Belastungen für Pflegekräfte besonders hoch
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Belastungen für Pflegekräfte besonders hoch

Eine aktuelle Auswertung der AOK zeigt, dass viele Pflegefachkräfte mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kämpfen. Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK) zeichnen ein ähnliches Bild. Umso wichtiger ist es, dass Sie auf sich achten.

Die Ergebnisse der AOK-Analyse sind deutlich: Pflegefachkräfte haben im Durchschnitt häufiger Bluthochdruck als Menschen, die in anderen Berufen arbeiten. Außerdem führen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei mehr Personen dazu, dass sie arbeitsunfähig werden. Besonders groß scheinen die Belastungen in der Altenpflege zu sein – die Fehlzeiten sind hier noch höher als in anderen Bereichen.

Vor wenigen Wochen hat zudem die TK Zahlen ihrer Mitglieder vorgestellt, die ebenfalls auf einen auffälligen Krankenstand in der Pflege verweisen – er liegt mit 28,8 Fehltagen um 57 Prozent höher als der Durchschnitt der Versicherten (10,5 Tage). Zwischen den Jahren 2012 und 2020 hat die TK insgesamt einen Anstieg der Fehlzeiten um 40 Prozent beobachtet. Diese extremen Werte seien laut der Fachleute aber vermutlich auch auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen.
 

Mögliche Ursachen

Insgesamt sind Pflegefachkräfte sehr unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt. Das beginnt beim Schichtdienst, der häufig mit einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus verbunden ist – was die Gesundheit erheblich beeinträchtigt, vor allem das Herz. Besonders häufig verzeichnen die Krankenkassen psychische Erkrankungen, Atemwegsprobleme sowie Schwierigkeiten mit dem Muskel-Skelett-System. Die hohe Arbeitsbelastung und Zeitdruck nehmen Fachleute dafür ebenso als Ursachen an wie beispielsweise falsche Techniken beim Heben und Umbetten von Patienten und Patientinnen. Umso wichtiger ist es, dass Sie auf sich achten.
 

7 Tipps für Pflegefachkräfte – So unterstützen Sie Ihre Gesundheit

  1. Den Rücken schonen: Auch wenn es schnell gehen muss, sollte die eigene Gesundheit an erster Stelle stehen. Nutzen Sie alle Möglichkeiten, beispielsweise die Unterstützung durch Hilfsmittel wie einen Lift. Bei sehr schweren Patienten und Patientinnen ist es wichtig, sie trotz Zeitmangels zu zweit zu heben.
  2. Bewegung hilft: Rückengymnastik beugt Beschwerden vor, während Ausdauersport eine wahre Wunderwaffe ist – er stärkt das Herz und das Immunsystem, baut Stress ab und sorgt dafür, dass der Körper Glückshormone ausschüttet.
  3. Ernährung ist Selbstfürsorge: Der Körper braucht Nährstoffe, um leistungsfähig zu sein. Essen Sie daher viel Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte. Das können Sie prima vorbereiten und mit zur Arbeit nehmen. Außerdem ist es gut, mindestens anderthalb Liter Wasser pro Tag zu trinken.
  4. Finger weg von Zigaretten: Die Zahl der Raucher und Raucherinnen ist unter Pflegefachkräften überdurchschnittlich hoch. Versuchen Sie eine Raucherentwöhnung. Krankenkassen unterstützen ihre Mitglieder dabei. Besser ist es, beispielsweise mit ein paar Gemüsesticks fünf Minuten Pause zu machen.
  5. Mit Freunden treffen: Ein schöner Abend mit netten Menschen gibt Kraft und lädt die Akkus wieder auf. Außerdem sind soziale Kontakte nachweislich ein sehr wichtiger Baustein, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen.
  6. Fünf Minuten Zeit: Zeit zum Innehalten, Momente, in denen Sie abschalten können – das ist unverzichtbar. Auch wenn der Tag voll ist, nehmen Sie sich beispielsweise zweimal täglich fünf Minuten, um Ihren Lieblingssong zu hören, ein Gedicht zu lesen oder einem Vogel zuzuschauen. Wenn Sie das regelmäßig tun, hat es eine erstaunliche Wirkung.
  7. Gezielte Entspannung: Methoden wie Yoga, Meditation oder Achtsamkeit helfen zusätzlich. Wichtig: Üben Sie solche Verfahren regelmäßig. Dann können Sie die Technik sogar im größten Stress abrufen.
Belastungen für Pflegekräfte besonders hoch
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.