Entlastung für die Pflege: Die Zentralapotheke
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Entlastung für die Pflege: Die Zentralapotheke

Eine Klinik macht vor, wie Pflegekräfte bei der Arzneimittelvergabe entlastet werden können: Das Apothekenteam nimmt ihnen Arbeit ab.

Wie kann die Pflege entlastet und gleichzeitig die Qualität der Versorgung verbessert werden? Das haben sich die Fachleute am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen gefragt und ein Konzept für eine groß angelegte Digitalisierungsstrategie entworfen. Einen Baustein konnten sie bereits umsetzen: Die Unit-Dose-Herstellung der Medikamente läuft jetzt voll automatisiert über die Zentralapotheke. 

„Die Maschine verpackt lückenlos, detailliert und zuverlässig für jeden Patienten und jede Patientin zu jedem Einnahmezeitpunkt die genau für ihn richtigen Medikamente – insgesamt etwa 4.000 Stück am Tag“, sagt Anke Möller, Leiterin der Apotheke am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW). Der Clou ist dabei ein optisches Kontrollgerät, mit dem Mensch und Maschine gemeinsam einen zusätzlichen Sicherheitscheck ausführen. 

So funktioniert die digitale Medikamentenversorgung im Detail 

Ausgangspunkt des Systems sind vier Apotheker und Apothekerinnen, die auf die Pflegestationen gehen und sich dort die Verordnung der Medikamente anschauen. Das ist ein zusätzlicher Sicherheitsschritt nach der ärztlichen Verordnung. Die Fachleute aus der Apotheke werfen dafür auch einen Blick auf die Diagnosen und weitere Medikamenteneinnahmen, um eventuell übersehene Wechselwirkungen aufzudecken. Auffälligkeiten besprechen sie mit den Ärzten und Ärztinnen. Passt alles, geben sie die Daten aus der digitalen Patientenakte für den computergesteuerten Automaten in der Zentralapotheke frei. Die Anlage startet daraufhin die Zusammenstellung, Sortierung und hygienische Verblisterung der Tabletten. Den Pflegekräften erspart dieses System sehr viel Zeit, da sie die Medikamente nicht mehr per Hand zusammenstellen müssen.  

Auch die Kontrolle eines Kollegen oder einer Kollegin nach dem Vier-Augen-Prinzip fällt weg: Ein Kontrollgerät scannt die Medikamente in den Tütchen, bevor sie auf die Stationen geliefert werden, und überprüft, ob Anzahl, Form, Größe und Farbe der Tabletten mit der Bestellung übereinstimmen. Die Tütchen sind mit den persönlichen Angaben der Patienten und Patientinnen versehen sowie mit einem QR-Code, über den sich mit einem Smartphone die Beipackzettel der Medikamente abrufen lassen.  

Die Pflegekräfte machen einen letzten Check, bevor sie die Medikamente verabreichen: Stimmt alles mit den Angaben in der Patientenakte überein? Dann dokumentieren sie die Einnahme. 

Ausweitung des Unit-Dose-Prinzips 

Das System, Medikamente mit technischer Unterstützung bereits individuell zusammenzustellen und auf die Stationen zu liefern, wird als Unit Dose bezeichnet. Das HDZ NRW überlegt jetzt, diese Form der Medikamentenversorgung auf andere Kliniken und Einrichtungen auszuweiten, die ebenfalls über die Zentralapotheke versorgt werden. Bis dieses digitale Konzept in der ambulanten Versorgung ankommt, wird es aber vermutlich noch eine Weile dauern. Grundvoraussetzung dafür ist die elektronische Patientenakte.

Entlastung für die Pflege: Die Zentralapotheke

Wir haben Ihnen umfangreiche Informationen zur elektronischen Patientenakte (ePa) zusammengestellt.

Die elektronische Patientenakte (ePa)
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.