Influencer bewerben fragwürdige Medizintests
Irreführende Werbung in sozialen Netzwerken kann zu Übertherapie und psychischen Belastungen führen. Umso wichtiger ist es, vermeintliche Diagnosen zu hinterfragen.
Soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok dienen Influencerinnen und Influencern als Plattform, um medizinische Tests zu bewerben. Sie erreichen damit Millionen Menschen. Allerdings fehlt vielen von ihnen die medizinische oder fachliche Expertise. Stattdessen stehen oftmals finanzielle Interessen und Werbebotschaften im Vordergrund. Im Ergebnis werden Verfahren äußerst positiv dargestellt, ohne über mögliche Risiken aufzuklären. Das kann zu falschen Selbstdiagnosen führen – mit verschiedenen Folgen für die Betroffenen.
Risiken werden verschwiegen
Eine australische Forschungsgruppe untersuchte knapp 1.000 Beiträge zu fünf umstrittenen Diagnosetests: Ganzkörper-MRT, Gentests für 50 Krebsarten, Testosteron-Bluttests, Anti-Müller-Hormon-Tests zur Einschätzung der weiblichen Fruchtbarkeit sowie Mikrobiom-Analysen für die Darmgesundheit. Diese Tests gelten unter Fachleuten als wissenschaftlich kaum belegt und meist als überflüssig für gesunde Menschen.
Die Analyse zeigt: In fast 90 Prozent der Posts betonten Influencerinnen und Influencer nur die Vorteile der Tests. Risiken oder Nebenwirkungen erwähnten sie kaum. Hinweise auf Überdiagnosen oder unnötige Behandlungen tauchten in weniger als sieben Prozent der Beiträge auf. Häufig nutzten sie persönliche Geschichten, um Followerinnen und Follower davon zu überzeugen, die Tests durchzuführen.
Vor allem Tests wie der „Egg-Timer“ zur Messung des Anti-Müller-Hormons werden gezielt an Frauen vermarktet. Der Test suggeriert, sie könnten unkompliziert ihre Fruchtbarkeit messen. Die Ergebnisse gelten jedoch als sehr unsicher. Unter Umständen erwägen Frauen also teure Fruchtbarkeitsbehandlungen – die sie gar nicht benötigen. Hinzu komme die psychische Belastung aufgrund der falschen Diagnosen.
Ähnlich sieht es bei der Testosteronbestimmung für Männer aus. Die Werbung der Influencer spielt mit der Angst vor unzureichender sexueller Leistungsfähigkeit. Das eigentliche Ziel besteht jedoch im Vertrieb von Testosteronpräparaten. Das führt womöglich zu langfristigen Problemen. Denn die Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit durch die Testosteronersatztherapie sind noch nicht geklärt.
Tipps für MFA, PTA und PKA
In vielen Fällen wenden sich Betroffene nach einem vermeintlich negativen Testergebnis an das Gesundheitspersonal in Apotheken oder Arztpraxen. Nutzen Sie die Gelegenheit, über unzuverlässige Tests und die fehlende Expertise der Influencer und Influencerinnen aufzuklären. Dabei hilft in der Regel ein Hinweis auf die finanziellen Interessen. Bei Unsicherheiten raten Sie zu einem Termin bei einem Arzt oder einer Ärztin.