Wundabstrich Essener Kreisel

Wundabstrich Essener Kreisel

Der Essener Kreisel ist eine Abstrichmethode für chronische Wunden. Dabei erfolgt die Abstrichentnahme unter leichtem Druck kreisend von außen nach innen über die gesamte Wundfläche.

Video: Der Essener Kreisel - eine Schritt-für-Schritt Anleitung

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Essener Kreisel im Überblick

In verschiedenen klinischen Untersuchungen konnte bereits gezeigt werden, dass nahezu alle chronischen Wunden mit Mikroorganismen kolonisiert sind.

Wenn auch bislang wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob eine bakterielle Kolonisation die Heilung chronischer Wunden verzögert, ist die antibakterielle Therapie insbesondere bei so genannten Problemkeimen wie beispielsweise Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) ein zentrales Ziel der modernen Wundbehandlung. Die Identifikation der verschiedenen Bakterienspezies und deren spezifische Resistenzen ist einerseits für die Umsetzung von Hygienemaßnahmen und andererseits bei Vorliegen einer systemisch zu behandelnden Infektion unbedingt erforderlich. Daher werden für eine entsprechende Diagnostik im praktischen Alltag bakteriologische Abstriche von der Oberfläche chronischer Wunden entnommen.

Entsprechend der aktuellen Konsensusvereinbarung der Weltorganisation der Wundheilungsgesellschaften (WUWHS) sollte für den Nachweis von Bakterien in chronischen Wunden ein bakteriologischer Abstrich aus dem Zentrum der Wunde entsprechend der Levine-Technik entnommen werden. Hierbei wird der Abstrichtupfer unter leichtem Druck über einem, vom Untersucher festgelegten Areal von 1 x 1 cm2 abgerollt und Probenmaterial gewonnen.

In der Konsensusvereinbarung wurde jedoch ebenfalls festgehalten, dass eine optimale Abstrichtechnik derzeit noch nicht validiert und identifiziert werden konnte. Wir konnten in einer aktuell publizierten prospektiven klinischen Studie bei 50 Patienten mit einem chronischen Ulcus cruris zeigen, dass sich das Keimspektrum auf der Oberfläche chronischer Wunden sehr heterogen verteilt. Somit bestanden teils erhebliche Diskrepanzen zwischen den unterschiedlichen Abstrichtechniken aus unterschiedlichen Arealen der Wundoberfläche. Im Hinblick auf die semiquantitativ ermittelten bakteriologischen Abstrichergebnisse konnten mit dem Essener Kreisel signifikant mehr Bakterienspezies erfasst werden als mit allen anderen konventionelle Abstrichmethoden inklusive der Levine-Technik.

Die Abstrichentnahme gemäß dem Essener Kreisel stellt daher eine neue sinnvolle Modifikation eines bakteriologischen Abstriches bei Patienten mit chronischen Wunden dar, die unerheblich mehr Zeit benötigt und keine weiteren Kosten verursacht. Der „Essener Kreisel“ bildet als neue modifizierte Abstrichmethode nahezu das gesamte Keimspektrum einer chronischen Wunde ab und ist insbesondere in der Lage einen spezifischeren Nachweis von beispielsweise MRSA im Vergleich zu den bisherigen konventionell durchgeführten Abstrichmethoden zu erbringen. 

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.