Behindertengerechte Arztpraxis: Zu viele Barrieren in den Praxen
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Behindertengerechte Arztpraxis: Zu viele Barrieren in den Praxen

Eine Studie zeigt Nachholbedarf bei der Barrierefreiheit in Arztpraxen. Menschen mit Behinderungen werden zu wenig unterstützt. Auch MFA können jedoch mit einfachen Maßnahmen zumindest Abhilfe schaffen.

Die Stiftung Gesundheit hat eine Analyse zu barrierefreien Arztpraxen durchgeführt. Demnach gibt fast jede zweite Praxis an, mit mindestens einer Maßnahme Barrieren abzubauen. Allerdings bezieht sich das in den meisten Fällen (43,9 Prozent) auf einen Zugang für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. In anderen Kategorien sieht es deutlich schlechter aus. Nur etwa 20 Prozent der Praxen werden Personen mit einer Hörbehinderung gerecht und nur 8,2 Prozent sind auf Patienten und Patientinnen mit starken Sehbehinderungen eingestellt. Wer kognitiv eingeschränkt ist, darf sogar nur in 1,5 Prozent der Arztpraxen auf eine spezielle Ausstattung hoffen.

So können Sie als MFA dazu beitragen, Barrieren abzubauen

Für eventuell notwendige bauliche Veränderungen ist die Praxisleitung zuständig, kleine Veränderungen, die keinen hohen Investitionsbedarf erfordern, können Sie aber durchaus selbst organisieren – natürlich in enger Abstimmung mit Ihren Vorgesetzten. Diese Maßnahmen sind für Menschen mit Behinderung hilfreich:

  • Praxisschilder, Türklingeln und Lichtschalter sollten beleuchtet oder zumindest kontrastreich gestaltet sein. Wenn die Buchstaben ein Relief bilden, können Menschen mit einer Sehbehinderung sie auch erstasten. Schon eine zusätzliche Messingplakette mit tiefer Gravur ist hilfreich. Eine akustische Rückmeldung, etwa ein Türsummer, ist ebenfalls sinnvoll. Schilder und Schalter sollten zudem nicht zu hoch angebracht sein, damit sie bei Bedarf vom Rollstuhl aus zu erreichen sind.
  • Die Vorderkanten von Stufen oder Schwellen sollten mit Leuchtbändern beklebt sein, damit Menschen, die schlecht sehen, nicht stolpern.
  • Treppenhandläufe sollten auf beiden Seiten der Treppe befestigt sein. Mit Genehmigung des Hausbesitzers können Fachleute ein zusätzliches Geländer in wenigen Minuten anbringen.
  • Bodenbeläge in der Praxis müssen rutschfest sein.
  • Ein abgesenkter Bereich am Anmeldetresen erleichtert die Kommunikation mit Rollstuhlfahrern und -fahrerinnen. Ist das nicht möglich, sollten Sie im Team überlegen, ob Sie Personen im Rollstuhl beispielsweise an einen Durchgang an die Seite des Tresens bitten können.
  • Im Flur, im Wartebereich und in den Behandlungsräumen sollte genug Platz vorhanden sein, um einen Rollator oder Rollstuhl zu platzieren. Achten Sie zudem darauf, dass die Laufwege frei sind.
  • Umkleidekabinen sollten mit Kleidungshaken, Haltegriffen und Stühlen ausgestattet sein.

Das Wichtigste ist aber: Nehmen Sie Menschen mit einer Behinderung wahr. Auch in der größten Hektik gilt es, im Blick zu behalten, ob Patienten oder Patientinnen besonderen Unterstützungsbedarf haben.

Behindertengerechte Arztpraxis: Zu viele Barrieren in den Praxen

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Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.