Die Bundesregierung plant tausend Gesundheitskioske

Die Bundesregierung plant tausend Gesundheitskioske

Mit Gesundheitskiosken will die Bundesregierung die Gesundheitsversorgung niederschwellig direkt in den Stadtteilen und auf dem Land verbessern. Die Arbeit in den geplanten Einrichtungen kann auch für MFA und Pflegekräfte interessant sein. Für Patientinnen und Patienten verbessert sich die Versorgung.

Deutschlandweit sollen in den kommenden Jahren immer mehr Gesundheitskioske in sozial benachteiligten ländlichen Regionen und in städtischen Brennpunktvierteln entstehen. Initiiert werden die Kioske von den Kommunen, finanziert vor allem von den Krankenversicherungen. Sie sollen in erster Linie für Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf da sein. Die können sich dann unkompliziert an die Beschäftigten in den Gesundheitskiosken wenden und bekommen so leichter Zugang zu Gesundheitseinrichtungen.
 

Was leisten Gesundheitskioske?

Gesundheitskioske werden dort eingerichtet, wo die Menschen sie benötigen. Angehörige verschiedener Gesundheitsberufe arbeiten in den Anlaufstellen interdisziplinär und mehrsprachig zusammen – sie beraten beispielsweise kostenlos zu Fragen der Gesundheit und helfen, Arzttermine zu vereinbaren. Fachkräfte bieten dort außerdem Gesundheitskurse an oder messen bei Diabetikern den Blutzucker.

Das Angebot soll die medizinische Versorgung verbessern, auf diese Weise die Gesundheit der Menschen unterstützten und gleichzeitig die Arztpraxen entlasten. Ein weiteres Ziel: Chronische Verläufe von Krankheiten sollen seltener werden. 
 

Vorbild Finnland und Nordamerika

Gesundheitskioske gibt es bereits in Finnland, Kanada und in den USA. Die dort „Terveyskioski“ oder „Retail Clinic“ genannten Vor-Ort-Versorgungsmodelle arbeiten schon seit Jahren und gelten als sehr erfolgreich. Gerade in strukturschwachen Stadtteilen und ländlichen Regionen dieser Länder ist der Zugang zu medizinischen Ressourcen schwierig – etwa wegen der begrenzten Öffnungszeiten oder weil bestimmte Personengruppen generell sehr niederschwellige Angebote brauchen, um überhaupt eine Arztpraxis oder eine Gesundheitseinrichtung aufzusuchen. Vor allem Frauen nutzen laut einer Studie die amerikanischen Gesundheitskioske, meist wegen Infektionen der oberen Atemwege, Bronchitis, Ohrinfektionen, Grippe und Bindehautentzündung.
 

Interessant für examinierte Pflegekräfte und MFA

In den Einrichtungen in Deutschland wird sich also ein Netzwerk aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachkräften und Fachleuten aus dem sozialen Bereich darum kümmern, die wohnortnahe medizinische Versorgung zu stärken. MFA können perspektivisch in den Kiosken Koordinierungsarbeiten oder die Organisation der Netzwerke übernehmen. Pflegefachkräfte werden für viele praktische Betreuungsaufgaben benötigt.

Die Bundesregierung plant tausend Gesundheitskioske
Gibt es Gesundheitskioske auch schon bei uns?

Der erste deutsche Gesundheitskiosk ist im Jahr 2017 in Hamburg-Billstedt/Horn eröffnet worden. Im April dieses Jahres nahmen Gesundheitskioske in Essen und in der „StädteRegion Aachen“, einem Verbund von acht Städten und zwei Gemeinden, ihre Arbeit auf. Weitere sollen nun im ganzen Bundesgebiet folgen.

Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.