Verbrennungen durch Riesen-Bärenklau

Verbrennungen durch Riesen-Bärenklau

Der Riesen-Bärenklau, der auch unter weiteren Bezeichnungen wie Bärenkralle, Herkulesstaude oder Herkuleskraut bekannt ist, kann bei direktem Hautkontakt verbrennungsähnliche Symptome verursachen.

Verbrennungen durch Kontakt mit dem Riesen-Bärenklau treten gehäuft in den warmen Sommermonaten von Juni bis August auf, wenn die Pflanze ihre beachtliche Höhe von fast vier Metern erreicht hat und in der Blüte steht. Riesen-Bärenklau kann in schweren Fällen Verbrennungen zweiten oder sogar dritten Grades verursachen, die unbedingt ärztlich behandelt werden müssen und in ein Verbrennungszentrum gehören.

Was ist Riesen-Bärenklau?

Der Riesen-Bärenklau ist eine bis zu vier Meter hohe Staude mit großen weißen Blüten. Die Pflanze wurde Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Kaukasus als Gartenpflanze nach Europa gebracht. Mittlerweile gilt der Riesen-Bärenklau als invasive Art. Denn die Pflanze gedeiht beinahe überall und verdrängt durch ihr schnelles Wachstum und ihre beachtliche Größe einheimische Pflanzenarten. Riesen-Bärenklau kommt vor allem an Wald- und Straßenrändern, Flussläufen und Gewässerufern vor. Bereits Anfang Mai kann der Riesen-Bärenklau eine Wuchshöhe von bis zu einem Meter erreichen.

Symptome nach Kontakt mit Riesen-Bärenklau

Die ersten Symptome nach Hautkontakt mit dem Riesen-Bärenklau treten häufig mit einer Verzögerung von bis zu 48 Stunden auf. Grund hierfür ist das in allen Pflanzenbestandteilen enthaltene Furocumarin, das erst in Verbindung mit UV-Licht aus der Sonnenstrahlung reagiert und der Haut ihren natürlichen UV-Schutz nimmt. Die Sonnenstrahlung trifft dann im Grunde ungefiltert auf die Haut. Betroffene Körperstellen sind meistens Hände, Arme, Beine, Füße und insbesondere bei Kindern Hals und Gesicht.

Die Folge eines Kontakts mit dem Riesen-Bärenklau in Verbindung mit Sonnenlicht sind Symptome eines besonders heftigen Sonnenbrands. Dazu gehören Rötungen und Schwellungen, schmerzhafte Blasen oder Quaddeln bis hin zu Verbrennungen zweiten oder sogar dritten Grades. Die Gradeinteilung bei Verbrennungen sowie deren Behandlung und Heilungsverlauf wird im Fachartikel Verbrennungen und Verbrühungen ausführlich beschrieben.

Der Riesen-Bärenklau kann bei schweren Verbrennungen, großflächigen Hautreaktionen oder allergischen Reaktionen auch Fieber und Kreislaufprobleme (Schweißausbrüche, Atemnot) bis hin zum Kreislaufschock zur Folge haben. Das kann für betroffene Personen Lebensgefahr bedeuten.

Verbrennung durch Riesen-Bärenklau, Hand
Abb: Verbrennungen 1. Grades an der Hand eine Woche nach Kontakt mit dem Riesen-Bärenklau.

Als Sofortmaßnahme sollten die betroffenen Stellen direkt nach dem Kontakt mit dem Riesen-Bärenklau gründlich mit Wasser und Seife gereinigt werden. Die Stelle sollte außerdem vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Dazu sollte die Haut mit möglichst dichten Stoffen abgedeckt werden, wie z.B. dicht gewebte Tücher oder Kleidungsstücke. 

Die betroffene Haut sollte auch noch zwei Tage nach dem Kontakt mit dem Riesen-Bärenklau vor der Sonne geschützt werden. Am besten meidet man die Sonne ganz und schützt die Haut zusätzlich mit Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor. Denn auch bei Bewölkung kann UV-A-Strahlung auf die Haut gelangen und dann zu Verbrennungssymptomen führen.

Sind bereits Hautreaktionen wie Schwellungen und weitere Entzündungsreaktionen aufgetreten, kann Kühlung mit Eisbeuteln oder feuchten Kompressen helfen. Zu beachten ist, dass Eisbeutel nicht zu lange auf der Haut verbleiben und nicht direkt auf die Haut gelegt, sondern mit Stofftüchern umwickelt werden. 

Besondere Aufmerksamkeit ist in folgenden Fällen angezeigt:

  • Augen: Ist Pflanzensaft in die Augen gelangt, sollten die Augen umgehend unter klarem fließendem Wasser über mehrere Minuten gründlich ausgespült werden. Dazu sollte das betroffene Auge von innen nach außen gespült und der Kopf unbedingt in Richtung des betroffenen Auges geneigt werden, damit das andere Auge nicht versehentlich in Mitleidenschaft gezogen wird. Danach sollte das Auge mit einem sterilen Tuch zum Schutz vor der Sonne abgedeckt und eine Augenärztin bzw. ein Augenarzt aufgesucht werden.
  • Schwere und/oder großflächige Hautreaktionen: Brandwunden durch Kontakt mit Riesen-Bärenklau an Gesicht, Händen, Füßen und den Genitalien gehören zur Behandlung in ein Verbrennungszentrum. Insgesamt sollte eine Ärztin bzw. ein Arzt oder die Notaufnahme aufgesucht werden, wenn starke Reaktionen auf der Haut auftreten (wie Blasen oder Quaddeln) oder größere Hautflächen betroffen sind. Bei tiefen Brandwunden zweiten oder dritten Grades sollte die Behandlung unabhängig von der Größe der betroffenen Hautfläche in einem Verbrennungszentrum erfolgen. 
  • Kinder und alte Personen: Die Haut von kleinen Kindern und alten Menschen ist besonders empfindlich. Aufgrund der geringen Körpergröße kann bei Kindern zudem schnell eine großflächige Verbrennung durch den Riesen-Bärenklau entstehen, die in schweren Fällen einen Kreislaufschock zur Folge haben kann. Daher sollten bei Kindern und alten Menschen auch leichtere Hautreaktionen wie z.B. Rötungen oder Schwellungen ärztlich untersucht und ggf. behandelt werden. 

Risikofaktoren

Insbesondere für Kinder stellt der Riesen-Bärenklau eine Gefahr dar. Die großen Pflanzen werden von Kindern gerne zum Spielen genutzt, z.B. beim Versteckspielen. Auch mit den hohlen, stabilen Stielen spielen Kinder gerne, z.B. nutzen sie diese als Blasrohr. 

Bei Wanderungen mit kurzer Kleidung besteht das Risiko einer versehentlichen Berührung mit dem Riesen-Bärenklau, vor allem an Armen und Beinen. Besonders tückisch ist das verzögerte Auftreten der Verbrennungssymptome, so dass betroffene Menschen die Hautreaktion nicht mehr mit dem Kontakt zum Riesen-Bärenklau in Verbindung bringen können.

Wie erkennt man Riesen-Bärenklau?

Der Riesen-Bärenklau kann durch seine Größe von beinahe vier Metern und die weißen Doldenblüten auch von botanischen Laien recht einfach erkannt werden. Zur Abgrenzung zum heimischen und weniger gefährlichen Wiesen-Bärenklau helfen folgende Merkmale:

MerkmalRiesen-BärenklauWiesen-Bärenklau
GrößeBis zu 4 MeterBis zu 1,5 Meter
BlätterTief geteilt, kantig, spitz zulaufend, behaartAbgerundet, weniger Behaarung
StängelStark behaart, purpurne FleckenWeniger starke Behaarung, keine purpurnen Flecken

Prophylaxe

Die beste Prophylaxe besteht darin, einen großen Bogen um den Riesen-Bärenklau zu machen. Kleine Kinder sollten beim Spielen im Freien stets im Blick behalten werden. Größere Kinder sollten auf die vom Riesen-Bärenklau ausgehende Gefahr aufmerksam gemacht werden und in der Lage sein, die Pflanze zu erkennen. 

Wächst Riesen-Bärenklau sogar im eigenen Garten, sollte dieser möglichst früh sauber abgestochen werden. Vor der Entfernung des Riesen-Bärenklaus müssen Schutzmaßnahmen getroffen werden, denn sonst drohen Verbrennungen. Empfehlenswert sind lange Kleidung, Gesichtsschutz, Handschuhe und Gummistiefel. Nach dem Entfernen des Riesen-Bärenklaus sollten die Haut und die Kleidung gründlich gewaschen werden. 

Die entfernten Pflanzen gehören nicht auf den Kompost, denn von dort aus können sich die Samen leicht weiterverbreiten. Während größere Pflanzen verbrannt werden müssen, können kleine Pflanzen vor der Blüte zum Vertrocknen liegen gelassen und dann entsorgt werden. Der Riesen-Bärenklau muss dann unbedingt außer Reichweite von Kindern und Tieren liegen. Denn auch an ausgestochenen Pflanzen können sich Mensch und Tier schlimme Verbrennungen zuziehen.

Verbrennungen verursachender Riesen-Bärenklau, Herkuleskraut
Riesen-Bärenklau, Herkuleskraut

Verbrennungen durch weitere Pflanzen

Nicht nur der Riesen-Bärenklau, auch der heimische Wiesen-Bärenklau enthält Furocumarine, wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß als der Riesen-Bärenklau. Viele Pflanzen im heimischen Garten enthalten ebenfalls Substanzen, die bei Kontakt mit der Haut in Verbindung mit Sonnenlicht verbrennungsähnliche Symptome verursachen können. Daher wird in diesem Zusammenhang auch von phototoxischen Substanzen gesprochen. Beliebte Gartenpflanzen, die phototoxische Substanzen enthalten, sind u.a. Zitrusfrüchte (Zitronen, Limetten, Grapefruits und weitere) sowie einige Gräser und Petersilie, Pastinaken, Koriander, Möhren und Sellerie. 

Somit können alle diese Pflanzen bei direktem Hautkontakt mit dem Pflanzensaft unangenehme Rötungen und Schwellungen auslösen. Auch hier gilt es die betroffenen Stellen gründlich mit Wasser und Seife zu reinigen und vor der Sonne zu schützen.

Von den oben genannten Pflanzen ist die Brennnessel abzugrenzen. Beinahe jeder Mensch macht früher oder später Erfahrungen mit den schmerzhaften und juckenden Quaddeln nach Hautkontakt mit der Brennnessel. Ursächlich ist aber nicht die Verbindung mit Sonnenlicht, sondern die ameisensäure- und histaminhaltige Flüssigkeit, die durch die feinen Brennhaare direkt in die Haut gespritzt wird.

Literatur