Kaltes Plasma könnte die Wundversorgung deutlich verbessern

Kaltes Plasma könnte die Wundversorgung deutlich verbessern

Forschende haben in einer Studie eine neue Behandlungsmethode mit dem bisherigen Goldstandard verglichen – Kaltplasma hat sich als wirkungsvoller herausgestellt.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Studienzentren haben sich zusammengeschlossen, weil sie umfangreiche Daten zu einer neuen Behandlungsmöglichkeit bei chronischen Wunden sammeln wollen: Im Rahmen der Studie „Plasma On Chronic Wounds for Epidermal Regeneration“ (POWER) überprüfen sie die Wirksamkeit und die Sicherheit der Plasmatherapie unter Verwendung des sogenannten PlasmaPatch/PlasmaCube im direkten Vergleich zur leitliniengerechten Standardwundtherapie bei der Behandlung chronischer Wunden. Die Studie läuft insgesamt noch bis Ende 2024. Die Forschenden haben aber bereits erste Ergebnisse vorgelegt – und die sind sehr gut.

Wirkungsweise des Kaltplasmas

Die aktuellen Leitlinien zur Behandlung chronischer Wunden umfassen in erster Linie ein chirurgisches Debridement zur Entfernung nekrotischen Gewebes, eine antiseptische Wundreinigung, das Anlegen spezieller Verbände sowie einen regelmäßigen Verbandwechsel. Das ist aktuell der Goldstandard. Diese Therapie hat das Forschungsteam mit der Anwendung eines Kaltplasmas verglichen. Dabei wird zwischen der Wunde und der Plasmafolie die Umgebungsluft teilweise ionisiert, also mit zusätzlicher Energie aufgeladen. Das so entstehende Plasma wirkt antibakteriell und antiviral sowie entzündungshemmend. Zudem haben bereits mehrere Studien gezeigt, dass durch das Plasma die Bildung neuer Blutgefäße begünstigt wird.

Ablauf der Studie

48 Patientinnen und Patienten haben bisher an der Studie teilgenommen. Während ein Teil eine Behandlung nach dem bisherigen Goldstandard erhielt, wurde die andere Gruppe zusätzlich über vier Wochen dreimal wöchentlich zwei Minuten lang mit dem Kaltplasma behandelt. Der in der Studie verwendete Plasma-Applikator war mit einer Fläche von elf mal elf Zentimetern verhältnismäßig groß. Jeweils nach vier Wochen, drei Monaten und sechs Monaten bewerteten die Forschenden die Wunden der Teilnehmenden. Sie ermittelten die Größe der Wunden, befragten die Betroffenen zu Schmerzen und bestimmten die Besiedlung mit Bakterien.

Überraschend gute Ergebnisse

In der Gruppe, die zusätzlich das Plasma erhielt, hatten sich nach vier Wochen die Wunden bei 16 Prozent der Teilnehmenden vollständig oder nahezu (90 Prozent) geschlossen. In der Kontrollgruppe, die nur die Standardtherapie bekommen hatte, war das bei keiner Wunde der Fall. Weitere 28 Prozent der Wunden in der Plasmagruppe hatten sich um mindestens 60 Prozent verkleinert, auch dieses positive Ergebnis konnten die Forschenden in der Gruppe mit der herkömmlichen Behandlung nicht beobachten. Bei der Quote der Teilnehmenden mit mindestens um 40 Prozent verringerer Wundfläche schnitt ebenfalls die Plasmagruppe besser ab: Diese Reduktion trat bei 40 Prozent der Probanden in der Plasmagruppe, bei 18 Prozent in der Kontrollgruppe auf.

Darüber hinaus benötigte die Plasmagruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich weniger Antibiotika (4 Prozent versus 23 Prozent).

Da die Studie noch bis Ende 2024 läuft, können Sie als Fachpersonal Betroffenen nahelegen, sich um eine Teilnahme zu bewerben. Die teilnehmenden Studienzentren sind online einsehbar.

 

Kaltes Plasma könnte die Wundversorgung deutlich verbessern
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.