Überall in Europa pflegen zu Hause vor allem Frauen
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Überall in Europa pflegen zu Hause vor allem Frauen

Eine umfangreiche Untersuchung hat ergeben: Die Last der häuslichen Pflege schultern in erster Linie weibliche Angehörige. Die Studie nennt dafür auch Gründe – und eine mögliche Lösung.

Für die Analyse haben sich Beschäftigte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) die häusliche Pflege in 17 europäischen Ländern angeschaut – und überall ein sogenanntes „Gender Care Gap“ gefunden, also ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Frauen übernehmen die Pflege grundsätzlich häufiger als Männer. Während in einigen Ländern, beispielsweise Luxemburg, Griechenland und Kroatien, auf drei weibliche Pflegende nur ein Mann kommt, herrscht in Portugal, der Schweiz und Schweden ein Verhältnis von zwei zu eins. Deutschland liegt im Mittelfeld zwischen diesen Werten.

Ursachen für den großen Frauen-Anteil

Zusätzlich haben sich die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Umstände in den einzelnen Ländern näher angeschaut. Ihr Ziel war es, mögliche Ursachen für diese Geschlechter-Differenz zu finden. 

Tatsächlich zeigt sich ein klares Gefälle in einem weiteren Bereich: Je mehr finanzielle Unterstützung pflegende Angehörige erhalten, desto häufiger übernehmen auch Männer diese Aufgabe. Umgekehrt heißt das: Wenn es langfristig kein oder kaum Geld gibt, leisten mehr Frau die familiäre Pflege. Das hängt nach Ansicht der Forschenden mit einer bekannten Situation auf dem Arbeitsmarkt zusammen. Denn Männer verdienen in den meisten Berufen nach wie vor mehr Geld als ihre Kolleginnen – in Deutschland sind es bei gleicher Qualifikation im Durchschnitt 18 Prozent. Zudem sind sie häufiger in Führungspositionen zu finden, was ebenfalls mit Gehaltszuwächsen verbunden ist. Dass sie öfters Karriere machen, hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen, unter anderem mit der (fehlenden) Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die sich vor allem bei Frauen bemerkbar macht. Unterm Strich fallen Männer seltener für Zeiten der Kindererziehung aus und in der Regel sind es die Frauen, die später in Teilzeit arbeiten. Dafür werden ebenfalls in erster Linie finanzielle Motive angeführt.

Die Forschenden unterbreiten daher folgenden Lösungsvorschlag: Pflegende Angehörige sollten stärker finanziell unterstützt werden. Das würde die Zahl der Männer in der häuslichen Pflege erhöhen und die Frauen entlasten.

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