Punktion

Punktion

Unter dem Begriff Punktion (aus dem lateinischen punctio: das Stechen) versteht man in der Medizin das Einstechen einer Kanüle in ein Blutgefäß, Organ oder in einen vorgebildeten bzw. neugebildeten Körperhohlraum.

Die Ärztin oder der Arzt kann eine Punktion aus den vielfältigsten therapeutischen oder diagnostischen Gründen verordnen. Dazu gehören:

  • Injektion flüssiger Medikamente,
  • Entnahme von Körperflüssigkeiten und Gewebeproben zu diagnostischen Zwecken,
  • Blutgasanalyse sowie
  • Ablassen von Flüssigkeiten oder Gasansammlungen.

In der Reproduktionsdiagnostik werden Punktionen im Rahmen der Fruchtwasserpunktion (Amniozentese) bei vorgeburtlichen Untersuchungen und als Follikelpunktion bei der in-vitro-Fertilisation eingesetzt. Eine Punktion ist ein meist schneller und unkomplizierter Eingriff. Je nach Punktionsort ist keine Anästhesie bzw. lediglich eine lokale Betäubung notwendig.

Welche Punktionsarten gibt es und wann sind Punktionen indiziert?

Zur Diagnose bestimmter Erkrankungen und Injektion von Medikamenten sind Punktionen häufig unverzichtbar. Punktionsnadeln sind in diversen Größen und Formen erhältlich und ermöglichen einen flexiblen Einsatz für die Behandlung verschiedener Indikationen:

Injektion flüssiger Medikamente 

Für die Verabreichung eines flüssigen Medikaments als Injektion oder Infusion wird üblicherweise eine periphere Venenpunktion durchgeführt. Diese Art der Punktion kommt am häufigsten in der medizinischen Praxis zum Einsatz. Die Ärztin/der Arzt punktiert Ellenbeuge, Unterarm, Hand- oder Fußrücken. Mittels dieser Punktionsform kann auch ein peripherer Venenkatheter angelegt bzw. eine Blutabnahme durchgeführt werden.
 

Entnahme von Körperflüssigkeiten zu diagnostischen Zwecken

Die Entnahme von Blut gehört zu den häufigsten Eingriffen in der täglichen medizinischen Praxis. Üblicherweise wird Blut durch die Punktion von Venen gewonnen. Die Arterien werden für speziellere Untersuchungen wie Blutgasanalysen punktiert. Eine Blasenpunktion liefert Urin, der frei von Keimen aus der Harnröhre oder der äußeren Genitale ist. Die Blase wird durch die Bauchdecke punktiert, um einen Katheter direkt in die Harnblase zu legen. Punktionen werden zudem für die diagnostische Untersuchung von Gelenkflüssigkeit, Fruchtwasser (Amniozentese), Nervenwasser (Lumbalpunktion), Bauchwasser (Aszitespunktion) oder Lungenwasser (Pleurapunktion) durchgeführt.
 

Entnahme von Gewebeproben (Biopsien)

Insbesondere im Rahmen einer Tumordiagnostik ist eine Biopsie sinnvoll, um Gewebeproben aus den entsprechenden Organen untersuchen zu lassen. Üblicherweise sind Biopsien kleine Eingriffe, die auch ambulant durchgeführt werden können. In Abhängigkeit von dem verwendeten Punktionsinstrument kann zwischen verschiedenen Biopsien unterschieden werden:

  1. Bei der Feinnadelpunktion entnimmt die Ärztin/der Arzt mit einer 0,7 bis 1,1 mm dünnen Hohlnadel Zell- oder Gewebeproben, beispielsweise aus der Leber oder der Schilddrüse. Für die Stanzbiospie kommt eine weitaus dickere Hohlnadel (bis 2,1 mm) zum Einsatz. Mit hoher Geschwindigkeit werden mehrere Gewebeproben für die Laboranalyse herausgestanzt. Diese Technik wird üblicherweise für die Entnahme von Gewebeproben aus der weiblichen Brust eingesetzt.
  2. Die Vakuumpunktion ermöglicht die Entnahme größerer Gewebeproben, oftmals aus der Brust oder der Prostata. Eine bis zu 4 mm dicke Hohlnadel wird, gesteuert durch MRT oder Röntgenbild, in das Zielgewebe eingebracht. Durch einen Sog werden dann Gewebeproben in die Hohlnadel transportiert. In der Nadel befinden sich rotierende Messer, die das Gewebe abtrennen.
     

Blutgasanalyse und Blutdruckmessung

Eine Arterienpunktion eignet sich zur Entnahme von arteriellem Blut, um dessen Gasverteilung (Kohlendioxid, Sauerstoff), pH-Wert und den Säuren-Basen-Haushalt zu bestimmen. Durch die Verwendung eines Arterienverweilkatheters kann zudem der Blutdruck ermittelt werden. Mit dieser sehr genauen Art der Blutdruckmessung werden oft Patienten auf der Intensivstation überwacht.
 

Ablassen von pathologischen Flüssigkeitsansammlungen 

Punktionen zum Ablassen von Ergussflüssigkeit, Blut oder Eiter schaffen Erleichterung vor allem bei Gelenk- oder Pleuraergüssen. Die Pleurahöhle ist der Raum zwischen Lungen- und Rippenfell. Im Rahmen von Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder einer Pneumonie können sich dort Flüssigkeit, ein sogenannter Pleuraerguss, Eiter oder Blut ansammeln und zu Beschwerden wie Atemnot oder Hustenreiz führen. Gelenkpunktionen zum Ablassen von Gelenkergüssen, hervorgerufen durch Infektionen, Verletzungen oder Entzündungen, nehmen den Druck vom Gelenk und lindern die Beschwerden. Über die Nadel können zudem Medikamente gespritzt werden. Insbesondere große Gelenke wie Knie, Hüfte, Schulter oder Ellenbogen werden punktiert. Prinzipiell ist dieses Verfahren aber an allen Gelenken möglich. Lumbalpunktionen können zur Therapie von Normaldruckhydrozephalus (auch Altershirndruck) genutzt werden. Bei dieser Erkrankung produziert der Körper mehr Nervenwasser, als er wieder aufnehmen kann.
 

Fortpflanzungsmedizin

Die Follikelpunktion ist ein kurzer ambulanter Eingriff, um Eizellen für eine künstliche Befruchtung zu gewinnen. Über den Scheidenweg wird Follikelflüssigkeit aus den Eierstöcken mit den Eizellen abpunktiert.

Die Einsatzmöglichkeiten von Punktionen in der Diagnostik und Therapie sind vielfältig.

Wie werden die Punktionsstellen nach dem Eingriff versorgt?

Punktionen oder Injektionen gehören zu den häufigsten invasiven Eingriffen in Kliniken, Arztpraxen und der sonstigen ambulanten Versorgung.

Punktionen werden routinemäßig von Personen unterschiedlicher Berufsgruppen durchgeführt. Um punktionsassoziierte Infektionen zu vermeiden, sollten einige Dinge berücksichtigt werden.

Das Punktionsareal sollte möglichst frei von entzündlichen Veränderungen sein. Unmittelbar vor der Punktion wird die Punktionsstelle mit einem Hautantiseptikum gereinigt. Zellstoff- oder Schlinggazetupfer eignen sich als Flüssigkeitsträger zur Desinfektion vor Einstichen oder Injektionen. Punktionen hinterlassen sterile, akute Wunden. Zum Schutz vor Keimbelastung von außen sollte die Punktionsstelle nach dem Eingriff mit einer sterilen Wundauflage abgedeckt werden. Eine sterile Versorgung von Punktionswunden gewährleisten die DracoPor Pflaster. Die sterilen Wundverbände mit nicht verklebenden Wundkissen liegen in den Farben weiß und hautfarben vor. Zum Baden oder Duschen wird das wasserfeste und dampfdurchlässige DracoPor Waterproof empfohlen.

Welche Komplikationen können bei Punktionen auftreten?

Die allgemeinen Risiken von Punktionen sind punktionsassoziierte Infektionen, Blutungen oder Perforationsverletzungen des umliegenden Gewebes inklusive Nerven, Organen oder Blutgefäßen.

Das Infektionsrisiko bei Punktionen ist abhängig von dem Ort und der Art des Eingriffs sowie von dem allgemeinen Immunstatus des Patienten. Generell gilt, dass das Risiko von Komplikationen mit dem Nadeldurchmesser steigt. Beträgt der Nadeldurchmesser weniger als einen Millimeter, ist die Gefahr eher gering. Eine Punktion von Körperhöhlen oder Organen ist mit einem erhöhten Infektionsrisiko assoziiert. Dies kann auf zwei Ursachen zurückgeführt werden. Aufgrund der Verwendung eines größeren Kanülendurchmessers können einerseits Hautstanzen in den Stichkanal verschleppt werden. Andererseits fehlen in abgegrenzten, sterilen Körperhöhlen, wie beispielsweise den Gelenkhöhlen, dem Liquorraum oder der Augenkammer, die natürlichen Abwehrmechanismen. Dies fördert das Entstehen einer Infektion bereits bei geringen Erregermengen. Zur Verringerung von Perforationsverletzungen werden komplizierte Punktionen oder Punktionen tiefer gelegener Organe mittels bildgebender Verfahren kontrolliert. Dafür eignen sich die Sonographie, die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT).

Bei der Entnahme von Gewebeproben im Rahmen der Tumordiagnostik besteht die Gefahr, dass Krebszellen in umliegendes, gesundes Gewebe übertragen werden. Ebenso können Krankheitserreger bei der Punktion eines Entzündungsherdes versehentlich in angrenzendes Gewebe verschleppt werden. Einige Patienten, bei denen eine Lumbalpunktion durchgeführt wurde, berichten von vorübergehenden Kopfschmerzen. Fruchtwasserpunktionen gehen mit einem erhöhten Abortpotenzial einher.

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.