Bewegungsförderung: So bringen Sie Schwung ins Pflegeheim

Bewegungsförderung: So bringen Sie Schwung ins Pflegeheim

Körperliche Aktivität ist wichtig, um beweglich und selbstständig zu bleiben. Die folgenden drei Programme helfen, die Bewegung von Bewohnern gezielt zu fördern. 

Wer sich regelmäßig bewegt, tut seinem Körper und Geist etwas Gutes. Körperliche Aktivität ist gerade im Alter wichtig, um selbstständig zu bleiben. Doch nicht immer macht Bewegung Spaß. Mitunter bereitet sie Schmerzen, manchmal fehlt die Energie. Wie kann es gelingen, Bewohner im Pflegeheim zu mehr Bewegung zu motivieren? 

Eine gute Möglichkeit sind Kraft- und Balancetrainings. Diese fördern die Beweglichkeit und können auch Stürzen wirkungsvoll vorbeugen. Denn gerade im Alter und bei Pflegebedürftigkeit spielt die Sturzprophylaxe eine wichtige Rolle. Im Folgenden werden drei Bewegungstrainings vorgestellt, die sich für betagte Menschen – auch mit Demenz – eignen. Die Wirksamkeit dieser Programme ist durch Studien belegt. Wichtig ist, dass die Bewohner mit der Teilnahme einverstanden sind und dass die Intervention nach ärztlicher Einschätzung unbedenklich für die jeweilige Person ist. 

1. MAKS-Therapie®

MAKS® steht für motorisches, alltagspraktisches, kognitives und soziales Aktivierungstraining. Es eignet sich für Menschen mit leichter oder mittelschwerer Demenz. Das Training wird möglichst täglich für ca. zwei Stunden am Vormittag durchgeführt. Das Ziel ist, Menschen mit Gedächtnisschwierigkeiten dahingehend zu fördern, dass ihre kognitiven und alltagspraktischen Fähigkeiten stabilisiert werden und sie so lange wie möglich selbstständig bleiben – und dies bei guter Lebensqualität.

Das MAKS®-Training beginnt mit einer sozialen Einstimmung (10 Minuten), bei der die Trainerin die Teilnehmenden begrüßt und eine kleine Anregung gibt, zum Beispiel eine kurze Meditation, ein Lied oder ein Gedicht. Danach folgt eine motorische Aktivierung (30 Minuten) mit Lockerungsübungen, Sitztanz, Becherstapeln oder Bewegungsspielen. Bei der anschließenden kognitiven Aktivierung (30 Minuten) werden zum Beispiel Papier- und Bleistiftübungen, Fingerübungen sowie Zähl- und andere kognitive Übungen durchgeführt. Diese Übungen finden teilweise auch digital mit Rechner und Beamer statt. Bei der alltagspraktischen Aktivierung (40 Minuten) geht es darum, Fertigkeiten zu fördern, die im Alltag wichtig sind, wie kochen, backen, basteln, gärtnern etc.

Die Intervention eignet sich für eine Gruppe von ca. 10 Personen. Sie kann von einer Fachkraft durchgeführt werden, die sich zum MAKS ®-Therapeuten weitergebildet hat, z. B. Pflegefachkraft oder Physiotherapeutin. Bei mehr als 10 Personen werden zwei geschulte Fachkräfte und eine Hilfskraft empfohlen. Es braucht einen Trainingsraum mit Stühlen für einen Stuhlkreis sowie Materialien wie Bälle, Becher und Kegel. Bei Bedarf sollte ein PC und Beamer für die digitalen Übungen sowie Musik vorhanden sein.

2. fit für 100

Das Bewegungsangebot fit für 100 soll die Alltagskompetenzen von älteren Menschen verbessern. Dabei geht es vor allem darum, alltägliche Tätigkeiten wie Aufstehen, Gehen, Treppensteigen und Körperpflege selbst zu bewältigen oder die Pflegekraft bei pflegerischen Maßnahmen aktiv zu unterstützen. Auch dient das Programm der Sturzprophylaxe. Es richtet sich vor allem an über 80-Jährige und eignet sich auch für Menschen mit Demenz. Es wird zweimal wöchentlich durchgeführt, mit einer Dauer von etwa 30 bis 45 Minuten in der ersten und 60 Minuten ab der zweiten Woche. 

Das Training beginnt mit einer Begrüßung (2 Minuten) mit musikalischer Begleitung. Es folgt ein Aufwärmen (5–10 Minuten), bei dem die Teilnehmenden zu Bewegung angeregt werden, zum Beispiel über Gleichgewichtsübungen im Stehen oder Sitzen. Anschließend folgt ein Krafttraining (30–35 Minuten) mit etwa 10 Übungen und individuell angepassten Gewichten. Zwischen den Übungen gibt es jeweils eine Minute Pause. Arm- und Beinübungen wechseln sich ab. Der Ausklang (3–5 Minuten) wird mit kommunikativen Gruppenübungen und Spielen gestaltet.

Das Training eignet sich für eine Gruppe von 8 bis 12 Personen. Nehmen ausschließlich Menschen mit Demenz teil, sollte die Gruppe maximal 7 Personen umfassen. Die Anleitung erfolgt durch eine Fachkraft (Pflegefachkraft, Ergotherapeutin etc.), die in einer 3-tägigen Schulung für das Programm weitergebildet wurde. Sie wird von einer Hilfskraft begleitet. Für das Training braucht es einen Trainingsraum mit Stühlen, Fußmanschetten, Hanteln und Musik.

Bewegungsförderung im Pflegeheim
Kraft- und Balancetrainings halten im Alter mobil und beugen wirkungsvoll Stürzen vor.

3. Lübecker Modell Bewegungswelten

Das Lübecker Modell Bewegungswelten ist ein präventives Programm zur Bewegungsförderung. Das Training wird in der Regel in stationären und teilstationären Pflegeeinrichtungen angeboten und somit direkt in der Lebenswelt der Bewohner. Das Gruppentraining wird zweimal in der Woche für jeweils 60 Minuten durchgeführt. Meist findet es unter einem speziellen Motto statt, zum Beispiel „Im Wald“, „Bei der Hausarbeit“, „Bei der Ernte“, „Hausbau“ etc. 

Das Training beginnt mit einer Begrüßung (5 Minuten) sowie einer Erwärmung (10 Minuten), zum Beispiel mit einem Einbeinstand. Im Hauptteil gibt es Bewegungs- und Kommunikationsübungen (25 Minuten), die sich an dem Motto des Trainings orientieren. Beim Thema „Apfelernte“ eignet sich zum Beispiel die Übung Apfelpflücken, bei der die Teilnehmenden sich strecken und imaginäre Äpfel vom Baum ernten. Dabei tauschen sie sich im Gespräch über ihre Erfahrungen zu diesem Thema aus. Dazwischen werden Pausen (insgesamt ca. 15 Minuten) gemacht. In der Abschlussrunde (5 Minuten) wird ein individuelles tägliches Bewegungsprogramm ausgefüllt und verteilt. 

Die Gruppengröße sollte bei diesem Programm 6 bis 12 Personen umfassen. Die Teilnehmenden müssen in der Lage sein, einfache verbale Informationen zu verstehen und Dinge nachzumachen. Die Übungsleiterin sollte eine spezielle Zertifizierung für das Lübecker Modell Bewegungswelten haben und von einer Betreuungskraft unterstützt werden. Für das Training braucht es einen Raum, zum Beispiel Gemeinschaftsraum oder Speisesaal, ausreichend Stühle und den Lübecker Koffer mit Bällen, Seilen, Gewichtsmanschetten etc.

Die drei vorgestellten Trainingsprogramme sind eine Auswahl aus zahlreichen Interventionen zur Bewegungsförderung in der stationären Pflege. Eine Übersicht mit 22 geeigneten Interventionen zur Bewegungsförderung hat die Stiftung ZQP (Zentrum für Qualität in der Pflege) zusammengestellt. Bei allen Interventionen wurde die Wirksamkeit nachgewiesen. 

Literatur

Die Autorin Michelle Eisenberg
Michelle Eisenberg, examinierte Pflegekraft

Michelle Eisenberg ist examinierte Pflegekraft mit der Zusatzqualifikation Praxisanleitung in der Pflege.
Sie hat sowohl in der ambulanten als auch stationären Pflege Erfahrung gesammelt.
Seit einiger Zeit arbeitet Frau Eisenberg im Kundenservice von Dr. Ausbüttel im Bereich Beratung.