss sie regelmäßig mit ihren Hunden spazieren gehen. Um eine Balance zu finden, die die Wundheilung nicht zu sehr beeinträchtigt, Frau S. aber erlaubt, ihr Bedürfnis nach körperlicher Aktivität zu befriedigen, wird ihr deshalb empfohlen, eine Zeit lang nur kurze Spaziergänge zu unternehmen und dabei eine Orthese zu tragen, die die Bewegung des Kniegelenks minimiert. Obwohl Frau S. sich mit der Orthese sehr unwohl fühlt, lässt sie sich nach ausführlicher Beratung darauf ein, um ihr Ziel einer zeitnahen Wundheilung nicht zu gefährden.
Als 2 Wochen vergangen sind, ist die Wunde noch 1,4 cm lang, 1,1 cm breit und 3 mm tief (Foto 2). Der Wundgrund besteht weiterhin aus teilweise fibrinbelegtem Granulationsgewebe. Zudem ist nun etwas Biofilm erkennbar. Auf dem Bild ist die gereinigte Wunde zu sehen. Der Wundrand ist inzwischen nicht mehr mazeriert, die Exsudation zeigt sich unverändert. In Ruhe gibt Frau S. keine Schmerzen mehr an, während der Wundreinigung ist der Schmerz gut erträglich (VAS 2).
Frau S. berichtet, dass es ihr schwerfällt, sich ausreichend zu schonen. Daraufhin wird ihr noch einmal der Zusammenhang zwischen zu viel körperlicher Aktivität und einer verzögerten Wundheilung aufgezeigt. Ihr Lebensgefährte, der bei diesem Termin dabei ist, verspricht, sich um die regelmäßigen Spaziergänge mit den Hunden zu kümmern, um Frau S. Entlastung zu ermöglichen. Er möchte Frau S. dazu motivieren, sich genügend Ruhe zu gönnen, um eine baldige Wundheilung zu ermöglichen. Die Wundversorgung wird wie bisher beibehalten.
Weitere 14 Tage später ist der Erfolg der besprochenen Maßnahmen erkennbar. Die Wunde ist nur noch 1,1 cm lang, 0,5 cm breit und 2 mm tief (Foto 3). Der Wundrand ist intakt und die Wundumgebung unauffällig. Allerdings exsudiert die Wunde weiterhin mäßig. Die Schmerzen sind jedoch verschwunden, auch bei der Wundreinigung.
Wundversorgung:
- Neben dem Wundrandschutz kann inzwischen auch auf die Hydrofaser verzichtet werden.
- Der mit einem Fixiermull fixierte Superabsorber kommt weiter zum Einsatz.
- Die Orthese soll Frau S. weiterhin tragen, wenn sie spazieren geht. Außerdem soll sie auf die Länge und Intensität ihrer Spaziergänge achten, um ihr Knie nicht zu sehr zu beanspruchen.
Nach weiteren 2,5 Wochen ist die Wunde vollständig verheilt (Foto 4). Schon kurz darauf hat Frau S. einen Termin in der Rheumaklinik, um die geplante systemische Therapie für ihre rheumatoide Arthritis zu beginnen.
Bitte beachten Sie, dass es sich hier um ein konkretes Fallbeispiel handelt, das nur eine mögliche Behandlungsoption darstellt. Beachten Sie zudem, dass wir nicht gewährleisten können, dass in den von uns dargestellten Fallbeispielen ausschließlich Produkte von DRACO® zur Anwendung gekommen sind.
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