Es hakt bei der Digitalisierung

Es hakt bei der Digitalisierung

Viele Praxen berichten von Schwierigkeiten bei der Umstellung auf eAU und eRezept. Mit welchen Herausforderungen müssen Sie als MFA im Arbeitsalltag rechnen? 

Die Digitalisierung ist in den Arztpraxen ein großes Thema. Seit dem 1. Juli ist die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) verpflichtend. Doch es hapert an der technischen Umsetzung. Probleme gibt es auch beim elektronischen Rezept (eRezept). Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein hat sich daher aus den Testläufen vorerst zurückgezogen. Was steckt im Einzelnen dahinter? 

Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung: MFA verlieren viel Zeit 

Die meisten Praxen haben die Technik für die eAU mittlerweile grundsätzlich ans Laufen gebracht und verschicken die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen digital. Allerdings klappt das nur bei rund der Hälfte der Praxen mehr oder weniger reibungslos. Das hat eine Umfrage der KBV ergeben. Das sind die größten Baustellen: 

  • Viele Praxen haben grundsätzliche technische Schwierigkeiten. 
  • Die technischen Dienstleister sind oft nicht schnell genug erreichbar. 
  • Der digitale Versand klappt oftmals vorübergehend nicht oder dauert sehr lange. Das kostet vor allem die MFA sehr viel Zeit. 
  • Viele Patientinnen und Patienten seien über das Thema nicht informiert und müssten aufgeklärt werden, was für die Ärztinnen und Ärzte oder ihre Mitarbeitenden mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist. 
  • Hinzu kommt: Aktuell werden die Daten nur an die Krankenkassen digital übermittelt. Für Patientinnen und Patienten sowie deren Arbeitgeber müssen weiterhin Papierausdrucke erstellt werden. Für die MFA sind also Arbeitsschritte hinzugekommen. Eine Entlastung ist die eAU derzeit nicht. 

Übrigens: Falls es mit der eAU an Ihrem Arbeitsplatz noch Probleme gibt, können Sie vorübergehend ein sogenanntes Stylesheet nutzen. Hier erfahren Sie, wie die eAU-Alternative funktioniert

Elektronisches Rezept: noch nicht wirklich digital  

Beim eRezept ist die Lage ähnlich. Teilnehmende Praxen berichten davon, dass es zu lange dauere, das Rezept inklusive elektronischer Signatur auszustellen. Auch seien die Apotheken – sie sollen seit dem 1. September in der Lage sein, die eRezepte einzulösen – bei Weitem nicht alle ausreichend auf die neuen Anforderungen vorbereitet. 

Der größte Kritikpunkt ist jedoch die Tatsache, dass die Versicherten größtenteils noch gar nicht mit modernen Gesundheitskarten ausgestattet seien, die ein eRezept ermöglichen. In Kombination mit der entsprechenden App soll der Vorgang eigentlich vollständig digital ablaufen. Ohne die elektronischen Gesundheitskarten funktioniert das jedoch nicht. Im Ergebnis müssen die MFA die Rezeptcodes ausdrucken. 

Siehe auch:

Digitale Praxis

Testlauf fürs eRezept auch in Westfalen-Lippe auf der Kippe 

Die KV Schleswig-Holstein wollte daher vorübergehend Rezeptcodes per E-Mail oder SMS verschicken, was die Landesdatenschutzbeauftragte nicht genehmigt hat. Die KV hat den Testlauf daher eigenständig beendet – bis die Anwendung vollständig digital ablaufen kann. Die KV Westfalen-Lippe ist ebenfalls kritisch und gibt der Gematik nur noch drei Monate Zeit, um dieses Problem zu lösen. 

Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.