Primär und sekundär heilende Wunden

Primär und sekundär heilende Wunden

Es werden zwei Arten der Wundheilung unterschieden: die primäre und die sekundäre Wundheilung. 

Die primäre Wundheilung dauert etwa 10 Tage, ist komplikationslos und lässt nur eine minimale Vernarbung zurück. Bei sekundär verheilenden Wunden liegt meist ein erheblicher Gewebeverlust vor, weshalb die Wundränder nicht direkt zusammenwachsen können. Zur Wundheilung muss die Gewebslücke zunächst mit Granulationsgewebe aufgefüllt werden. Die Dauer der sekundären Wundheilung kann Wochen bis Monate dauern.

Was ist eine primäre Wundheilung?

Genähte, primär heilende Wunde
Abb. 1: Primär heilende Wunde

Eine primäre Wundheilung findet z. B. bei aseptischen OP-Wunden oder frischen (nicht älter als 4–6 Stunden) infektionsfreien Verletzungen statt. Die Wundränder von primär heilenden Wunden liegen dicht aneinander bzw. wurden zuvor adaptiert und sind gleichmäßig oder glatt durchtrennt (z. B. Schnittwunde). Die primäre Wundheilung dauert etwa 10 Tage, ist komplikationslos und lässt nur eine minimale Vernarbung zurück (siehe Abbildung 1).

Was ist eine sekundäre Wundheilung?

Sekundär heilende Wunde
Abb. 2: Sekundär heilende Wunde

Wunden, bei denen ein primärer Wundverschluss nicht möglich ist, verheilen sekundär. Bei sekundär verheilenden Wunden liegt meist ein erheblicher Gewebeverlust vor, weshalb die Wundränder nicht direkt zusammenwachsen können. Zur Wundheilung muss die Gewebslücke zunächst mit Granulationsgewebe aufgefüllt werden. Die Dauer der sekundären Wundheilung kann Wochen bis Monate dauern.

Beispiele sekundär heilender Wunden sind großflächige, klaffende oder besonders tiefe Wunden wie der Platzbauch, Verbrennungswunden oder bei Vorliegen einer Wundheilungsstörung nach OP. Ebenso gehören chronische Wunden wie Dekubitus, diabetisches Fußulkus und Ulcus cruris zu den sekundär heilenden Wunden.

Wunden, die sekundär heilen, sind einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt und müssen vor Kontamination geschützt werden. Ebenso beeinflussen Risikofaktoren wie Alter, Rauchen und Krankheiten, die zu einer Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff führen, die sekundäre Wundheilung negativ und können zu einer Wundheilungsstörung führen.

Wie viele Wundheilungsphasen durchlaufen primär und sekundär heilende Wunden?

Sowohl die primäre als auch die sekundäre Wundheilung laufen in drei ineinander übergehenden Wundheilungsphasen ab: der Reinigungs-, der Granulations- und der Epithelisierungsphase.

Überblick: Primäre versus sekundäre Wundheilung

Es wird unterschieden zwischen primärer und sekundärer Wundheilung. Wundheilungsstörungen können bei beiden Varianten auftreten, werden aber nicht als primäre oder sekundäre Wundheilungsstörung unterschieden.

Primäre WundheilungSekundäre Wundheilung
Frische und glatte Wundränderauseinanderklaffende Wundränder
Schnelle Abheilung (etwa 10 Tage)verzögerte Heilung (Wochen bis Monate), Vorliegen einer Wundheilungsstörung
Keine Anzeichen einer InfektionBildung von Wundexsudat, Anfälligkeit für Infektionen
Keine NarbenbildungBildung von Granulationsgewebe um Gewebeverlust auszugleichen, Narbenbildung
Weitere Informationen

Einen Überblick über die verschiedenen Wundarten und die wundspezifische Versorgung finden Sie auch unter folgenden Artikeln:

Literatur

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.