Polio in Deutschland: Impfstatus prüfen
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Polio in Deutschland: Impfstatus prüfen

Polio-Viren wurden im Abwasser deutscher Städte nachgewiesen. Wie gehen Sie als MFA am besten mit diesem Thema um?

In mehreren deutschen Städten haben Fachleute Polio-Viren im Abwasser nachgewiesen. Sie können die Erkrankung Poliomyelitis (Kinderlähmung) auslösen. 

Obwohl die Immunisierung in der Bevölkerung weiterhin hoch ist, rät das Robert Koch-Institut (RKI) dazu, den Impfstatus besonders bei Kindern sowie bei Erwachsenen mit geschwächtem Immunsystem zu überprüfen. Die aktuellen Viren, sogenannte cVDPV2, stammen ursprünglich aus Impfstoffen, haben sich jedoch so verändert, dass sie eine Gefahr darstellen – vor allem bei Menschen ohne ausreichenden Impfschutz. 

Vorsicht statt Panik 

Das RKI hält eine großflächige Ausbreitung für unwahrscheinlich, schließt aber lokale Übertragungen nicht mehr aus. Bereits seit Ende 2024 melden verschiedene Städte immer wieder auffällige Wasserproben.  

Seit dem Beginn der Impfkampagnen in den 1960er-Jahren ist es gelungen, Polio weltweit stark zurückzudrängen, weswegen die derzeitige Lage von Fachleuten als Rückschlag im Kampf gegen die Kinderlähmung betrachtet wird. In Deutschland schätzen sie die Immunisierung jedoch als noch so hoch ein, sodass keine Endemie zu befürchten ist. Dennoch sei die Gefahr nicht zu unterschätzen. Das gilt insbesondere für ungeimpfte Kinder sowie Erwachsene mit unzureichendem Impfschutz und geschwächtem Immunsystem, etwa aufgrund des Alters oder einer chronischen Erkrankung. Denn eine Infektion kann auch bei Erwachsenen durchaus zu neurologischen Komplikationen führen.  

Tipps für MFA 

MFA in kinderärztlichen Praxen sollten verstärkt auf die Bedeutung der Polio-Impfung hinweisen, etwa über Plakate. Denn es kommt vor, dass Eltern die Termine versäumen. 

In hausärztlichen Praxen gilt es, vulnerable Erwachsene anzusprechen, damit sie ihren Impfstatus überprüfen. Wer noch keine Grundimmunisierung besitzt, holte diese am besten nach. Dafür reichen drei Impfungen.  

Hintergrundwissen zu Polio 

Polio verläuft in drei Phasen: Zunächst treten Kopfschmerzen und Fieber auf, gefolgt vom paralytischen Stadium mit typischen Lähmungen, die sich später meist nur teilweise zurückbilden. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt, da Immunglobuline bislang keine gesicherte Wirkung zeigen. Daraus ergibt sich die zentrale Bedeutung der Impfung als wirksame Vorbeugung. 

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Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.