Hygienebeauftragte MFA: Aufgaben, Fortbildung und Karrierechancen
Die Rolle der Hygienebeauftragten Medizinische Fachangestellte (MFA) gewinnt in Arztpraxen zunehmend an Bedeutung. Als zentrale Ansprechperson für Infektionsprävention und Hygienemanagement trägt sie maßgeblich zur Patientensicherheit und Praxishygiene bei.
In diesem Artikel erkläre ich euch, welche Aufgaben und Verantwortungen damit verbunden sind, wie die Fortbildung abläuft und welche finanziellen Aspekte zu beachten sind.
Aufgaben und Verantwortungen der Hygienebeauftragten in der Arztpraxis
Hygienebeauftragte MFA übernehmen eine Schlüsselrolle in der Praxisorganisation. Ihre Hauptaufgaben umfassen:
Erstellung und Aktualisierung des Hygieneplans
Die Hygienebeauftragte ist dafür verantwortlich, einen individuellen Hygieneplan für die Praxis zu erstellen. Dieser umfasst unter anderem detaillierte Desinfektionspläne für Geräte und Oberflächen, Reinigungsprotokolle für alle Praxisbereiche sowie klare Vorgaben zur Händehygiene. Der Plan muss regelmäßig überprüft und an neue Herausforderungen – wie das Auftreten multiresistenter Erreger oder gesetzliche Änderungen – angepasst werden.
Überwachung der Hygienestandards
Ein zentraler Aufgabenbereich ist die Kontrolle der täglichen Hygienepraxis. Dazu gehört die Überprüfung, ob Desinfektionsmittelspender korrekt befüllt sind, ob Sterilisationsgeräte (z. B. Autoklaven) gemäß Herstellerangaben gewartet werden und ob Abfälle (z. B. spitze Gegenstände oder kontaminierte Materialien) sachgerecht entsorgt werden. Auch die Einhaltung der Händehygiene durch das gesamte Team wird dokumentiert.
Durchführung von Schulungen
Hygienebeauftragte organisieren und leiten regelmäßige Schulungen für das Praxisteam. Diese umfassen praktische Übungen zur Händedesinfektion, Updates zu neuen Hygienevorschriften oder Notfallpläne bei Infektionsausbrüchen. Ziel ist es, dass alle Mitarbeitenden einheitliche Standards einhalten.
Dokumentation und Audits
Sämtliche Hygienemaßnahmen müssen lückenlos dokumentiert werden – von Reinigungsprotokollen bis hin zu Schulungsteilnahmen. Die Hygienebeauftragte bereitet die Praxis zudem auf behördliche Audits vor, indem sie Unterlagen wie das Hygienebuch aktualisiert und sicherstellt, dass alle Prozesse den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.
Infektionsmanagement
Im Falle von Infektionsverdacht (z. B. bei einem Patienten mit Norovirus-Symptomen) koordiniert die Hygienebeauftragte Schutzmaßnahmen wie Isolationsprotokolle, erweitertes Reinigungsmanagement oder die Kommunikation mit dem Gesundheitsamt. Sie ist auch für die Erkennung von Risikotrends (z. B. gehäufte Wundinfektionen) verantwortlich.
Fortbildung zur Hygienebeauftragten MFA
Die Qualifizierung erfolgt durch zertifizierte Kurse.
Kursinhalte
Die Fortbildung gliedert sich typischerweise in drei Schwerpunkte:
- Hygienemanagement: Hier lernen Teilnehmende, wie sie einen Hygieneplan erstellen, rechtliche Grundlagen (z. B. Infektionsschutzgesetz, Medizinproduktegesetz) interpretieren und interne Abläufe optimieren. Themen wie Risikoanalyse oder Umgang mit Mängelberichten stehen im Fokus.
- Infektionsprävention:Praktische Module vermitteln Wissen zur korrekten Flächendesinfektion, (Wieder-)Aufbereitung von Medizinprodukten (z. B. Endoskopen) und Händehygiene. Auch der Umgang mit Sterilisationsgeräten und die Auswahl geeigneter Desinfektionsmittel werden behandelt.
- Spezielle Erreger:Teilnehmende erhalten vertiefte Einblicke in den Umgang mit multiresistenten Keimen (z. B. MRSA), viralen Erregern (z. B. Hepatitis B) oder Ausbruchsszenarien. Fallbeispiele trainieren die Risikoeinschätzung in Alltagssituationen.
Anbieter und Formate
- Vollständig online: Es gibt Anbieter, die dreitägige Live-Onlinekurse anbieten, bei denen Teilnehmende via Videochat mit Dozenten interagieren.
- Blended Learning:Einige Anbieter kombinieren E-Learning-Module, die zeitlich flexibel absolviert werden können, mit Live-Webinaren. Dieses Format ermöglicht flexibles Lernen neben dem Beruf.
- Präsenzveranstaltungen:Regionale Anbieter wie die DEKRA Akademie oder Hygiene-Netzwerke führen Kurse mit praktischen Übungen durch (z. B. korrektes Anlegen von Schutzkleidung).
Kosten
Die Preise variieren je nach Anbieter und Format. Einzelne Spezialisierungsmodule kosten ungefähr 200 Euro. Gesamte Blended-Learning-Kurse können bei 500 Euro starten, während man für einige Online-Anbieter mit 1.250 Euro tiefer in die Tasche greifen muss. Präsenzveranstaltungen aufgrund von Raummieten und Materialkosten sind insgesamt etwas teurer, werden allerdings mittlerweile seltener angeboten. Einige Berufsverbände wie der Verband medizinischer Fachberufe e.V. (VMF) bieten Mitgliedern Rabatte auf Fortbildungen an.
Herausforderungen und Lösungen
- Zeitmanagement: Die Fortbildung erfordert Engagement neben dem Berufsalltag. Onlineformate ermöglichen flexibles Lernen am Abend oder Wochenende. Viele Arbeitgeber unterstützen Mitarbeitende durch Freistellungen oder Kostenübernahmen.
- Anerkennung der Qualifikation: Nicht alle Fortbildungen sind bundesweit einheitlich anerkannt. MFA sollten auf Zertifikate der Landesärztekammern oder der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) achten. Diese gelten als Goldstandard und erhöhen die Glaubwürdigkeit gegenüber Behörden.
- Praxisanwendung: Die Umsetzung des Gelernten erfordert oft Anpassungen in der Praxisroutine. Digitale Tools wie Hygiene-Checklisten-Apps oder cloudbasierte Dokumentationssysteme entlasten bei der täglichen Arbeit. Netzwerke wie das „Forum Hygiene“ bieten Austausch mit Kolleginnen und aktuelle Vorlagen für Hygienepläne.
Gehaltsaussichten
Die Zusatzqualifikation kann sich finanziell auszahlen, allerdings ist die Gehaltsspanne breit. Es kommt auf die Erfahrung der MFA insgesamt an, aber auch um das Verhandlungsgeschick. Grundsätzlich stärkt die Übernahme von Hygieneverantwortung die Verhandlungsposition bei Gehaltsgesprächen. Konkrete Beispiele wie die Einführung eines digitalen Hygienemanagement-Tools oder reduzierte Infektionsraten unterstreichen den eigenen Mehrwert.
Mehr Infos rund ums Gehalt und Gehaltsverhandlungen findet ihr übrigens hier:
- MFA Tarifvertrag und Gehalt: https://www.draco.de/mfa-tarifvertrag-und-gehalt/
- Richtiger Zeitpunkt für Gehaltsverhandlung bei MFA: https://www.draco.de/blog/richtiger-zeitpunkt-fuer-gehaltsverhandlung-bei-mfa/
- Gehaltsverhandlungen nach der Harvard-Methode: https://www.draco.de/blog/gehaltsverhandlungen-nach-der-harvard-methode/
Die Weiterbildung zur Hygienebeauftragten MFA lohnt sich fachlich und finanziell. Sie eröffnet neue Karrierewege, erhöht die Praxissicherheit und stärkt die eigene Expertise. Bei der Anbieterwahl sollten MFA auf anerkannte Zertifikate und praxisnahe Schulungsinhalte achten – etwa durch Blended-Learning-Kurse, die Berufstätigkeit und Fortbildung vereinbaren.
Mit der Übernahme dieser verantwortungsvollen Position leistet ihr einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätssicherung – und positioniert euch gleichzeitig als unverzichtbare Fachkraft.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Fortbildungen in eurer Praxis gemacht? Hat sich der Aufwand „ausgezahlt“? Ich freue mich über eure Berichte!
Viele Grüße
Eure Steffi