Venenerkrankungen

Venenerkrankungen

Eine Venenerkrankung beschreibt eine gestörte Funktion der Venen. Diese entsteht meist durch einen behinderten Blutabfluss.

Am häufigsten sind dabei die Beine betroffen. Dieses Krankheitsbild wird auch als Veneninsuffizienz bezeichnet.

Die Anzeichen einer Venenschwäche

  • Schwellung der Knöchel
  • Juckreiz, Ameisenkribbeln
  • Wasseransammlung und Schwellungsneigung tagsüber (Ödembildung)
  • nächtliches Unruhegefühl in den Beinen
  • nächtliche Wadenkrämpfe
  • Druckgefühl über den betroffenen Venen
  • brennende Schmerzen
  • Hautveränderungen in der Umgebung der betroffenen Venen (verstärkte Pigmentierung, Ekzem)
  • Besenreiser, vor allem an der Seite oder Rückseite der Oberschenkel
  • Krampfadern an Unterschenkel oder Wade

Die Beschwerden können besonders am Ende eines Tages oder in den warmen Sommermonaten zunehmen.

Varizen - Besenreiser am Oberschenkel
Varizen - Besenreiser am Oberschenkel

Einteilung

Es wird zwischen akuten und chronischen Venenkrankheiten unterschieden.

Zu den akuten Venenkrankheiten zählen die oberflächliche Venenentzündung (Thrombophlebitis) und die tiefe Beinvenenthrombose. Dabei entsteht ein Blutgerinnsel, das die Vene verschließt. Einhergehende Entzündungen der Venenwand können zu dauerhaften Verschlüssen, einer Funktionsstörung des Venensystems und daraus folgend zu einer chronisch venösen Insuffizienz (CVI) führen.

Die chronischen Venenkrankheiten sind vorwiegend Krampfadern (Varikose) und die chronisch venöse Insuffizienz (CVI). Bei Krampfadern erweitern sich die Venen, es bilden sich Aussackungen und die Venenklappen können ihre Ventilfunktion nicht mehr ausüben. Somit staut sich ein Teil des Blutes in den Venen, weil das Blut der Schwerkraft folgend in den Beinen versackt. In Folge dessen kann es auch zu einer andauernden Venenschwäche kommen. Dies führt zu Schweregefühl und Schmerzen in den Beinen. Es können auch Schwellungen der Beine (Ödem), Hautveränderungen, Stauungsdermatosen und ein Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris) auftreten.

Besenreiser

Krampfadern

Ödeme

Thrombose

Einteilung nach Stadien

Die verschiedenen Venenerkrankungen lassen sich außerdem nach der CEAP-Klassifikaion einteilen:

  • C0: Keine sichtbaren Zeichen einer Venenerkrankung
  • C1: Besenreiser, Teleangiektasien oder retikuläre Venen
  • C2: Varikose ohne klinische Zeichen einer chronisch-venösen Insuffizienz
  • C3: Varikose mit Ödem
  • C4a: Pigmentierung oder Ekzem
  • C4b: Lipodermatosklerose oder Athrophie blanche
  • C5: Varikose mit abgeheiltem Ulcus cruris
  • C6: Varikose mit floridem Ulcus cruris

Ursache und Entstehung

Im Blutkreislauf des Menschen zirkulieren ca. 5-6 Liter Blut.

Das Herz pumpt das mit Sauerstoff angereicherte Blut in die Arterien und von dort in das Gewebe. Die Venen transportieren das verbrauchte Blut zum Herzen zurück. Während dieses Vorganges befinden sich 15% des gesamten Blutvolumens in den Arterien und über 80% in den Venen. Die Hauptaufgabe der Venen, der Rücktransport des Blutes zum Herzen, wird durch die Arbeit der Venenklappen unterstützt. Durch ihre Ventilfunktion erlauben sie den Blutfluss ausschließlich in Richtung des Herzens.

Die Venenklappen wirken wie Schleusentore, die das Zurückfließen des Blutes in die Beine verhindern. Wenn diese Klappen versagen, schließen sie nicht mehr richtig und der Abtransport des Blutes wird beeinträchtigt.

Mit der Zeit übt das abgesackte Blut immer mehr Druck auf die Venenwände aus, so dass sich die Venen weiten. Dies kann Besenreiser, Krampfadern oder sogar eine chronisch venöse Insuffizienz zur Folge haben.

Mögliche Risikofaktoren einer Venenerkrankung
  • Genetische Veranlagung
  • Überwiegend stehende und/oder sitzende Tätigkeiten
  • Wenig Bewegung und die Folge des Übergewichts

Behandlung und Therapie

Venenleiden können vor allem durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen gemindert werden.

Therapie venöser Venenleiden

Medizinische Wirkung von Kompressionsstrümpfen

Kompressionsstrümpfe sind ein medizinisches Hilfsmittel, das mittels Druck von außen auf die Beine wirkt. Die Venen werden von außen komprimiert, der Venendurchmesser verringert und somit die Fließgeschwindigkeit in den Venen erhöht. Dadurch werden schwache Venenwände in Form gehalten und die Venenklappen können wieder schließen. Beschwerden wie schwere oder schmerzende Beine klingen ab, gefährliche Venenverschlüsse (Thrombosen) können verhindert werden. Durch die Kompression wird die Flüssigkeit wieder aus dem Gewebe gepresst, wodurch Ödeme abklingen.

Während der Kompressionstherapie sollte sich möglichst viel bewegt werden, denn dadurch wird die Wadenmuskelpumpe aktiviert und der Rücktransport des venösen Blutes unterstützt. Die Muskelaktivität drückt die Venen zusammen und pumpt so das Blut wieder in Richtung des Herzens.

Bei jeder Muskelkontraktion werden die Venen zusammengedrückt. Dadurch wird das venöse Blut Richtung Herz gefördert. Die beste Muskulatur für diesen Vorgang ist die Wadenmuskulatur.

Sigg-Verband: Anlegen eines Kompressionsverbands
Anlegen eines Kompressionsverbands

Rundgestrickte Kompressionsstrümpfe

"Rundgestrickte" Kompressionsstrümpfe werden in erster Linie bei Venenerkrankungen eingesetzt. Diese Art der Kompressionsstrümpfe wird mit gleichbleibender Maschenzahl über die gesamte Länge und mit variierender Maschengröße gefertigt. Diese Kompressionsstrümpfe sind sehr dehnbar (Langzugstrümpfe) und haben im Vergleich zu flachgestrickten Kompressionsstrümpfen einen niedrigeren Arbeitsdruck.

Ruhe- und Arbeitsdruck

Unter Ruhedruck ist der Druck zu verstehen, den ein Kompressionsstrumpf auf das Hautgewebe ausübt, wenn die Muskulatur nicht bewegt wird. Je elastischer ein Kompressionsmaterial ist, desto höher ist der Ruhedruck, da das hochelastische Material sich bei Entlastung im Ruhezustand zusammen zieht.

Mit Arbeitsdruck wird der Widerstand bezeichnet, den der Kompressionsstrumpf der Muskulatur bei Bewegung entgegensetzen kann. Je unnachgiebiger das Kompressionsmaterial ist, desto höher ist der Arbeitsdruck.

Wirkung Kompressionsstrümpfe
Wirkung Kompressionsstrümpfe

Arten von Kompressionsstrümpfen

Auf dem Markt finden sich verschiedene Arten von komprimierenden Strümpfen. Sie unterscheiden sich bezüglich ihrer Einsatzbereiche und Indikation grundlegend.

Das Wirkprinzip ist bei allen Strumpfarten gleich. Durch Druck von außen wird der Venendurchmesser verringert und so die Rückstromgeschwindigkeit des venösen Blutes erhöht. Venenklappen, die noch nicht irreversibel geschädigt sich, schließen wieder und werden ihrer Funktion als Rückstauventil gerecht.

Die Einteilung in Medizinischen Kompressionsstrümpfen (MKS), Medizinische Thromboseprophylaxe (MTPS) und Stützstrümpfen richtet sich nach der entsprechenden Indikation. (Quelle: nach BVMed Stand Oktober 2013)

Medizinischer Kompressionsstrumpf (MKS)

Medizinischer Thromboseprophylaxestrumpf (MTPS)

Stützstrumpf

Mögliche Komplikationen

Kontraindikationen

Absolute Kontraindikationen:

Relative Kontraindikationen:

  • Ausgeprägte nässende Dermatosen
  • Unverträglichkeit auf Kompressionsstrumpfmaterial
  • Schwere Sensibilitätsstörungen der Extremität
  • Fortgeschrittene periphere Neuropathie (z.B. Diabetes mellitus)
     

Risiken und Nebenwirkungen

Nicht passende medizinische Kompressionsstrümpfe können Hautnekrosen, nervale Druckschäden und periphere Nerven und auch tiefe Beinvenenthrombosen verursachen.

Tipps, um Venenerkrankungen vorzubeugen
  • Bewegung im Alltag (z.B. die Treppe nutzen, Spaziergänge)
  • Auf die Ernährung achten (frisches Obst, Gemüse, ausreichend trinken)
  • Nicht rauchen
  • Beine kühl halten und hoch lagern
  • Tragen von Kompressionsstrümpfen
  • Flache und bequeme Schuhe bevorzugen
Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.