Intertrigo

Intertrigo ist eine entzündliche Hauterkrankung. Sie entsteht durch anhaltende mechanische Reizung und wird daher als irritative Kontaktdermatitis (Dermatitis intertriginosa), oder umgangssprachlich auch als der „Hautwolf“, bezeichnet. Es entstehen großflächige, teils juckende und brennende Hautrötungen, häufig im Bereich von Hautfalten (Intertrigines).

Bei anhaltender Reizung sind die Übergänge von Intertrigo zu anderen Formen der Dermatitis wie Windeldermatitis, Erythrasma oder Dekubitus fließend. Im Verlauf können Sekundärinfektionen mit Bakterien oder Hefepilzen auftreten.

Wie wird Intertrigo behandelt?

Um Komplikationen zu vermeiden, sollte die Intertrigo-Behandlung möglichst schnell erfolgen.

Je nach Diagnose und Stadium der Intertrigo wird sowohl die Hautreizung als auch die Sekundärinfektion behandelt. Bei einer akuten Intertrigo ohne Befall von Bakterien oder Hefen reicht es meist, den Auslöser zu identifizieren und die Stelle trocken und sauber zu halten. Feuchtigkeit, Nässe und Schweiß sollten durch atmungsaktive Kleidung vermieden werden und die Stelle bei Bedarf schnellstmöglich trocken getupft werden. Zur Reinigung empfehlen sich sanfte, pH-neutrale Waschlotionen.

Zusätzliche therapeutische Maßnahmen zum Trocknen der betroffenen Hautpartie sind z. B. Talk, Burow-Lösung-Kompressen und superabsorbierende Puder. Kompressen können helfen, weiteren mechanischen Reizungen entgegenzuwirken (siehe auch Versorgung schwieriger Körperstellen). Je nach Schwere der Intertrigo ist die Anwendung von kortikosteroiden Salben („Kortisonsalben“) sinnvoll. 

Bei einem Nachweis weiterer Infektionen können je nach Befund antiseptische Lotionen, antibakterielle Salben oder antimykotische Cremes verabreicht werden. Die Salben sollten jedoch nur dünn aufgetragen werden, damit sich der Feuchtigkeitshaushalt regulieren kann. 

Antibiotische Salben sollten aufgrund der Resistenzentwicklung nur in Ausnahmefällen verwendet werden.

Die Behandlung der Intertrigo ist von Fall zu Fall verschieden. Wenn keine Komplikationen vorliegen, heilt die Intertrigo nach etwa 1–2 Wochen aus. Bei einer Sekundärinfektion, insbesondere bei einer Pilzinfektion, dauert die Behandlung bis zur vollständigen Abheilung meist 2–4 Wochen. 

Was sind die Symptome von Intertrigo?

Typische Symptome für Intertrigo sind oftmals großflächige Hautrötungen (Erytheme), die scharf begrenzt sind und von Hautfalten ausgehen.

Die Form der Hautrötungen ähnelt sich häufig auf beiden Seiten der Hautfalte und wirkt wie an der Hautfalte gespiegelt. Die Stellen werden oft schmerzhaft, juckend oder brennend wahrgenommen. Häufig treten Hautrisse (Rhagaden) und Aufweichung der Haut (Mazeration) auf. Teilweise können sich auch Bläschen, Hauterosionen und nässende Schuppung entwickeln. 

Man unterscheidet zwischen drei Intertrigo-Stadien:

  1. Akute Intertrigo, die bei temporärem Auslöser (wie z. B. Sport) von selbst abklingt
  2. Chronische Intertrigo, die sich bei anhaltendem Auslöser (z. B. submammäre Hautfalte) fortgehend ausweitet
  3. Chronische Intertrigo mit Komplikationen durch Sekundärinfektionen (z. B. Bakterien und Candida albicans). Bei einem zusätzlichen Candidabefall sind Satellitenherde sichtbar. Bei einer Superinfektion kann ein unangenehmer, süßlicher Geruch von den betroffenen Stellen ausgehen.

Entstehung und Risikofaktoren von Intertrigo

Intertrigo wird durch starke Reibung, Feuchtigkeitsansammlungen, Schweißbildung und Wärmestauung begünstigt.

Durch anhaltende Reibung von Haut auf Haut wird die Hautoberfläche wund gescheuert. Die Haut verliert dadurch ihre schützende Barrierefunktion und Bakterien und Pilze können sich einnisten. Die hierdurch entstehenden Infektionen verursachen weitere Irritationen der Haut. 

Hierdurch ergeben sich insbesondere folgende Risikofaktoren:

Adipositas:Durch Übergewicht entstehen Hautfalten, in denen sich ein feuchtwarmes Mikroklima bildet. Bei Bewegungen reiben die aufeinanderliegenden Hautschichten gegeneinander, sodass an diesen Stellen besonders schnell Intertrigo entsteht. 
Bettlägerigkeit:Bettlägerige Menschen leiden oft unter Druck- und Scheuerstellen, die Intertrigo begünstigen.
Diabetes mellitus:Bei Menschen mit Diabetes mellitus führt die chronische Störung des Blutzuckerhaushalts zu generellen Einschränkungen der natürlichen Wundheilungsprozesse der Haut. Hierdurch steigt das Infektionsrisiko. 
Hygiene:Durch mangelnde Körperhygiene entstehen vermehrt Mikroorganismen, die Hautinfektionen begünstigen können.
Inkontinenz:Durch Inkontinenz sammelt sich Urin oder Stuhl im Genital- oder Analbereich, was zu einem feuchten Milieu und einer Begünstigung von Intertrigo führt. Das Tragen von Inkontinenzeinlagen erhöht das Risiko für Abreibungen und Hautirritationen zusätzlich.
Kleidung:Kleidung, die scheuert, einen Wärmestau bildet oder Feuchtigkeit nicht abtransportiert, ist ein weiterer Risikofaktor für Intertrigo. Dies betrifft z. B. synthetische, nicht atmungsaktive Textilien, sehr enge Kleidung oder schlecht sitzende Schuhe. 
Prothesen:Die Kontaktstelle zwischen Prothese und Haut stellt eine besondere Risikozone dar, da die Haut hier nicht atmen kann und ständig Reibung entsteht. 
Schweiß:Erhöhte Schweißbildung, z. B. bei sportlicher Betätigung oder bei hohen Außentemperaturen, erhöht das Risiko für Intertrigo.
Sport:Bei Ausdauersportarten wie z. B. Joggen, Nordic Walken, und Radfahren kann die Reibung der Haut zwischen den Oberschenkeln oder im Gesäßbereich zum Intertrigo führen. Man hat sich dann umgangssprachlich „einen Wolf gelaufen“.
Windeln:Durch Reibung und Feuchtigkeit erhöhen Windeln das Risiko für Intertrigo insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern.

Diagnose und Differentialdiagnose

Gemäß der internationalen Klassifikation von Diagnosen – der ICD10 – ist Intertrigo unter L30.4 „Intertriginöses Ekzem“ codiert.

Die Diagnose wird auf Grundlage des klinischen Bildes gestellt. Typisch für die Intertrigo sind begrenzte, entzündlich gerötete, juckende, ulzerierte Herde (in fortgeschrittenem Stadium auch nässend), die sich symmetrisch um eine Hauteinfaltung ausweiten.

Bei klinischen Hinweisen auf in kurzen Abständen aufeinanderfolgende bakterielle Infektionen (Superinfektionen) und Pilzbefall ist ein zusätzlicher Erregernachweis sinnvoll. Ein Hautausschlag mit Blasen deutet auf eine bakterielle Infektion hin, wogegen Papeln oder Pusteln im Randbereich der betroffenen Stelle (Satellitenpapeln) ein Zeichen für einen Candidabefall sein können. Eine blaugrüne Färbung deutet auf Pseudomonas hin, wogegen stark geröteter und unangenehm riechender Ausschlag ohne Papeln und Pusteln Zeichen einer Streptokokken-Infektion sein kann. Klinisch ähnlich ist auch das Erythrasma, das von der Intertrigo mithilfe der Wood-Lampe eindeutig abgegrenzt werden kann. Im Gegensatz zur Intertrigo leuchten bei einem Erythrasma betroffene Areale korallenrot auf, da der Erreger (Corynebakterium) einen fluoreszierenden Stoff absondert. 

Vor der Diagnose sollte eine allergische Kontaktdermatitis, wie z. B. an den Axillen (Achselbereich) durch Deodorants oder im perianalen Bereich durch Feuchttücher, ausgeschlossen werden.

Zu weiteren Differentialdiagnosen gehören:

  • Dekubitus
  • Dermatitis (z. B. aufgrund einer Inkontinenz)
  • Psoriasis vulgaris
  • seborrhoisches Ekzem
  • Mykosen (z. B. Candidose)
  • Pemphigus vulgaris
  • Lichen ruber
  • Morbus Hailey-Hailey
  • Morbus Darier
  • Langerhans-Zell-Histiozytose
  • extramammärer Morbus Paget
  • Streptokokkendermatitis
  • Tinea inguinalis

Intertrigoprophylaxe

Intertrigoprophylaxe umfasst standardmäßig gute Körperhygiene und das Vermeiden feuchter Hautstellen.

Bei Patientinnen und Patienten, die krankheits- und altersbedingt nicht selbst alle Körperstellen erreichen können, empfiehlt sich eine regelmäßige Hautkontrolle durch das Pflegepersonal. Dies gilt ebenfalls für die Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern im Windelalter.

Besonders gefährdete Hautpartien, insbesondere auch Wunden, sollten sorgfältig trocken gehalten werden, ggf. bei Wunden auch mittels Kompressen oder weichen saugfähigen Tüchern. Bei Inkontinenz sollte der Genitalbereich nach jedem Einnässen gereinigt und eine saubere Einlage verwendet werden. Generell empfiehlt sich atmungsaktive Unterwäsche aus Baumwolle oder Naturmaterialien.

Auch an anderen Körperstellen kann das Risiko durch weite, atmungsaktive Kleidung und offenes Schuhwerk reduziert werden, weil dadurch Schweiß und Nässe gut abtransportiert werden können. Zur Prophylaxe submammärer Intertrigo empfiehlt sich das Tragen eines BHs. Bei Adipositas hilft insbesondere Gewichtsreduzierung, da hierdurch die Hautfalten und damit die primären Risikostellen für Intertrigo verringert werden. 

Literatur

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.