Diabetisches Fußsyndrom: Besseres Teamwork – weniger Amputationen

Diabetisches Fußsyndrom: Besseres Teamwork – weniger Amputationen

Oft ist ein gestörter Zuckerstoffwechsel schuld, wenn ein Mensch einen Fuß oder Teile eines Fußes verliert. Sogenannte regionale Fußnetze haben das Ziel, Betroffene möglichst frühzeitig optimal zu betreuen und Amputationen zu vermeiden. Aktuelle Zahlen belegen den Erfolg.

Ein diabetisches Fußsyndrom (DFS) ist hierzulande die häufigste Ursache für Amputationen am Fuß oder des gesamten Fußes, so die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Menschen mit dieser Folgeerkrankung des Diabetes mellitus müssen so früh wie möglich fachkundig behandelt und begleitet werden. Arbeiten Expertinnen und Expertinnen verschiedener Fachrichtungen vernetzt zusammen, können sie Amputationen erfolgreich verhindern. Das belegen aktuelle Zahlen aus den sogenannten regionalen Fußnetzen.
 

Was sind regionale Fußnetze?

In diesen Netzwerken arbeiten die relevanten Leistungserbringer einer Region zusammen und entwickeln gemeinsam abgestimmte Behandlungskonzepte, nach denen sie Patienten und Patientinnen gemeinsam betreuen. Entscheidend ist dabei die Transparenz: Sie vergleichen und diskutieren Behandlungsfortschritte untereinander und mit den Mitgliedern anderer Netzwerke. Insgesamt soll sich auf diese Weise die Qualität in der Versorgung erhöhen.

Das ist ein entscheidender Unterschied zum Disease Management Programm (DMP) Diabetes, in das die Betroffenen unabhängig von den regionalen Fußnetzen weiterhin eingeschrieben werden. DMP stellen eine koordinierte Versorgung sicher – bezogen auf die Erkrankung insgesamt. Die einzelnen Patienten oder Patientinnen stehen hier im Mittelpunkt. Regionale Fußnetze versuchen, die Qualität in einem speziellen Fachbereich zu erhöhen – was allen Betroffenen zugutekommt.

Seit 2002 sind nach Angaben der DDG acht solcher Netze entstanden, die nach einheitlichen Qualitätsrichtlinien arbeiten. Insgesamt wurden 70.000 Menschen in das strukturierte Behandlungskonzept aufgenommen. Bei diesen Patientinnen und Patienten sank die Rate an Amputationen oberhalb der Knöchel von 2,8 Prozent auf 0,4 Prozent.
 

Enge Zusammenarbeit verhindert Amputationen

Welche Fachrichtungen müssen die Behandlung aufeinander abstimmen, damit Menschen mit Diabetes gesunde Füße behalten? Eine Praxis-Leitlinie teilt die Betreuung in drei Stufen ein.

  • Auf Stufe 1 geht es vor allem um die Vorbeugung eines diabetischen Fußsyndroms. Dazu koordinieren Hausärztinnen und Hausärzte beziehungsweise Diabetologinnen und Diabetologen die Disease Management Programme (DMP). Auch Podologinnen und Podologen spielen eine wichtige Rolle: Sie sollten die Füße von Hochrisikopatientinnen und -patienten in der Regel alle vier bis sechs Wochen sehen.
  • Ist es doch zu einem DFS gekommen oder soll verhindert werden, dass es erneut auftritt, sind die Fachleute der Stufe 2 gefragt. In spezialisierten Einrichtungen beziehungsweise Fußambulanzen arbeiten unter anderem Spezialistinnen und Spezialisten aus Diabetologie, Chirurgie, Gefäßmedizin und Mikrobiologie eng zusammen. Außerdem gehören Podologinnen und Podologen, Diabetesberaterinnen und Diabetesberater sowie Fachleute aus der Orthopädietechnik ins Team. 
  • Auf Stufe 3 kann die Behandlung in spezialisierten Fußzentren nötig werden, die Erkrankte auch stationär aufnehmen.
Diabetisches Fußsyndrom: Besseres Teamwork – weniger Amputationen
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.