Wundpflege im Sommer

Wundpflege im Sommer

Die Wundheilung ist ein komplexer Prozess, den viele Faktoren beeinflussen können – unter anderem UV-Licht durch Sonneneinstrahlung. Gerade im Sommer ist es daher wichtig, auf die richtige Wundversorgung zu achten. Das hilft, das Risiko für Narben und Pigmentstörungen zu verringern.

Die Haut im Sommer

Die Haut ist mit eineinhalb bis zwei Quadratmetern Fläche das größte Organ unseres Körpers. Eine ihrer Hauptaufgaben ist der Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen (z. B. Nässe; Sonnenstrahlen und Krankheitserregern). Außerdem kann sich sich nach einer Verletzung im Rahmen der Wundheilung regenerieren. Kommt es zu einer Verletzung, wird die Haut stärker durchblutet. Verschiedene Stoffe im Blut helfen, die Wunde zu verschließen. Anschließend werden neue Haut sowie Blutgefäße gebildet. Ob eine Narbe zurückbleibt, hängt unter anderem davon ab, wie tief die Wunde ist, und ob die Wundheilung ungestört verläuft. Dabei kann auch UV-Strahlung eine Rolle spielen.

Gerade im Sommer sind kleinere Verletzungen wie Schürf- oder Schnittwunden, Stiche oder leichte Verbrennungen schnell passiert – etwa beim Radfahren, bei der Gartenarbeit, beim Grillen, beim Schwimmen oder durch Insekten. Wichtig ist es dann, die Wunde einerseits richtig zu versorgen und sie andererseits vor Sonneneinstrahlung zu schützen. Denn die UV-Strahlung bedeutet nicht nur Stress für die Haut selbst, sondern stört auch den natürlichen Heilungsprozess und kann sogar zu dauerhaften Pigmentveränderungen führen und die Bildung von Narben fördern.

Wie wirken UV-Strahlen auf Wunden?

UV-Strahlen können verschiedene Effekte auf Wunden haben:

  • Verzögerte Wundheilung: UV-Strahlen können die Zellen schädigen, die für die Wundheilung verantwortlich sind. Vor allem die sogenannten Fibroblasten, die für die Produktion von Kollagen und den Wiederaufbau des Gewebes wichtig sind, spielen dabei eine Rolle. UV-Strahlung kann bewirken, dass einerseits weniger Kollagen gebildet, andererseits auch verstärkt abgebaut wird.
  • Erhöhtes Infektionsrisiko: Die Haut(schutz)barriere (Bestandteil der äußersten, sichtbaren Schicht der Haut) schützt die Haut vor äußeren Einflüssen. Sonnenstrahlen können sie schwächen. Dadurch dringen Krankheitserreger leichter in den Körper ein und das Risiko für Infektionen der Wunden erhöht sich.
  • Pigmentierung und Narbenbildung: UV-Strahlen können dazu führen, dass sich nach einer Verletzung übermäßig viel Melanin (Hautfarbstoff) an der betroffenen Stelle der Haut beziehungsweise in der Narbe ansammelt und diese dunkler erscheint. Sind Wunden ungeschützt der Sonne ausgesetzt, stört das den Heilungsprozess und bewirkt, dass Narben wulstiger und dicker werden können. In Gelenknähe können diese sogenannten hypertrophen Narben auch zu Bewegungseinschränkungen führen. Manchmal wächst das Gewebe über die Narbenränder hinaus, überlagert die gesunde Haut und bildet sogenannte Keloide.
  • Beeinträchtigte Wundumgebung: Wunden heilen von außen nach innen und die Bildung von Narbengewebe findet am Wundrand statt. Daher sollte auch die Haut, die die Wunde umgibt, vor UV-Strahlung geschützt werden, um die Heilungsprozesse nicht zu stören. 

Wundversorgung bei Sonneneinstrahlung: Praktische Tipps

Für eine optimale Wundheilung ist es wichtig, auf wirksamen Sonnenschutz zu achten. Dabei hilft es, die Wunde mit geeignetem Verbandsmaterial abzudecken und so vor UV-Strahlung zu schützen. Hilfreich sind Pflaster und Verbände, die nicht nur UV-undurchlässig sind, sondern auch atmungsaktiv. Letzteres bewirkt, dass überschüssige Feuchtigkeit abgegeben werden kann, ohne dass Keime oder Schmutz in die Wunde dringen. Atmungsaktive Materialien sorgen außerdem dafür, dass die Haut um die Wunde nicht aufweicht oder gereizt wird.

Wenn möglich, sollte die Wunde zusätzlich durch Kleidung geschützt werden. Besonders gut geeignet sind lockere, atmungsaktive Stoffe wie Baumwolle, um Hitzestau zu vermeiden. Um die Wundumgebung vor Sonnenbrand zu schützen, sollte man ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50+) auftragen. Wichtig: Die Sonnenschutzmittel sollten nicht in die Wunde gelangen, denn das kann den Heilungsprozess stören. Erst wenn die Wunde komplett geschlossen ist, sind Sonnencremes nicht nur erlaubt, sondern auch wichtig, um Pigmentstörungen zu verhindern.

Idealfeuchte Wunden heilen besser und schneller. Grundsätzlich sollte man daher auf eine idealfeuchte Wundbehandlung zum Beispiel mit Hydrogel-Pflastern oder -Verbänden achten. Vor allem im Sommer gelten diese als empfehlenswert. Denn das warme Wetter lässt Wunden besonders schnell austrocknen. 

Ist die Wundheilung abgeschlossen, ist im Anschluss auch die richtige Pflege der betroffenen Hautstelle wichtig. Spezielle Narbencremes sollen die Haut glätten, für ausreichend Feuchtigkeit sorgen, Entzündungen vorbeugen und die übermäßige Produktion von Bindegewebe verhindern. Viele enthalten neben pflegenden und heilungsfördernden Wirkstoffen wie zum Beispiel Dexpanthenol oder Zwiebel-Extrakt auch einen UV-Schutz. Wie wirksam diese speziellen Produkte sind, ist allerdings nicht ganz klar. Denn Studien zum Thema liefern widersprüchliche Ergebnisse. Sinnvoll können sie aber vor allem dann sein, wenn ein hohes Risiko für pathologische Narben besteht. Hypertrophe Narben bilden sich besonders nach Verbrennungen und Verbrühungen sowie nach Verletzungen am Hals und am Dekolleté.

Ein Mythos im Check

Besonders hartnäckig hält sich auch die Annahme, dass das „Verschorfenlassen“ an der Luft kleinere Wunden am besten heilen lässt. Mittlerweile weiß man: Ein idealfeuchtes Wundmilieu fördert die Heilung und es entstehen weniger Narben, wenn kein Schorf gebildet wird. Gerade im Sommer, wenn die Haut vermehrt der Sonne ausgesetzt ist und eine geeignete Wundauflage fehlt, kann die UV-Strahlung die Wundheilung zusätzlich stören.

Wundpflege Verbrennungen

Bestehende Narben und Pigmentstörungen: Was tun?

Frische Narben sollten mindestens ein Jahr nach der Verletzung vor der Sonne geschützt werden. Denn sie reagieren empfindlicher auf UV-Strahlung und werden schneller dunkel als die restliche Haut. Auch trocknet starke Sonneneinstrahlung die Haut an der Narbe aus, sodass sie eher juckt. Produkte mit UV-Schutz und pflegenden Inhaltsstoffen, wie etwa Harnstoff, Hyaluronsäure oder Allantoin, können dem entgegenwirken. Besonders intensiv befeuchten Silikongele die betroffene Hautstelle. Die intensive Durchfeuchtung des Bindegewebes durch Silikonprodukte fördert die Bildung gesunder Hautzellen und kann dafür sorgen, dass die Narbe weniger dick und rot wird. Die Behandlung mit Silikongelen sollte drei bis sechs Monate lang durchgeführt werden. 

Sind bereits Pigmentstörungen vorhanden, helfen mitunter aufhellende Cremes mit Wirkstoffen wie Hydrochinon oder Vitamin A. Wichtig dabei ist, diese Produkte nicht auf Wunden aufzutragen, sondern erst nach abgeschlossener Wundheilung und wenn sich eine Narbe gebildet hat. Denn die enthaltenden Wirkstoffe können die Haut reizen und Heilungsprozesse stören. Bis es zu einer zufriedenstellenden Aufhellung der betroffenen Hautstelle kommt, kann es zwei bis drei Monate dauern, die Anwendung erfordert also etwas Geduld. Patientinnen und Patienten sollten zudem auf einen konsequenten Lichtschutz achten. Das gilt auch nach Abschluss der Behandlung, um einem erneuten Auftreten der Pigmentstörung vorzubeugen. 

Verletzungen vermeiden

Verschiedene Maßnahmen können helfen, Verletzungen im Sommer zu vermeiden:

  • Schutzkleidung wie leichte, langärmelige Shirts und Hosen sowie Hüte schützen die Haut vor Sonnenbrand und kleinen Schürfwunden.
  • Geeignete Schuhe sind besonders wichtig, um beim Sport, Wandern oder im Garten Stürze und Schnittverletzungen an den Füßen zu verhindern.
  • Insektenschutzmittel können Stiche und Entzündungen der Einstichstelle vorbeugen
  • Sportlich aktive Menschen sollten sich aufwärmen und das Training an die Temperaturen anpassen, um Überlastungen und Verletzungen zu verhindern.

Sollte eine kleinere Verletzung trotzdem passieren, beraten Sie Ihre Patientinnen und Patienten zum Thema Wundheilung und klären Sie darüber auf, welche Risiken direkte Sonneneinstrahlung auf Wunden mit sich bringen kann.

Wundversorgung im Sommer: Die wichtigsten Produkte im Überblick

Es gibt verschiedene Produkte, die für die Wundversorgung im Sommer geeignet sind. Hier noch einmal die wichtigsten im Überblick:

Wunddesinfektion: Antiseptische Sprays oder Lösungen sind nicht nur im Sommer, sondern grundsätzlich für die Wundversorgung wichtig. Während sich bei einfachen Wunden auch Trinkwasser oder abgekochtes bzw. destilliertes Wasser zum Säubern eignet, können Wunden mit einem erhöhten Infektionsrisiko zusätzlich mit einem Antiseptikum behandelt werden. Das verringert die Gefahr für eine Infektion und Reizung der Wunde. 

Wundverbände: Besonders wichtig im Sommer sind UV-undurchlässige Pflaster und Verbände sowie Produkte, die eine idealfeuchte Wundheilung fördern. Beispielsweise spenden hydrokolloide Wundauflagen je nach Beschaffenheit der Wunde Feuchtigkeit oder absorbieren diese. Sie können sowohl auf trockene als auch auf nässende, nicht infizierte Wunden aufgetragen werden und eignen sich gut, um Alltagswunden zu behandeln.

Narbenpflege: Silikongele oder Cremes mit integriertem UV-Schutz enthalten nicht nur Wirkstoffe, um das Gewebe zu durchfeuchten und zu pflegen, sondern schützen die empfindliche Partie auch vor einer Pigmentstörung.

Sonnenschutz: Sonnenschutzcremes sollten einen hohen Lichtschutzfaktor (am besten 50+) haben und für empfindliche Haut geeignet sein. Sonnencreme ist ausschließlich für intakte Haut oder intaktes Narbengewebe geeignet.