DEWU 2024: Sensortechnik als Unterstützung bei diabetischem Fußulkus

DEWU 2024: Sensortechnik als Unterstützung bei diabetischem Fußulkus

Wie hilfreich kann eine sensorassistierte Wundtherapie (SAWT) beim Diabetischen Fußsyndrom (DFS) sein? Auf dem Deutschen Wundkongress (DEWU) in Bremen 2024 wurden neue Erkenntnisse vorgestellt.

Zwei Pilotstudien untersuchen die Auswirkungen der SAWT beim Diabetischen Fußsyndrom. iFoot war ein vom Land NRW gefördertes Verbundprojekt, das mittlerweile abgeschlossen ist. Im Zentrum stand ein intelligenter Verband mit integrierter Sensortechnik. Das Folgeprojekt EPWUF-KI baut auf den Ergebnissen von iFoot auf und ist noch komplexer gestaltet: Die Forschenden entwickeln eine Systemlösung, die aus verschiedenen Komponenten besteht, vor allem aus einer sensorbasierten Entlastungshilfe, einer Smartwatch-App, einer Webschnittstelle und einer mobilen Applikation zur Wunddokumentation und automatisierten (KI-basierten) Wundvermessung. Das Projekt läuft noch. Auf dem DEWU 2024 haben die Forschenden erste Eindrücke geschildert.

DEWU 2024: Der Zusammenhang zwischen Sensortechnik und Diabetischem Fußsyndrom

Das Diabetische Fußsyndrom ist eine mögliche Folgeerkrankung von Diabetes mellitus, die wiederum zu diabetischen Fußulzera führen kann. Denn das Diabetische Fußsyndrom geht in der Regel mit einer Sensibilitätsstörung an den Füßen einher. Die Betroffenen nehmen keinen Druck und auch keine Schmerzen mehr wahr. Dies hat zur Folge, dass Schutzreaktionen ausbleiben. Eventuelle Überbelastungen werden nicht bemerkt, was womöglich zu Verletzungen führt. Das A und O der Therapie eines diabetischen Fußulkus ist dementsprechend die Druckentlastung. Belastet die betroffene Person den erkrankten Fuß und das entstandene Geschwür weiterhin, wird keine Heilung eintreten. Die innovative Sensortechnik soll dabei helfen, indem sie, vereinfacht gesagt, die fehlende Wahrnehmung der Betroffenen ersetzt.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben dafür eine spezielle Sensortechnik entwickelt, die physikalische Größen wie Druck, Temperatur und Feuchtigkeit misst. Der Messung des Drucks, also der Belastung des Fußes, stand hierbei besonders im Fokus. Auf diese Weise sollen Informationen über die Druckverhältnisse am Fuß und somit der Wirksamkeit der Entlastungshilfen gesammelt werden. Zusätzlich wird die Mobilität der Patienten oder Patientinnen über einen Schrittzähler ermittelt.

So funktioniert die Technik im Detail

Im ersten Schritt wird für den jeweiligen Patienten eine Entlastungshilfe angefertigt. Die mit Fiberglas verstärkte Filzsohle nimmt den Druck vom Ulkus an der Fußsohle. Anschließend wird auf Höhe des Ulkus der Sensor in den Verband eingearbeitet, damit er dort den Druck messen kann. Der Patient bekommt eine Smart-Watch mit integrierter App, die mit dem Sensor kommuniziert. Bei zu hoher Druckbelastung gibt die Smart-Watch einen Warnton ab. Bei zu häufigen Überschreitungen des angemessenen Druckes bekommt der behandelnde Arzt oder die Ärztin eine Nachricht und kann den Patienten zur Kontrolle des Verbandes einbestellen.

Erste Studienergebnisse auf dem DEWU 2024

Die Pilotstudie ifood hat gezeigt, dass die Sensortechnik in der Behandlung des DFS nutzbringend eingesetzt werden kann. Die Entlastungsfunktion der Verbände wird durch den Sensor kontrolliert und kann durch die Therapeuten und Therapeutinnen, wenn notwendig direkt nach dem Anlegen oder im Verlauf nachgebessert werden.

Aus der EPWUF-KI-Studie haben die Forschenden folgende Eindrücke vorgestellt: Die erfassten Daten können die Grundlage eines Gespräches zwischen Betroffenen und Therapeuten und Therapeutinnen bilden, indem unter anderem ein gemeinsames Brainstorming stattfindet: In welchen Situationen wurde ein Alarm ausgelöst? Wie lässt sich eine zu große Belastung vermeiden? Sollte beispielsweise die Schrittzahl angepasst werden?

Aus den Gesprächen zwischen Betroffen und Therapeuten und Therapeutinnen habe sich bereits Hinweise darauf ergeben, dass die Kombination aus Sensor und Warnsignal einen positiven Einfluss hat und die Wahrnehmung der Betroffenen verändern kann – sie achten stärker auf ihr Belastungsverhalten und entwickelt umgekehrt ein Bewusstsein für eine angemessene Belastung. Die gesammelten Angaben sind allerdings subjektiv. Wie stark sich die veränderte Wahrnehmung auf den Heilungsverlauf auswirkt, wird im weiteren Verlauf der Studie ermittelt.

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Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.