Furunkel und Karbunkel

Furunkel und Karbunkel

Ein Furunkel ist eine bakteriell verursachte eitrige Entzündung des Haarfollikels, die in der Fachsprache Follikulitis oder Perifollikulitis heißt. Umgangssprachlich werden Furunkel auch als Hautabszess oder Blutgeschwür bezeichnet.

Der häufigste Auslöser einer Follikulitis oder Perifollikulitis ist eine Infektion mit Staphylococcus aureus. Die bakterielle Infektion führt zum Absterben von Gewebe und Eiterbildung um den Haarbalg. Der Eiter in den tiefen Hautschichten kann nicht entweichen und führt so zu einem inneren Abszess. 

Entstehen mehrere Furunkel an verschiedenen Körperstellen, spricht man von Furunkulose. Liegen die Entzündungsherde nah beieinander, könnten sich die Furunkel subkutan über mehrere benachbarte Haarbälge hinweg verbinden. In diesem Fall liegt ein Karbunkel vor, umgangssprachlich auch Eiterbeule oder Kohlenbeule genannt. Furunkel und Karbunkel können prinzipiell an allen behaarten Körperstellen auftreten. Häufig kommen sie jedoch an besonders weichen Hautstellen mit verstärkter Schweißabsonderung und Talgbildung vor, wie etwa im Gesicht, an Hals und Nacken, in den Achselhöhlen, im Schambereich, am Gesäß, in der Leistenregion und an den Oberschenkeln. 

Behandlung von Furunkeln und Karbunkeln

Bei Furunkeln und Karbunkeln ist eine gute Körperhygiene wichtig.

Hierfür eignen sich antibakterielle Seifen. Auf fettende Pflegeprodukte und Make-up sollte hingegen besser verzichtet werden. Keinesfalls darf auf die Entzündung Druck ausgeübt werden, je nach Körperregion können hier druckentlastende Kompressen helfen. 

In günstigen Fällen tritt die Abheilung des Furunkels von ganz allein ein. Ist die oberste Hautschicht noch intakt, kann die sogenannte „Zugsalbe“, auch „Teersalbe“ genannt, den Heilungsprozess beschleunigen. Zugsalben enthalten sulfoniertes Schieferöl (Ammoniumbituminosulfonat, Ichthammolum), das antibakteriell wirkt, die behandelte Hautschicht aufweicht und die Durchblutung anregt. Hierdurch werden die körpereigenen Heilungsprozesse beschleunigt und der Eiter kann leichter die oberste Hautschicht durchbrechen. Allerdings ist das schwarze Ammoniumbituminosulfonat stark färbend und aus Kleidung kaum zu entfernen. Deshalb empfiehlt es sich, die betroffene Stelle zusätzlich mit Pflaster oder Mull abzudecken oder gleich ein präpariertes „Zugpflaster“ zu verwenden.

Operative Behandlung von Furunkeln

Je nach Stadium des Furunkels, Schmerzempfinden der Betroffenen und Risiko verschleppter Entzündungsherde sollte man Furunkel operativ behandeln. In diesem Fall wird der Abszess eingeschnitten und drainiert, wodurch eine sofortige Druckentlastung eintritt. Dies ist besonders an Körperstellen sinnvoll, wenn die betroffene Stelle im Alltag nur sehr schwer ruhig gestellt werden kann (z. B. an den Lippen) oder wenn die Betroffenen bereits Symptome einer sich ausweitenden Entzündung zeigen (z. B. Abgeschlagenheit, geschwollene Lymphknoten, Fieber). 

Der chirurgische Eingriff darf nur von Ärztinnen oder Ärzten durchgeführt werden. Denn bei einer unfachmännischen Öffnung ist das Risiko groß, dass die Bakterien in andere Blutgefäße gelangen und es kann zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. 
 

Geeignete Wundauflagen und Medikamente

Ist das Furunkel kleiner als 5 mm und liegen keine weiteren Symptome vor, reicht eine anschließende antiseptische Wundspülung und -versorgung. Solange die Wunde offen ist, sollte sie durch Pflaster oder Kompressen geschützt werden. An schwer zugänglichen Körperstellen, oder in Beugen wo die Wunde großen Schwerkräften ausgesetzt ist, können spezielle Wundauflagen und Fixiertechniken notwendig sein (siehe Versorgung schwieriger Körperstellen).

Patientinnen und Patienten mit besonders großen Furunkeln, multiplen Abszessen, Karbunkeln, Fieber oder Immunschwächen sollten zudem mit Antibiotika behandelt werden (z. B.  Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Clindamycin, Doxycyclin, Minocyclin). Viele Varianten von Staphylococcus aureus sind multiresistent gegen Antibiotika. Daher sollten Patientinnen und Patienten mit Furunkulose bei stationärer Behandlung bevorzugt isoliert versorgt werden. 

Bei Karbunkeln wird zur Nachsorge oft eine Wundeinlage (Streifen aus Stoff oder Silikon) in die offene, ausgespülte Wunde gesetzt. Hierdurch kann die Wundflüssigkeit und ggf. weiterer Eiter nach außen abgeleitet werden, sodass das Gewebe komplett ausheilen kann. Die Wundeinlagen sollten täglich von medizinischem Fachpersonal gewechselt werden.

Neue PräsenzfortbildungWundversorgung für Fortgeschrittene

Sie wollen zusammen mit praxiserfahrenen Moderatorinnen und wunderfahrenen Kolleginnen tiefer in konkrete Fallbeispiele einsteigen? Dann besuchen Sie unsere neue Präsenzfortbildung und bringen Sie Ihr Wissen ein.

Jetzt anmelden!

Symptome und Verlauf

Die menschliche Haut umfasst drei Schichten: 

  • die äußere Epidermis (Oberhaut oder Hornschicht), 
  • die mittlere Dermis oder Corium (Lederhaut) 
  • die tief gelegene Subcutis (Unterhautfettgewebe). 

Bei einem klassischen Pickel sind die Talgdrüsen des Haars entzündet, die sich in der Dermis befinden. In der Regel heilen Pickel von selbst aus. Weitet sich die Infektion jedoch auf die Haarwurzel und den darunter liegenden Haarbalg in der Subcutis aus, spricht man von einem Furunkel. Dabei entsteht ein innenliegender, bis zu zwei Zentimeter großer Pfropf aus Eiter und nekrotischem Gewebe.  

Durch die Nähe der umliegenden Nervenzellen macht sich ein Furunkel zunächst meist durch Jucken und/oder Pochen bemerkbar. Je nach Körperstelle und Größe der Schwellung kann ein Furunkel sehr schmerzhaft sein. Nach außen hin sichtbar ist eine deutliche Schwellung (Knoten), die deutlich größer wird als der übliche Pickel. Die umliegende Haut ist meist stark gerötet und es entsteht ein Hitzegefühl um den Entzündungsherd. 

Üblicherweise bricht der Pfropf ab einer gewissen Größe von selbst durch die Hautoberfläche, entleert sich und heilt unter Narbenbildung wieder ab. In manchen Fällen wird der Eiter auch subkutan abgebaut und das Furunkel bildet sich komplikationslos von selbst zurück. Falls dies nicht eintritt, kann ein dauerhafter Abszess entstehen, der operativ entfernt werden muss. 

Bei einem Karbunkel, oder auch durch Quetschen eines Furunkels, kann es dazu kommen, dass der Eiter nicht nach außen, sondern in das umliegende Gewebe einbricht. In diesem Fall ist ein sofortiges Eingreifen wichtig, da dies eine Lymphadenitis oder Lymphangitis (Symptome Fieber und Lymphknotenschwellungen) zur Folge haben kann. Besonders kritisch ist es, wenn sich die Furunkel oder Karbunkel im Gesicht befinden. Gelangen die Erreger in die Blutgefäße, können eine lebensbedrohliche Hirnvenenthrombose, Sepsis oder Meningitis entstehen.

Furunkel am Ellbogen, sichtbare Eiterherde
Furunkel am Ellbogen, sichtbare Eiterherde

Wie entstehen Furunkel und Karbunkel?

In den meisten Fällen entsteht ein Furunkel oder auch ein Karbunkel durch eine Eigeninfektion, da der Erreger Staphylococcus aureus natürlich auf der Haut des Menschen vorkommt.

Über Mikrotraumata der Schweißdrüsen oder der Haarfollikel können die Bakterien in den Haarbalg eindringen und dort eine eitrige Entzündung hervorrufen. Auch eine Schmierinfektion über Hautkontakt oder kontaminierte Oberflächen ist möglich. 

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Entstehung von Furunkeln begünstigen. Hierzu gehören Menschen mit erhöhter Talgproduktion (z. B. durch Stoffwechselstörungen), Hautirritationen (z. B. durch enge, scheuernde Kleidung, Rasur oder Enthaarung) und mangelnde Körperhygiene. Auch entzündete Pickel, Insektenstiche sowie verunreinigte Spritzen können Furunkel verursachen.

Furunkel und Karbunkel entstehen vermehrt bei Betroffenen mit allergischen Überempfindlichkeitsreaktionen (Atopie), Menschen mit einem geschwächten Immunsystem (z. B. Diabetes mellitus, chronische Infektionen, Leukämie, HIV/Aids) und während Behandlungen mit Immunsuppressiva.

Häufig ist bei Patientinnen und Patienten eine Verschleppung der Furunkel durch Aufkratzen oder Ausdrücken und rezidive Furunkel zu beobachten. 

Diagnose und Differentialdiagnose

Die Diagnose wird auf Grundlage des klinischen Bildes gestellt.

Typisch für die Furunkel sind erhabene Knoten und Rötungen, oft mit sichtbarem Eiter und Krustenbildung. Je nach Gesundheitszustand des Betroffenen können auch Abgeschlagenheit, Lymphknotenschwellungen und Fieber diagnostiziert werden. Es empfiehlt sich Material der Läsion für eine Kultur aufzunehmen, um den Erreger eindeutig zu bestimmen. Hiermit lassen sich Furunkel und Karbunkel von differentialdiagnostisch ähnlichen Krankheitsbildern (wie z. B. Erythrasma, Phlegmone, Erysipel, Wundrose) eindeutig abgrenzen.

Literatur

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.