Fallbeispiel: Sekundär schwerheilende Wunde nach Nahtdehiszenz

„Ich möchte nächstes Jahr endlich wieder arbeiten.“ Diesen Herzenswunsch hat Herrn K. während der Wundversorgung nach einer Nahtdehiszenz. 

Lesedauer: ca. 6 Minuten 

Geschlecht

männlich

Alter

61 Jahre

Führende Wundursache

Nahtdehiszenz

Diabetes mellitus

nein

Risikofaktoren

keine

Lokalisation der Wunde

Oberbauch

Infizierte Wunde?

nein

Wundart

chronisch

Wundgrund

Granulation, Biofilm

Wundumgebung

Narbengewebe

Wundrand

Unterminierung bei 6 Uhr, Epithel

Exsudation

mäßig, schleimig, trüb

Mittwoch, 26. November um 18.00 UhrDas Online-Seminar zu diesem Fallbeispiel

Ausgangssituation

Im November 2024 wurde bei dem 61-jährigen Lehrer für Pflege eine Teilresektion des Dünndarms wegen eines Ileus durchgeführt. Dadurch entstand eine sekundär schwer heilende Wunde am Oberbauch. Diese ist etwa 4,1 cm lang, 2,7 cm breit und 2 mm tief, mit einer Unterminierung bei 6 Uhr von 3,6 cm Länge und 1,7 cm Breite. Versorgt wird diese in einer spezialisierten pflegerischen Einrichtung für Wundversorgung.

Anamnese

Diagnose

Der Wundverlauf auf einen Blick

Foto 1 (06.11.2024)
Foto 2 (19.11.2024)
Foto 3 (03.12.2024)
Foto 4 (13.12.2024)
Foto 5 (31.12.2024)
Foto 6 (24.01.2025)

Behandlungs- und Heilungsverlauf

Zu Beginn ist die Wunde 4,1 cm lang, 2,7 cm breit und circa 2 mm tief mit einer Unterminierung bei 6 Uhr von 3,6 cm Länge und 1,7 cm Breite (Foto 1). Die geruchlose Exsudation ist mäßig, schleimig und trüb. Der Wundgrund besteht aus  ödematösem Granulationsgewebe, Fibrin und Biofilm. Der Wundrand ist bis auf die Unterminierung intakt, die Wundumgebung besteht aus Narbengewebe. Schmerzen gibt Herr K. nicht an.

Wundversorgung:

  • Wundreinigung erfolgt mit antiseptischer Wundspüllösung
  • Die gründliche mechanische Wundreinigung wird mittels einer sterilen Kompresse und Pinzette ausgeführt
  • Eine PHMB-haltige Salbe (Macrogol-PHMB 0,04 mg) wird für den Wundgrund verwendet
  • Aufgrund der vorliegenden Anatomie mit Narbengewebe und Einziehungen wird darüber ein Bauchgurt angelegt, und die Lücke zwischen Bauchgurt und Verband wird mit einem kleinen Handtuch gefüllt
  • Der Verbandswechsel wird alle drei Tage durchgeführt

Zwei Wochen später ist die Wunde 4,5 cm lang, 2,3 cm breit und 2 mm tief. Die Unterminierung hat sich deutlich verkleinert auf eine Länge von 1,7 cm und eine Breite von 1,0 cm. Die weiterhin mäßige, geruchlose Exsudation ist serös und leicht blutig. Der Wundgrund weist weiterhin Fibrin und etwas Biofilm auf, das Granulationsödem ist rückläufig, der Wundrand ist intakt und die Wundumgebung unverändert (Foto 2).

Nach Beibehalt der Versorgung sieht es nach 14 Tagen schon etwas besser aus. Die Unterminierung ist nicht mehr vorhanden. Die Wunde ist nun 3,1 cm lang, 1,9 cm breit und 2 mm tief. Die Exsudation hat sich nicht verändert. Am Wundgrund ist Epithelgewebe sichtbar neben der Granulation von mehr als 50 % und Biofilmresten. Der Wundrand ist nun rundherum intakt (Foto 3).

Wundversorgung:

  • Die Versorgung wird in Teilen umgestellt
  • Auf den Wundgrund wird eine Hydrofaser aufgebracht
  • Abdeckung und Fixierung sowie das Versorgungsintervall bleiben bestehen

Mit Freude können wir berichten, dass die Wunde sich weitere 10 Tage später noch einmal auf 2,9 cm Länge und 1,5 cm Breite sowie 1 mm Tiefe verkleinert hat. Die Exsudation wird als mäßig, schleimig und gelb-bräunlich beschrieben. Der Wundgrund hat sich wieder etwas verschlechtert. Er besteht zwar aus mehr als 50 % Granulation, es ist aber aufgrund einer gestiegenen Keimlast wieder ein Granulationsödem vorhanden (Foto 4).

Wundversorgung:

  • Mit steriler Kompresse und Pinzette werden alle vorhandenen Beläge vorsichtig entfernt
  • Danach wird die Versorgung unverändert fortgesetzt

Ende des Jahres 2024 ist die Wunde 2,0 cm lang, 0,9 cm breit und 1 mm tief. Die Exsudation ist mäßig, serös und weiterhin bräunlich. Am Wundgrund sind mehr als 50 % Granulation und nur noch einzelne Fibrinbeläge zu sehen (Foto 5). Die Wundversorgung wird unverändert weitergeführt.

Herr K. ist nicht nur wegen der Verbesserung der Wunde positiv gestimmt, sondern auch, weil er während der ganzen Zeit der Versorgung einen schlechten Eisenspiegel aufwies, dadurch sehr schlapp war und nun auch das durch eine Ernährungsberatung und die richtige Ernährung in den Griff bekommen hat. Er kann endlich aufatmen.

Ungefähr einen Monat später geht es dem Lehrer für Pflegeberufe deutlich besser. Er hat wieder etwas Kraft und durch die in letzter Zeit begonnene Krankengymnastik etwas Muskelmasse zugenommen. Die inzwischen nur noch wenig schleimig exsudierende oberflächliche Wunde ist 0,7 cm lang und 0,6 cm breit. Der Wundgrund besteht aus Granulationsgewebe und Epithelgewebe (Foto 6).

Der 61-Jährige hat noch eine Verordnung für häusliche Krankenpflege für die nächste Woche. Danach möchte er die Versorgung selbst zu Hause durchführen, um noch mehr Selbstständigkeit wiederzuerlangen. Da er selbst fachlich in der Lage ist, die Versorgung durchzuführen, beginnt er direkt unter „Aufsicht“ in der Praxis damit, die Versorgung einzuüben. Die Versorgung soll bei weiterhin positivem Verlauf bis zum Wundverschluss mit den noch vorhandenen Materialien zu Ende geführt werden.

Schon zwei Wochen nach Ende der Versorgung in der pflegerischen Einrichtung meldet sich Herr K. telefonisch, um dankend mitzuteilen, dass die Wunde vollständig abgeheilt sei.
Er kann seinem Beruf wieder nachgehen.

Wunde gut. Alles gut.

Bitte beachten Sie, dass es sich hier um ein konkretes Fallbeispiel handelt, das nur eine mögliche Behandlungsoption darstellt. Beachten Sie zudem, dass wir nicht gewährleisten können, dass in den von uns dargestellten Fallbeispielen ausschließlich Produkte von DRACO® zur Anwendung gekommen sind.

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