Fersendekubitus

Fersendekubitus

Ein Fersendekubitus ist ein Druckgeschwür an der Ferse. Die Ferse ist eine der besonders gefährdeten Körperstellen für die Entstehung eines Dekubitus, da die Fersenregion nicht durch Fett- oder Muskelgewebe abgepolstert ist. 

Gleichzeitig ist die Ferse eine der Hauptablageflächen, wenn ein Mensch auf dem Rücken liegt. Ist die Haut an der Ferse zwischen dem Knochenvorsprung und dem Untergrund langanhaltendem oder starkem Druck über kürzere Zeiträume ausgesetzt, entsteht der Fersendekubitus.

Behandlung und Therapie eines Fersendekubitus

Wie bei allen Dekubitus-Formen basiert auch die Behandlung des Fersendekubitus auf zwei Säulen: der lokalen Wundversorgung und der Kausaltherapie zur Beseitigung der Druckursache. Im Folgenden werden die Besonderheiten und speziellen Maßnahmen bei der Versorgung von Fersendekubitus beschrieben.

Besonderheiten bei der Wundversorgung 

Die Ferse stellt durch ihre starke Wölbung eine schwierig zu versorgende Körperstelle dar. Die Wundauflage muss dennoch gleichmäßig auf der Wunde aufliegen und so fixiert werden, dass der Fersendekubitus-Verband keinen Druck auf das Gewebe ausübt. Daher eignen sich Schaumstoffwundauflagen mit spezieller Passform für die Ferse (z.B. DracoFoam Ferse). Der Polyurethan-Schaum passt sich gut an und hat ein hohes Exsudataufnahmevermögen. 

Fersendekubitus versorgt mit Dracofoam Ferse, Fixierung
Fersendekubitus versorgt mit Dracofoam Ferse, Fixierung
Fersendekubitus, Fersenverband angebracht
Fersendekubitus, Fersenverband angebracht

DracoFoam Ferse ist eine Wundauflage und keine Polsterung. Die korrekte Entlastung und Lagerung der betroffenen Ferse muss zusätzlich erfolgen. 

Dracofoam Ferse: Musterbestellung

Die allgemeine Kausaltherapie, Wundversorgung und Dekubitusprophylaxe werden im Hauptartikel beschrieben:

Dekubitus

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Budgetrelevante Abrechnungspreise der vdek-Kassen für je 5 Stück

Bei den angegebenen Preisen handelt es sich um die Abrechnungspreise der vdek-Kassen nach dem Arzneimittelliefervertrag (Bund) Apothekerverbände; Stand Lauertaxe 01.12.2025. Um einen objektiven Preisvergleich darzustellen, haben wir die Packungspreise der jeweils nächst verfügbaren Packungen mit kleineren und/oder größeren Stückzahlen auf einen Packungsinhalt mit jeweils 5 Stück umgerechnet.
Allevyn Heel 10.5 x 13.5 cm PZN: 16222352 (5 Stück), Biatain Silicone Schaumverband Ferse 18x18 cm PZN: 11486069 (5 Stück), Cutimed Siltec Heel 3D 16 x 24 cm PZN: 07342353 (6 Stück), Mepilex Heel 13 x 20 cm PZN: 04791062 (5 Stück), DracoFoam Ferse PZN: 05484669 (5 Stück).
Der Abrechnungspreis kann für andere Kassen und nach anderen Verträgen differieren. Die Wirtschaftlichkeit der Versorgung hängt auch von der individuellen Entscheidung des Arztes über die Länge der Wechselintervalle ab.
Verbandmittelverordnungen unterliegen der Wirtschaftlichkeitsprüfung, die zu Regressen führen kann.

Fersendekubitus: Weitere spezielle Maßnahmen

Operative Defektdeckung

Für Dekubitus der Kategorien III und IV sollte die chirurgische Deckung mittels Transplantation von Eigenhaut in Betracht gezogen werden. 

Insbesondere bei mobilen Menschen sollte für die Deckung eines Fersendekubitus Fußsohlenhaut transplantiert werden, da diese besonders belastbar ist. Möglich ist die Transplantation von Haut aus dem Fußgewölbe, das beim Gehen nicht oder nur wenig belastetet wird. Für die Transplantation wird der Hautlappen aus dem Fußgewölbe entnommen. Die daraufhin fehlende Haut wird als Hebedefekt bezeichnet und i.d.R. durch ein Spalthauttransplantat gedeckt.

Antiseptika und Antibiotika

Nur bei einer klinisch relevanten bakteriellen Infektion wird eine lokale Anwendung von Antiseptika empfohlen. Unkritisch kolonisierte Wunden sollten nicht oder nur kurzzeitig antiseptisch behandelt werden.

Für einen infizierten Fersendekubitus eignet sich DracoFoam Infekt Ferse zur einfachen und schnellen Wundversorgung. Die Schaumstoffwundauflage enthält hautschonendes Polihexanid (PHMB) zur effektiven Bekämpfung von Bakterien. Die Mikroorganismen werden in der Wundauflage inaktiviert.

Systemische Antibiotika sollen nur bei klinischer Relevanz und nach zuvor ermitteltem Infektionserreger, angepasst an das entsprechende Bakterium, gegeben werden.

Hautschutz und Hautpflege

Die Haut an der Ferse ist häufig trocken und ggf. schuppig und/oder rissig. Der Hautpflege wird im Bereich der Ferse meist weniger Beachtung zuteil als an anderen Stellen des Körpers. Um die Umgebungshaut beim Fersendekubitus zu schonen und intakt zu halten, sollte diese regelmäßig und an den Hauttyp angepasst gepflegt werden. Dafür eignen sich milde, pH-hautneutrale und rückfettende Reinigungsprodukte wie seifenfreie Waschlotionen oder waschaktive Öle. Im Anschluss sollte eine rückfettende, feuchtigkeitsbewahrende Pflege (z. B. mit Cremes oder Salben, die Harnstoff oder Glycerin enthalten) aufgetragen werden.

Kausaltherapie und Prophylaxe bei Fersendekubitus

Die Kausaltherapie besteht beim Fersendekubitus darin, Druck auf der Ferse zu verhindern und damit die Haut zu entlasten. Dies kann durch Positionierung unter Verwendung von Hilfsmitteln sowie durch Bewegung erreicht werden.

Positionierung und Hilfsmittel

Prävention ist immer besser als Behandlung. Deshalb sind druckentlastende Maßnahmen sowohl vorbeugend als auch bei bestehendem Dekubitus unverzichtbar.

  • Für immobile Patientinnen und Patienten eignen sich spezielle Positionierungshilfen, die eine Fersenfreipositionierung ermöglichen.
  • Bei bestehendem Fersendekubitus können Schaumstoffbandagen, Fersenschuhe oder Silikonpads eingesetzt werden. Letztere verteilen den Druck effektiv, sind hygienisch vorteilhaft und leicht zu reinigen.

Nicht geeignet sind Fellfersenschoner. Sie bieten keine wirksame Druckentlastung, speichern Feuchtigkeit, verklumpen leicht und begünstigen Hautprobleme bis hin zu Infektionen.

In manchen Fällen, z. B. nach operativen Eingriffen, ist eine freie Mobilisation oder Re-Positionierung nicht möglich. Wird die Ferse in einer Schaumstoffschiene fixiert, erhöht sich das Dekubitusrisiko deutlich. In solchen Situationen sollte die Ferse soweit möglich mit Hilfsmitteln wie gefalteten Handtüchern (z. B. in Brezelform) oder Silikonpads entlastet werden.

Positionierung Ferse, Unterschenkel zur Vorbeugung von Fersendekubitus
Freilagerung der Ferse zur Dekubitusprophylaxe
Zeichnung einer Brezel-Faltung einer Unterlage gegen Dekubitus
Schema: Brezelfaltung zur Freilagerung der Ferse

Im professionellen Sprachgebrauch setzt sich der Begriff der "Positionierung" gegenüber dem der "Lagerung" durch: der Begriff Positionierung soll eine implizierte Passivität der betroffenen Personen verhindern. Patienten sollen, soweit möglich, mit in die Positionsänderungen einbezogen werden. Positionierung soll insbesondere den wichtigen Aspekt der aktiven Bewegungsförderung mit einschließen.

Diagnose

Die Diagnose eines Fersendekubitus erfolgt in erster Linie durch die klinische Untersuchung. Nach Empfehlung des European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) wird die Einteilung anhand von Ausmaß und Tiefe der Gewebeschädigung in Kategorien vorgenommen. Auch der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege orientiert sich an dieser Kategorisierung. 
Kategorien nach EPUAP am Beispiel Ferse: 

  • Kategorie I: Umschriebene Rötung bei intakter Haut. Der Fingerdrucktest hilft zur Abgrenzung: Lässt sich die Rötung wegdrücken (kurze Weißfärbung), liegt kein Dekubitus vor. Bleibt sie bestehen, handelt es sich um einen Fersendekubitus Kategorie I.
  • Kategorie II: Teilweiser Hautverlust, erkennbar als Blase, Hautabschürfung oder flaches Ulkus.
  • Kategorie III: Vollständiger Hautverlust. An der Ferse wirkt dieser oft oberflächlich, da dort kaum Unterhautfettgewebe vorhanden ist.
  • Kategorie IV: Tiefgreifender Gewebedefekt mit freiliegenden Strukturen wie Knochen, Sehnen oder Muskeln.

Daneben gibt es noch „keiner Kategorie zuordenbar“, wenn der Wundgrund aufgrund von Belägen nicht freiliegt. Bis die Beläge entfernt sind, oder bei stabilem Schorf, der nicht entfernt werden sollte, kann daher die Tiefe und somit die Kategorie nicht bestimmt werden. In die Kategorie „vermutete tiefe Gewebeschädigung“ fallen Dekubitus, wenn unter intakter Haut ein lokaler Bereich livide oder rötlichbraun verfärbt ist oder wenn blutgefüllte Blasen vorliegen.

Dekubitus der Kategorie 1
Dekubitus der Kategorie 1
Fersendekubitus, Kategorie 2
Fersendekubitus, Kategorie 2
Fersendekubitus, Kategorie 3
Fersendekubitus, Kategorie 3
Fersendekubitus, Kategorie 4
Fersendekubitus, Kategorie 4

Hinweis zur Abrechnung

Die Codierung und Abrechnung der Behandlung eines Fersendekubitus erfolgt nach der aktuellen ICD-10-GM (Internationale Klassifikation der Krankheiten, German Modification) sowie dem aG-DRG-System (German Diagnosis Related Groups).

ICD-10-GM-Codierung

Die Kategorie L89.- bezeichnet Dekubitalgeschwüre und Druckzonen.
Die vierte Stelle gibt dabei das Stadium (Schweregrad) an, während die fünfte Stelle die Lokalisation beschreibt.
Für die Ferse wird an fünfter Stelle die Ziffer 7 verwendet.

Damit ergeben sich folgende Codes:

  • L89.07 – Dekubitus Stadium 1 
    Druckzone mit nicht wegdrückbarer Rötung bei intakter Haut
  • L89.17 – Dekubitus Stadium 2 
    Teilweiser Hautverlust mit Einbeziehung von Epidermis und/oder Dermis, ggf. mit Blasenbildung
  • L89.27 – Dekubitus Stadium 3 
    Verlust aller Hautschichten mit Schädigung oder Nekrose des subkutanen Gewebes, die bis auf die darunterliegende Faszie reichen kann
  • L89.37 – Dekubitus Stadium 4 
    Nekrose von Muskeln, Knochen oder stützenden Strukturen (z. B. Sehnen oder Gelenkkapseln)
  • L89.97 Dekubitus, Stadium nicht näher bezeichnet
    Dekubitus, Kategorie nicht näher bezeichnet: Dekubitus [Druckgeschwür] ohne Angabe eines Stadiums

Die Abrechnung stationärer Behandlungen erfolgt im aG-DRG-System, das die Patientenfälle anhand von Diagnosen, Nebendiagnosen und durchgeführten Prozeduren (Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS)-Codes) in Fallgruppen mit definierten Vergütungspauschalen einteilt.

Dekubitusfälle werden in der Regel der Major Diagnostic Category (MDC) 09 – Krankheiten und Störungen an Haut, Unterhaut und Mamma zugeordnet. Die Einordnung richtet sich nach:

  • Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10-GM),
  • Schweregrad,
  • durchgeführten Behandlungsmaßnahmen (OPS-Codes) und
  • ggf. Begleiterkrankungen oder Komplikationen.

Je nach klinischer Konstellation kann ein Fersendekubitus daher in unterschiedliche DRGs eingeordnet werden, z. B. bei chirurgischer Intervention, konservativer Wundbehandlung oder komplexer plastischer Deckung.

Für die Abrechnung ambulanter Leistungen gelten die jeweiligen EBM- oder GOÄ-Ziffern, abhängig vom Versorgungsbereich (z. B. Wundmanagement, Verbandwechsel, ärztliche Kontrolle).

Mehr Informationen zur Klassifizierung von Dekubitus: 

Dekubitus: Grade, Stadien, Kategorien
System / QuelleFunktionBedeutung für die PraxisBezug zu DRG / ICD
Shea (1975)Erste wissenschaftliche Einteilung der Dekubitusstadien (Grad I–IV)Historisches ReferenzsystemDiente als Grundlage für spätere Klassifikationen
EPUAP/NPUAP (ab 1990, aktualisiert 2019)International gültige klinische Klassifikation (Kategorie I–IV, DTPI etc.)Maßgeblich für Diagnostik, Leitlinien und DokumentationDiente der WHO als Basis für ICD-Definitionen
ICD-10-GM (BfArM / WHO)Kodiersystem für Diagnosen in DeutschlandDefiniert L89.0–L89.3; L89.97 Direkte Grundlage der DRG-Abrechnung
aG-DRG-System (InEK)Fallpauschalensystem für stationäre AbrechnungGruppiert Fälle anhand von ICD- und OPS-CodesNutzt ICD-10-GM-Daten – kein eigenes Klassifikationssystem

Abkürzungen

 aG-DRG-System: angepasstes German Diagnosis Related Groups-System; BfArM: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte; DTPI: Deep Tissue Pressure Injury; EPUAP: European Pressure Ulcer Advisory Panel; ICD: International Classification of Diseases; InEK: Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus GmbH; NPUAP: National Pressure Ulcer Advisory Panel, heute NPIAP: National Pressure Injury Advisory Panel  OPS: Operationen- und Prozedurenschlüssel; WHO: World Health Organization

Prävalenz und Risikofaktoren

Ein Fersendekubitus entsteht, wenn die Haut an der Ferse zwischen dem Knochenvorsprung und der Unterlage dauerhaftem Druck oder kurzfristig sehr hohem Druck ausgesetzt ist. Schon die Rückenlage führt zu einer erheblichen Belastung, da die Ferse zu den Hauptauflagepunkten des Körpers gehört. Entsprechend erhöhen Bewegungseinschränkungen, Narkosen oder Sedierungen das Risiko deutlich.
Die Bedeutung dieser Lokalisation zeigt sich in epidemiologischen Daten: In einer europäischen Studie von Vanderwee et al. (2007) machten Fersendekubitus 26 % aller erfassten Fälle aus und waren damit nach dem Sakraldekubitus die zweithäufigste Lokalisation. Betrachtet man ausschließlich Dekubitus Grad 4, stieg der Anteil sogar auf 38,5 %.

Häufig gestellte Fragen

Was ist zu tun bei Dekubitus an der Ferse?

Welche Wundauflagen eignen sich bei Dekubitus an der Ferse?

Warum soll man die Ferse frei lagern?

Wie Fersen frei lagern bei Personen im Rollstuhl?

Literatur

Dekubitus Grad*

Lokalisation

Prävalenz in %
Grad 4 
Kreuzbein39,9
Ferse38,5
Hüfte4,2
Alle Grade 
Kreuzbein28,6
Ferse25,0
Sitzbein12,5

*die Einteilung erfolgte nicht nach der aktuellen EPUAP-Kategorisierung

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.