Initiative fordert: Einfühlsam mit Menschen mit Diabetes sprechen

Initiative fordert: Einfühlsam mit Menschen mit Diabetes sprechen

Angst hilft nicht. Wer Menschen mit Diabetes bei einem gesunden Lebensstil unterstützen möchte, sollte eine respektvolle Form der Ansprache finden. Die Initiative #LanguageMatters – Sprache und Diabetes fordert ein Umdenken aller Beteiligten.

Sprache hat eine große Macht – das gilt auch im Umgang mit Kranken. Die Initiative #LanguageMatters (wörtlich: Sprache zählt) will daher medizinisches Fachpersonal dazu anregen, einfühlsamer und ermutigender mit Menschen mit Diabetes zu sprechen. Die Bewegung geht von Australien aus und ist inzwischen weltweit aktiv. In Deutschland beteiligen sich die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG), die Gesundheitsorganisation diabetesDE und die Diabetes Online Community #dedoc. Jetzt hat die Initiative das erste deutsche Positionspapier vorgestellt.
 

Problematische Begriffe besser meiden

„Wenn Sie nicht besser auf Ihren Blutzucker achten, landen Sie irgendwann blind an der Dialyse.“ – Solche Aussagen führen nicht unbedingt dazu, dass Betroffene besser auf sich achten. Sie machen Angst und entmutigen die Patientinnen und Patienten vielleicht sogar. Davon ist #LanguageMatters überzeugt.

Andere Formulierungen wirken auf den ersten Blick neutral, sind aber zum Teil diskriminierend. Sie können dazu führen, dass Betroffene sich gegenüber Ratschlägen verschließen. Schon die Bezeichnung „Diabetiker“ ist den Experten und Expertinnen zufolge problematisch: Menschen würden ungern allein über ihre Erkrankung definiert. Besser sei es daher, von „Menschen mit Diabetes“ zu sprechen. Ein weiteres Beispiel ist das Wort „Zuckerkrankheit“, das den falschen Eindruck erwecken, nur ein zu hoher Zuckerkonsum sei schuld an der Erkrankung. Auch „Alterszucker“ führt sprachlich in die Irre, denn Diabetes tritt eben nicht nur ab einem bestimmten Alter auf.
 

Erkrankte auch mit Worten unterstützen

Wenn Fachkräfte aus Medizin und Wissenschaft hingegen einfühlsam und zugewandt mit Betroffenen sprechen, kann sich das günstig auf den Therapieerfolg auswirken. Es vergrößert die Bereitschaft, Tipps zu befolgen. Das Positionspapier gibt Anregungen für den Dialog mit Patientinnen und Patienten:

  • Wählen Sie eine verständliche Sprache und berücksichtigen Sie den individuellen Wissensstand Ihres Gegenübers. Sprechen Sie auf Augenhöhe.
  • Bestärken Sie Patienten und Patientinnen darin, dass alles, was sie für ihre Gesundheit tun, wertvoll ist. Machen Sie ihnen Mut.
  • Urteilen Sie nicht und vermeiden Sie Schuldzuweisungen. Respektieren Sie, dass Ihr Gegenüber selbst für sich verantwortlich ist und das Recht hat, eigene Entscheidungen zu treffen.
  • Konzentrieren Sie sich auf positive Veränderungen und auf das, was in der Zukunft erreichbar ist. Das ist effektiver, als vergangene Verhaltensweisen zu kritisieren.
  • Geben Sie keine Anweisungen, machen Sie dem Patienten oder der Patientin lieber Vorschläge. Ein Ultimatum zu stellen oder den Menschen mit Diabetes einzuschüchtern, sollte tabu sein.
Initiative fordert: Einfühlsam mit Menschen mit Diabetes sprechen
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.