Sepsis-Erreger schneller erkennen: digitale Diagnostik im Vormarsch
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Sepsis-Erreger schneller erkennen: digitale Diagnostik im Vormarsch

Das Projekt „DigiSep“ soll dabei helfen, die Erreger bei einer Blutvergiftung schneller zu erkennen. Erster Schritt ist die richtige Diagnose. Aufmerksame MFA sind hier gefragt.

Eine Blutvergiftung (Sepsis) kann im Prinzip aus jeder Infektion entstehen, und sie ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Allein in Deutschland erleiden mehr als 300.000 Menschen im Jahr eine Blutvergiftung, über 85.000 sterben daran. 

Die Überlebenschancen der Betroffenen hängen unter anderem von zwei Faktoren ab:  

  1. Wann startet die Therapie? Dafür ist es unverzichtbar, dass das gesamte medizinische Personal das Thema Sepsis im Blick hat und schon bei der Anmeldung den Patienten oder die Patientin schnell an das ärztliche Team weiterleitet. 

  2. Wie schnell wird der Erreger erkannt? Davon hängt die Wahl eines wirksamen Antibiotikums ab. Greift das anfangs verabreichte Medikament nicht, geht wertvolle Zeit für die Behandlung verloren. 

Das Universitätsklinikum Essen hat jetzt mit Unterstützung der Barmer Ersatzkasse ein Projekt namens „DigiSep“ gestartet. Die Fachleute nutzen eine neue, digitale Methode, um die Erreger bei einer Blutvergiftung zu bestimmen. Dieses System vergleichen sie mit den Ergebnissen der gängigen mikrobiologischen Diagnostik. Die Forschenden hoffen, dass ihr Verfahren schneller und sicherer ist.  

Mehr als 20 Kliniken sind bundesweit an „DigiSep“ beteiligt. Nach Angaben der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kann das Verfahren innerhalb von 24 Stunden mehr als 16.000 Mikroben identifizieren, darunter 1.500 Keime, die zu einer Blutvergiftung führen. Die Forschenden wollen nun klären, ob die digitale Diagnostik die Sterblichkeit von Sepsis-Patienten tatsächlich verringert und wie sie sich auf weitere Faktoren auswirkt, etwa auf die Dauer der Antibiotika-Therapie, das Risiko für ein Nierenversagen und die Verweildauer auf der Intensivstation auswirke. 
 

Tipps fürs medizinische Personal 

Im Prinzip kann jede Infektion Auslöser einer Blutvergiftung sein. Besonders groß ist das Risiko für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Viele Betroffene entwickeln jedoch Symptome, ohne einen Zusammenhang zwischen ihren Beschwerden und der vorangegangenen Erkrankung herzustellen. Folgende Symptome gelten als Warnsignale, die eine sofortige Untersuchung notwendig machen: 

  • Der Patient oder die Patientin ist kurzatmig. 
  • Der Puls geht auffällig schnell und/oder der Blutdruck ist zu niedrig. 
  • Die Haut ist kalt und feucht. 
  • Schüttelfrost tritt häufig auf. 
  • Viele Betroffene klagen über starke Schmerzen. 
  • Verwirrtheit oder Wesensveränderungen sind zu beobachten. 
  • Insgesamt liegt ein ungewöhnliches Krankheitsgefühl vor. 

Wichtig: Auch ohne Fieber kann es sich um eine Sepsis handeln!

Sepsis-Erreger schneller erkennen: digitale Diagnostik im Vormarsch

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Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.