Sturzprävention im Pflegeheim: Diese Strategien wirken
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Sturzprävention im Pflegeheim: Diese Strategien wirken

Ein Cochrane-Review fasst die aktuellen Erkenntnisse zum Thema Sturzprophylaxe zusammen. Pflegekräfte können die Maßnahme im Alltag umsetzen.

Die Gefahr, in einer Pflegeeinrichtung zu stürzen, ist vor allem für ältere Bewohnerinnen und Bewohner mit einem mittleren Pflegebedarf hoch: Sie bewegen sich noch selbstständig, sind jedoch körperlich oder kognitiv eingeschränkt. In der Regel kommt es im eigenen Zimmer oder im Badezimmer zu Unfällen. Risikobehaftet sind zudem sogenannte Transfersituationen, also beispielsweise das Aufstehen oder Hinsetzen sowie Gehen. Dabei sind Stürze häufig mit schweren Folgen verbunden, durch die Betroffene an Selbstständigkeit verlieren. Insgesamt erhöht sich sogar die Sterblichkeit. 

Das unabhängige Wissenschaftsnetzwerks Cochrane hat die aktuelle Studienlage erstmals 2010 gebündelt. Nun liegt die dritte Aktualisierung vor und umfasst 104 Studien mit knapp 70.000 Teilnehmenden. Das Ziel war es, Sturzrate, Sturzrisiko und die Wahrscheinlichkeit für Knochenbrüche zu prüfen. Zudem haben die Forschenden Kosten und Ergebnisse verschiedener Maßnahmen einander gegenübergestellt. 

Die Ergebnisse zur Sturzprophylaxe im Detail 

Die Analyse hat ergeben, dass es ideal wäre, mehrere Maßnahmen parallel durchzuführen. Zudem sollten diese zur individuellen Situation der Bewohner und Bewohnerinnen passen und einbeziehen, ob beispielsweise eine Demenz vorliegt. Im Ergebnis stürzen nicht nur weniger Menschen, auch die Kosten sinken. 

Bewegung hilft 

Als besonders effektiv gilt Bewegungsförderung. Sie wirkt sogar, wenn sie als alleinige Maßnahme angewendet wird. Programme mit gezielten Übungen unterstützen auch Personen, bei denen das Denk- und Erinnerungsvermögens eingeschränkt ist. Vorausgesetzt, die Bewegungsangebote finden regelmäßig und dauerhaft statt. Allerdings: Kommt es doch zu einem Sturz, bleibt die Wahrscheinlichkeit für Knochenbrüche nahezu gleich. Sie nimmt also nicht wesentlich ab, wenn ältere Menschen ihre Muskulatur trainieren. 

Unklarer Einfluss von Medikamenten 

Viele Medikamente sind mit Nebenwirkungen verbunden, die sich direkt oder indirekt auf die Motorik auswirken. Dennoch liegen für diesen Punkt keine eindeutigen Empfehlungen vor. Unterm Strich sind Medikationspläne und deren Anpassung für die Sturzprophylaxe so individuell, dass sich daraus keine allgemeinen Aussagen ableiten lassen. Hier besteht also weiterer Forschungsbedarf. Für Pflegekräfte heißt das, gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin sollten Sie besprechen, ob es individuell sinnvoll sein kann, Arzneimittel anzupassen. Um Stürzen vorzubeugen, bleibt diese Maßnahme aber klar hinter Bewegungsangeboten zurück. 

Vitamin-D-Versorgung sicherstellen 

Ein Vitamin-D-Mangel steht in Verbindung mit einer erhöhten Sturzrate. Es trägt daher dazu bei, Stürze zu vermeiden, wenn betroffene Personen Vitamin-D-Präparate erhalten. Sie ergänzen bei Bedarf regelmäßige Aufenthalte im Freien, da der Körper das wichtige Vitamin-D selbst produziert. Eine ausreichende Versorgung mit dem Mikronährstoff ist auch deswegen wichtig, weil er die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung sowie die Einlagerung des Mineralstoffs in die Knochen fördert. Dadurch nimmt die Wahrscheinlichkeit für Knochenbrüche ab. Das funktioniert aber nur, wenn über die Ernährung gleichzeitig genug Calcium zugeführt wird. 

Tipps für Pflegekräfte 

Konzentrieren Sie sich auf zwei Aspekte: 

  1. Achten Sie auf genug Calcium über die Ernährung (beispielsweise Mineralwasser mit einem hohen Calcium-Gehalt anbieten, Joghurt zum Nachtisch etc.). Klären Sie über den Hausarzt oder die Hausärztin, ob ein Vitamin-D-Mangel vorliegt. Dieser sollte gegebenenfalls ausgeglichen werden.
  2. Besprechen Sie im Team, wie Sie ein regelmäßiges Bewegungsangebot sicherstellen können. 
Sturzprävention im Pflegeheim: Diese Strategien wirken
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.