Stichwunden, Stichverletzungen

Stichwunden, Stichverletzungen

Stichwunden entstehen als Folge einer Verletzung mit einem spitzen Gegenstand.

Sie sind oberflächlich gesehen häufig klein, können dafür aber sehr tief ins Gewebe hereinreichen und dabei schwere innere Verletzungen verursachen.

Symptome

Einheitliche Symptome gibt es bei Stichwunden nicht. Wie groß die Wunde oberflächlich aussieht, hängt vom Durchmesser des verursachenden Gegenstands ab.

Häufig ist nur eine kleine oberflächliche Wunde sichtbar. Stichwunden können, aber müssen nicht unbedingt stark bluten. Das heißt jedoch nicht, dass es nicht zu einer Verletzung größerer Blutgefäße gekommen sein kann. Innere Blutungen sind von außen häufig nicht sichtbar. Deshalb sagt die Stärke der Blutung meist nichts über die Schwere der Verletzung aus.

Weitere Symptome bei Stichverletzungen hängen von den tieferen Gewebsschäden ab. Durch Stichverletzungen sind Verletzungen an Organen, Muskeln, Sehnen bis hin zu den Knochen möglich. Verletzungen dieser Organe oder Strukturen führen zu starken Schmerzen, die sich diffus ausbreiten können. Tiefe Verletzungen verursachen im allgemeinen größere Schmerzen als oberflächliche Wunden.

Stichwunden haben meistens glatte Wundränder und sehen von außen betrachtet eher klein aus.

Ursachen und Enstehung

Eine Stichwunde kann man sich im Alltag schnell unabsichtlich selbst zufügen.

Das geschieht beim Umgang mit Nadeln, Schraubendrehern oder ähnlichen Gegenständen. Beim Abrutschen sind Stichverletzungen, vor allem an den Händen, Armen oder Beinen die Folge.

Bei Gewaltverbrechen werden Stichwunden meist durch Messer verursacht. Diese Verletzungen sind häufig im Kopf-, Brust- oder Bauchbereich und können sehr tief sein. Stichwunden können auch durch Unfälle während der Ausübung einiger Sportarten entstehen. Ursachen können beispielsweise Tritte mit Schuhen mit Spikes, Degen beim Fechten oder Stürze auf spitze Gegenstände sein.

Stichverletzungen lassen sich nicht immer klar von Pfählungsverletzungen abgrenzen. Im Allgemeinen werden Stichverletzungen von spitzen Gegenständen mit einer glatten Oberfläche verursacht. Pfählungsverletzungen hingegen entstehen durch längliche Gegenstände, die nicht unbedingt spitz sein müssen. Die Oberfläche dieser Gegenstände, wie z. B. Äste, ist eher ungleichmäßig.

Stichverletzungen können sowohl durch Unachtsamkeit, Unfälle oder absichtliche Körperverletzungen entstehen. Grundsätzlich sind Stichwunden an jeder Körperstelle möglich.

Risikofaktoren

Generell sind alle Menschen einem gewissen Risiko ausgesetzt eine Stichwunde zu erleiden.

Ein vorsichtiger Umgang mit spitzen Gegenständen kann das Verletzungsrisiko minimieren, aber nicht ganz ausschließen. Sportarten, wie Fechten oder Fußball, sind durch den Umgang mit Degen oder Spike-Schuhen mit einem größeren Risiko für Stichwunden behaftet.

Personengruppen, die beruflich viel mit spitzen Gegenständen, wie Messern, Kanülen oder Schraubendrehern arbeiten, haben ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Eine besonders gefährliche Art der Stichverletzung ist in dem Zusammenhang die Nadelstichverletzung. Diese Verletzungen werden von scharfen oder spitzen medizinischen Instrumenten verursacht. Dem Risiko ist medizinisches Personal ausgesetzt, was mit Kanülen, Skalpellen, Nähnadeln und ähnlichem umgeht. Die Gefahr besteht vor allem darin, dass diese medizinischen Instrumente mit Blut und anderen potenziell infektiösen Körperflüssigkeiten kontaminiert sein können. Das Risiko einer Ansteckung oder einer Infektion ist entsprechend hoch.

Der Umgang mit spitzen Gegenständen im Beruf, Alltag oder bei einigen Sportarten kann zu Stichwunden führen.

Behandlung und Therapie

Oberflächliche, saubere Stichverletzungen können häufig selbständig behandelt werden. Die Wunde sollte unter Leitungswasser gereinigt und ggfs. desinfiziert werden.

Anschließend sollte die Wunde mit einem sauberen Pflaster abgedeckt werden. Dazu eignet sich für Wunden an den Fingern besonders der DracoPlast Classic Fingerverband mit einer extra-langen Klebefläche zur sicheren Fixierung. Oberflächliche Stichwunden an anderer Stelle können gut mit DracoPlast Classic, DracoPlast Soft oder DracoPlast Soft Pflaster-Strips geschützt werden.

Verletzungen mit größeren Gegenständen, die eventuell auch noch in der Wunde stecken, müssen immer ärztlich untersucht und behandelt werden. Eine Wunde am Rumpf oder am Kopf birgt dabei ein besonders hohes Risiko für Folgeschäden oder sogar tödliche Ausgänge, da lebenswichtige Organe verletzt sein können. Steckt der Gegenstand noch in der Wunde, verhindert er häufig, dass es zu stärkeren Blutungen kommt. Deshalb darf der verursachende Gegenstand nicht selbständig aus der Wunde gezogen werden.

Die Ärztin oder der Arzt wird den Gegenstand vorsichtig entfernen und den Stichkanal untersuchen. Abhängig von der Tiefe der Wunde und anderen verletzten Geweben oder Organen muss die weitere Versorgung gegebenenfalls operativ erfolgen. Eine unauffällige, saubere Wunde kann genäht werden. Wichtig ist aber, dass das Wundsekret abfließen kann. Eventuell ist hier eine Drainage nötig, die die Wundflüssigkeit nach außen ableitet.

Stichwunden sind gefährlich, da die Tiefe der Verletzung von außen häufig nicht abschätzbar ist. Abhängig von der Lokalisation können lebenswichtige Organe verletzt worden sein.

Heilungsverlauf

Der Heilungsverlauf und die Heilungsdauer einer Stichverletzung richten sich nach der Wundursache, Lokalisation und dem Ausmaß der Verletzung.

Oberflächliche Stichwunden heilen, wenn keine Komplikationen auftreten, innerhalb von 14 bis 21 Tagen vollständig ab. Tiefe und komplizierte Stichwunden, vor allem nach operativer Versorgung, sollten ebenfalls nach etwa 21 Tagen wenigstens oberflächlich geschlossen sein. Derartige Wunden sind aber noch sehr empfindlich. Insbesondere bei tiefen oder großen Wunden benötigt die Haut mehrere Monate, bis das Narbengewebe seine maximale Belastbarkeit erreicht hat. Deshalb müssen sich Betroffene über einen längeren Zeitraum körperlich schonen.

Bei tiefen Stichwunden kann in den ersten zwei bis fünf Tagen viel Exsudat anfallen. Das ist völlig normal in der Exsudationsphase und dient dem Ausschwemmen von Keimen, Schmutz und abgestorbenem Gewebe. Dann wird häufig eine Drainage eingesetzt, um die Wundflüssigkeit nach außen zu leiten.

In der Granulationsphase „wächst“ die Wunde von den Wundrändern ausgehend zu. Das geschieht durch die Bildung von Kapillaren und Einwanderung von Bindegewebszellen. In dieser Phase, die etwa zehn Tage dauert, sieht die Wunde tiefrot und feucht glänzend aus. Der Wundbereich kann dabei durchaus jucken. Schmerzen oder Rötungen und Schwellungen der Wundumgebungshaut sind hingegen ein Warnsignal für eine beginnende Wundinfektion.

Mögliche Komplikationen

Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen der Wundumgebungshaut deuten auf Komplikationen hin.

Derartige Anzeichen deuten auf eine Entzündung hin, die unbehandelt bis zur Blutvergiftung (Sepsis) führen kann. Eine besonders große Gefahr geht von Nadelstichverletzungen aus, wenn der verursachende Gegenstand mit infektiösem Material von Patientinnen oder Patienten kontaminiert war. Das Hauptaugenmerk liegt auf Infektionen mit Hepatitis B (HBV), Hepatitis C (HCV) und dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV).

Insbesondere tiefe Stichwunden können chronisch werden, wenn die Wundheilung nicht voranschreitet. Die Wundheilung kann durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden. Dazu gehören Infektionen, vermehrtes Exsudat-Aufkommen oder nicht-stadiengerechte Wundauflagen. Sehen Sie dazu auch die Informationen zu Komplikationen, Risiken und Wundbehandlung tiefer Wunden.

Innere Blutungen können vor allem bei tiefen Stichwunden vorkommen. Diese sind von außen nicht sichtbar, aber von starken Schmerzen begleitet. Deshalb sollte bei starken und anhaltenden Schmerzen immer eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.