Update Reanimationsversorgung: 370 Fälle pro Tag – immer mehr erste Hilfe
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Update Reanimationsversorgung: 370 Fälle pro Tag – immer mehr erste Hilfe

Immer mehr Menschen leisten vor Eintreffen der Rettungskräfte erste Hilfe bei einem Herz-Kreislaufstillstand, trotzdem stagniert die Überlebensrate – warum?

Im Jahr 2024 erlitten in Deutschland rund 136.000 Frauen und Männer außerhalb von Kliniken einen Herz-Kreislauf-Stillstand, zwei Drittel der Betroffenen waren Männer. Das Durchschnittsalter lag bei knapp 70 Jahren. In etwa der Hälfte der Fälle haben Rettungsdienste die Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet. Das zeigt die Auswertung der Daten von 198 Rettungsorganisationen.  

Immer mehr Ersthelferinnen und Ersthelfer 

Erfreulich: Immer mehr Menschen beginnen mit der Reanimation, bis die Rettungskräfte eintreffen. Die Rate der Wiederbelebungsversuche durch Ersthelfende stieg um knapp 5 % auf über 55 %. Auch der Einsatz von Defibrillatoren durch Bürgerinnen und Bürger nahm zu. Knapp 530 Patientinnen und Patienten erhielten den lebensrettenden Elektroschock bereits vor Eintreffen der Rettungskräfte. 

40 % der Ersthelferinnen und Ersthelfer nutzten die telefonische Anleitung durch die Leitstellen, um sich bei der Reanimation unterstützen zu lassen. Das sollten noch viel mehr Menschen in Anspruch nehmen, empfehlen Fachleute 

In drei von vier Fällen dauert es übrigens maximal acht Minuten, bis die Rettungskräfte vor Ort sind. Ein Drittel der Betroffenen mit Herz-Kreislauf-Stillstand erreichte das Krankenhaus mit wiederhergestelltem Kreislauf. Leider stagniert die Überlebensrate und liegt aktuell bei 11 %.    

Stagnierende Überlebensrate wegen oftmals nicht-optimaler Versorgung im Krankenhaus? 

Bringt es also gar nichts, dass immer mehr Menschen Wiederbelebungsversuche starten? Ganz im Gegenteil. Der Grund für die niedrigen Überlebensraten liegt nach Ansicht von Fachgesellschaften auch an der Versorgung im Krankenhaus. Eine in den Leitlinien empfohlene Maßnahme ist das sogenannte Temperaturmanagement. Ärztinnen und Ärzte kühlen den Körper der Patientinnen oder Patienten hier gezielt auf 32 bis 34 °C runter, um das Gehirn zu schützen. Dennoch wurde die Methode im Jahr 2024 nur bei weniger als jedem fünften Betroffenen eingesetzt. 

Für Sie als MFA, PTA/PKA oder Pflegekraft gilt es, Ihre Patientinnen und Patienten immer wieder zu motivieren, Beschwerden, die auf eine mögliche Herzkrankheit hindeuten, frühzeitig untersuchen und behandeln zu lassen. Hierzu zählen zum Beispiel Schmerzen in der Brust oder Kurzatmigkeit. Denn in mehr als der Hälfte der Fälle ist eine Schädigung an Herz und Gefäßen die Ursache für den Herzstillstand. Darüber hinaus können Sie Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen nahelegen, in regelmäßigen Abständen Erste-Hilfe-Kurse zu machen, um im Fall der Fälle anderen Menschen helfen zu können.

Update Reanimationsversorgung: 370 Fälle pro Tag – immer mehr erste Hilfe
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.