Krankenhäuser unter Druck: Reformen stehen an
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Krankenhäuser unter Druck: Reformen stehen an

Trotz leichter Erholung in einigen Bereichen bleibt die wirtschaftliche Lage deutscher Kliniken angespannt. Umstrukturierungen könnten bis zum Jahr 2030 zu mehr Stabilität führen.

Die finanzielle Situation vieler deutscher Kliniken war 2022 schwierig. Etwa jede zehnte Einrichtung bewegte sich in einer kritischen Zone, in der ein erhöhtes Insolvenzrisiko bestand. Das hat der Krankenhaus Rating Report 2024 ergeben, erstellt vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen (BIB). Zudem verbuchte rund ein Drittel der Krankenhäuser Verluste auf Konzernebene – ein Trend, den Analysten bereits im Jahr 2021 festgestellt hatten und der sich 2022 fortsetzte. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren auslaufende staatliche Unterstützungen im Zuge der Coronapandemie, weiterhin niedrige Fallzahlen sowie gestiegene Kosten.

Ein Konzept für die Zukunft

Die Forschenden haben zusammen mit diesem Status quo Verbesserungsvorschläge vorgelegt. Langfristig könnten strukturelle Veränderungen durch das geplante Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) wirtschaftliche Stabilität bringen. Der mögliche Umbau sieht außerdem gezielte Zuschüsse sowie einen auf 14 Milliarden Euro angelegten Transformationsfonds vor. Mit diesen Mitteln würden kleinere Häuser zu großen Versorgungseinheiten zusammengeführt und medizinische Leistungen nach Bedarf regional gebündelt. Es liefe darauf hinaus, die Anzahl der Klinikstandorte um etwa zehn Prozent zu reduzieren und durch moderne Zentralkliniken zu ersetzen. Die Bettenkapazität nähme dabei um ein Viertel ab.

Ziel sei ein Kliniknetz mit klarer Leistungsstruktur: weniger Einrichtungen der Basisversorgung, dafür mehr spezialisierte Zentren mit übergreifenden Versorgungsansätzen. Der Ausbau von Level-2- und Level-3-Kliniken (mit erweiterten Versorgungsmöglichkeiten, Level-3 = Maximalversorgung) sowie die Einführung sektorübergreifender Level-1i-Einrichtungen sollen Versorgungslücken schließen. Level-1i-Kliniken sind eine neue Kategorie im deutschen Gesundheitssystem, die im Zuge der Krankenhausreform eingeführt wurde. Sie stellen einen neuen Ansatz dar, um die medizinische Versorgung – insbesondere in ländlichen oder strukturschwachen Regionen – zu sichern. Dafür verbinden sie unter anderem ambulante und stationäre Leistungen.

Die Forschenden sind der Ansicht, dass dieses Konzept die Wirtschaftlichkeit der Kliniken erhöhen würde. Größere Einheiten könnten ihre Effizienz steigern, gleichzeitig sänke der Investitionsbedarf. Zusätzliche Wettbewerbselemente im Antragsverfahren trügen dazu bei, Fördermittel sinnvoll verteilt werden.

Damit die geplanten Reformen erfolgreich greifen, schlägt das Autorenteam des Reports vor, Kommunen zunächst durch klare strukturelle Vorgaben zu notwendigem Umbau zu motivieren. Später sollen sie mehr Eigenverantwortung und Gestaltungsspielraum erhalten, um Zielvorgaben umzusetzen. Entscheidend sei dabei ein grundlegend neues Denken: weniger Regulierung, mehr Flexibilität, und der Mut, gesundheitspolitische Zuständigkeit in die Regionen zu verlagern.

Krankenhäuser unter Druck: Reformen stehen an

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Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.