Pilotprojekt Videosprechstunde – Digitale Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst

Pilotprojekt Videosprechstunde – Digitale Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst

Über den Bildschirm sind Ärzte und Ärztinnen schneller erreichbar. Das könnte den Notfalldienst entlasten und ein großer Vorteil für Patienten und Patientinnen sein. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat ein Pilotprojekt gestartet, bei dem auch der Rettungsdienst einbezogen wird.

Seit 2022 sind Videosprechstunden im Notfalldienst abrechenbar, und in bestimmten Bereichen haben sie sich auch in der Praxis bereits bewährt. In Nordrhein-Westfalen gab es im vergangenen Jahr beispielsweise einen kinderärztlichen Notdienst für die Weihnachtsfeiertage. In mehreren Pilotprojekten wurden zudem bereits telemedizinische Notfalldienste für Erwachsene mit Erfolg getestet. Die KVWL hat nun ebenfalls den Start eines Projekts bekannt gegeben. Das Besondere: Eine enge Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst wird angestrebt.
 

Videosprechstunde nur bei entsprechenden Indikationen

Wenn Patienten oder Patientinnen die Nummer 116 117 anrufen, können sie per Tastendruck entscheiden, ob eine Videosprechstunde für sie vorstellbar wäre. Anschließend erfolgt eine Einschätzung mittels des SmED-Systems (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland). Das ist wichtig, um zu klären, ob bei den vorliegenden Beschwerden eine Videosprechstunde überhaupt sinnvoll und möglich wäre.

Sind die Kriterien erfüllt, buchen die Mitarbeitenden des Notruf-Teams die anrufende Person in einen virtuellen Warteraum ein und geben ihr einen entsprechenden Zugangscode. Der Plan sieht vor, dass die beteiligten Notfallpraxen die Patienten und Patientinnen selbst aus diesem digitalen Warteraum aufrufen können.

Stellt sich während der Videosprechstunde heraus, dass Telemedizin nicht ausreicht, veranlassen die Ärzte und Ärztinnen weitere Schritte, etwa einen Hausbesuch.
 

Digitale Vernetzung mit den Rettungsdiensten

Zunächst nehmen 19 Notfallpraxen an dem Pilotprojekt teil, das jeweils montags, dienstags und donnerstags von 18 bis 21 Uhr in 19 angeboten wird. Perspektivisch sollen alle Notfallpraxen eingebunden werden. Funktionieren die Abläufe, werden die Videosprechstunden täglich angeboten.

Im Rahmen dieses Projekts peilt die KVWL zudem eine digitale Vernetzung mit den Leitstellen der Rettungsdienste an, die bereits ihre grundsätzliche Bereitschaft signalisiert hätten. Im Ergebnis könnten Fälle effizient in beide Richtungen übergeben werden – inklusive der erhobenen Patientendaten. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Im ersten Schritt soll die Übergabe telefonisch erfolgen.

Pilotprojekt Videosprechstunde – Digitale Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.