MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus)
MRSA steht für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus und ist eine Bakterienart, die gegen viele gängige Antibiotika resistent ist.
MRSA-Bakterien können Hautinfektionen, Lungenentzündungen und andere schwere Infektionen verursachen. MRSA- bzw. ORSA-Stämme sind resistent gegen das Antibiotikum Methicillin bzw. Oxacillin sowie fast alle weiteren Beta Laktam-Antibiotika. Eine Übertragung von MRSA findet besonders in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen statt.
Staphylococcus aureus
Staphylococcus aureus ist etwa bei der Hälfte der Menschen Bestandteil der natürlichen Haut- und Schleimhautflora. Einem gesunden Menschen schaden Staphylokokken in der Regel nicht. Gelangt der Keim allerdings in den Körper durch beispielsweise eine Wunde, kann er bei entsprechend geschwächtem Immunsystem schwere Wundinfektionen, Infektionen der Atemwege oder Blutvergiftungen hervorrufen. Staphylococcus aureus ist in der Regel gut mit Beta-Laktam-Antibiotika zu behandeln. Bei MRSA bzw. ORSA ist durch erworbene Mutationen im Laufe der letzten Jahrzehnte eine Multiresistenz gegen fast alle Beta Laktam-Antibiotika und zum Teil auch gegen weitere Antibiotikaklassen entwickelt. Der Keim ist dadurch nicht ansteckender oder aggressiver, allerdings deutlich schwerer zu behandeln.
Die Übertragung von MRSA findet gehäuft in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen statt. Besonders betroffen sind dabei Patienten und Patientinnen mit langen Krankenhausaufenthalten, die unter offenen Wunden leiden oder ein geschwächtes Immunsystem haben.
Nachweis und Behandlung
Durch einen Abstrich kann MRSA im Labor nachgewiesen werden. Sollte der Test positiv ausfallen, werden die Betroffenen im Krankenhaus von Nichtbetroffenen isoliert, um ein weiteres Ausbreiten zu verhindern. Wichtig ist das Einhalten von verstärkten Hygienemaßnahmen aller Kontaktpersonen (Patient, Besucher, Krankenhauspersonal).
Durch sog. Reserveantibiotika kann MRSA behandelt werden. Zusätzlich muss eine Sanierungstherapie durchgeführt werden, d.h. die MRSA-Stämme müssen entfernt werden. Dies kann z.B. durch antibiotische oder antiseptische Salben geschehen. Es gibt Faktoren, die den Sanierungserfolg mindern können. Dazu zählen unter anderem Katheter, atopische Ekzeme oder Wunden.
Video: MRSA Abstrich durchführen
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Präventionsansätze
Die Übertragung von MRSA erfolgt hauptsächlich durch direkten Kontakt mit infizierten Personen sowie indirekt über kontaminierte Oberflächen. Der Keim kann auf Oberflächen wie Türgriffen, Untersuchungsliegen oder medizinischen Geräten wochenlang überleben, was die Ansteckungsgefahr erhöht. Neben diesen Hauptübertragungswegen ist auch eine Tröpfcheninfektion durch Husten oder Niesen möglich, insbesondere bei Patienten mit MRSA-Besiedlung der Atemwege. Um eine Verbreitung zu vermeiden, sind konsequente Präventionsmaßnahmen unerlässlich. Die Maßnahmen unterscheiden sich für Krankenhäuser sowie für Niedergelassene.
Krankenhaus:
- Unterbringung von MRSA-positiven Patienten und Patientinnen in Einzelzimmern
- Personal trägt Handschuhe, Kittel, Mundschutz
- Verschärfte Hygienemaßnahmen
Niedergelassene:
- Standardhygiene einhalten, wie
- Händedesinfektion
- Handschuhe tragen
- Reinigung und Desinfektion von Flächen
- Abfallentsorgung
- Bei möglichem Kontakt mit Sekreten (z.B. beim endotrachealen Absaugen oder Wundbehandlungen) sind Einmalschürzen und ein Mundnasenschutz empfohlen
- Darüber hinaus keine besonderen Vorkehrungen
Als Ausnahme gilt hier die Furunkulose (Auftreten mehrerer eitriger Entzündungen von Haarfollikeln) bei der an ein Community-associated-MRSA (caMRSA, erworben im ambulanten Bereich) gedacht werden muss.
Die unterschiedlichen Hygienestandards beruhen darauf, dass im Krankenhaus ein größeres Risiko für behandlungsassoziierte Infektionen gibt. Das liegt unter anderem daran, dass generell mehr Menschen auf engem Raum untergebracht sind. Zusätzlich haben viele der Patientinnen und Patienten ein erhöhtes Risiko, da sie beispielsweise (Gefäß)-Katheter oder frische OP-Wunden haben.
MRSA in der ambulanten Versorgung
MRSA stellt nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in der ambulanten Versorgung eine Herausforderung dar. Für medizinisches Fachpersonal wie MFA, Ärztinnen und Ärzte ist es wichtig, Hygienemaßnahmen konsequent umzusetzen, um eine Übertragung zu vermeiden und die Patientensicherheit zu gewährleisten. Folgende Empfehlungen sollen dabei unterstützen:
- Kein separater Wartebereich
- Ein gesonderter Wartebereich für MRSA-positive Patientinnen und Patienten ist in der Regel nicht notwendig. Die im Hygieneplan festgehaltenen Maßnahmen müssen jedoch eingehalten werden. Manche Praxen bevorzugen es dennoch, eine Infekt-Sprechstunde am Ende des Praxistages und danach die Desinfektion des Wartebereichs durchzuführen.
- Offene Wunden
- Offene mit MRSA besiedelte Wunden bedingen eine hohe Streu- und Übertragungsgefahr, insbesondere bei therapeutischen Maßnahmen wie einem Verbandwechsel.
- Desinfektion und Abfallentsorgung
- Nach der Behandlung erfolgt eine entsprechende Desinfektion der Patientenliege sowie von verwendeten Messinstrumenten (z.B. Blutdruckmessgerät). Abfälle aus der Patientenbehandlung müssen nicht gesondert entsorgt werden. Es ist ausreichend, diese Abfälle in einer geschlossenen Plastiktüte über den Praxismüll zu entsorgen.
- Erfolgskontrolle nach Eradikation
- Zur Erfolgskontrolle von erfolgten Sanierungsmaßnahmen reicht in der Arztpraxis zunächst ein Abstrich aus (im Krankenhaus sind drei Kontrollabstriche nötig).
- Informationsweitergabe bei Überweisung
- Einweisende Ärztinnen und Ärzte sollten weiterbehandelnde Kolleginnen und Kollegen z.B. im Krankenhaus über MRSA-positive Patientinnen und Patienten informieren. Dabei sollte ein MRSA-Übergabeprotokoll verwendet werden. Gleiches gilt andersherum, wenn eine Patientin oder ein Patient aus dem Krankenhaus in die ambulante Versorgung übergeben wird.
- Antibiotika: Rationaler Einsatz
- Grundsätzlich wird vom Robert Koch Institut ein rationaler Umgang mit Antibiotika empfohlen, um weitere Resistenzbildungen zu vermeiden.
Klären Sie auch den betroffenen Patienten/Patientin über die Infektion und eventuell angeordnete Sanierungsmaßnahmen auf. So können Betroffene bei allen Maßnahmen aktiv mithelfen.