Das erste Alzheimer-Medikament kommt
Als Beschäftigte im Gesundheitswesen werden Sie jetzt mit vielen Fragen von Betroffenen und ihren Angehörigen konfrontiert. Hier finden Sie die Antworten.
Die Europäische Kommission hat Lecanemab (Handelsname: Leqembi) zugelassen. Voraussichtlich ab Herbst wird das Medikament erhältlich sein – der Hersteller arbeitet zunächst Handreichungen und Schulungen für das medizinische Personal aus und legt ein Beobachtungsregister an.
Was macht Lecanemab so besonders?
Alle bisherigen Arzneimittel, die bei einer Alzheimer-Demenz verabreicht werden, lindern lediglich in einem gewissen Rahmen die Symptome. Leqembi greift hingegen in die Krankheitsmechanismen ein, bekämpft also eine der Ursachen. Das Medikament richtet sich gezielt gegen die sogenannten Amyloid-beta-Ablagerungen im Gehirn, die als wichtiger Faktor für den fortschreitenden Abbau der Nervenzellen bei Alzheimer gelten. Die neue Therapie bremst dadurch das Fortschreiten der Erkrankung im Frühstadium.
Wer darf das neue Medikament einnehmen?
Die Zulassung gilt ausschließlich für Frauen und Männer mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder einer milden Demenz im frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit. Zusätzlich müssen Betroffene vor Therapiebeginn einen Gentest absolvieren. Nur Frauen und Männer, die keine oder nur eine Kopie eines bestimmten Risikogens (ApoE4) besitzen, dürfen Leqembi erhalten, da bei ihnen das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Blutungen geringer ausfällt.
Heilt Lecanemab Alzheimer?
Nein, eine Heilung ist nach wie vor nicht in Sicht. Leqembi verlangsamt im Idealfall den Verlauf. Es besteht aktuell zudem keine Möglichkeit, bereits bestehende Schäden im Gehirn rückgängig zu machen.
Wie läuft die Behandlung ab?
Die Therapie erfordert eine regelmäßige, alle zwei Wochen durchgeführte Infusion. Währenddessen überwachen Ärztinnen und Ärzte die Patientinnen und Patienten engmaschig, da Nebenwirkungen wie Schwellungen oder Mikroblutungen im Gehirn beobachtet wurden. Diese Veränderungen bleiben meist symptomlos, können aber bei wiederholtem Auftreten zu Einschränkungen der Gehirnleistung oder Koordinationsproblemen führen. Insbesondere Mikroblutungen erhöhen das Risiko für größere, potenziell lebensgefährliche Hirnblutungen. Zum Monitoring gehören daher bildgebende Verfahren.
Wo erhalten Betroffene weitere Informationen?
Die hausärztliche Praxis gilt als erste Anlaufstelle bei möglichen Symptomen. Als nächster Schritt folgt gegebenenfalls eine Überweisung an Fachpersonen mit neurologischer Ausrichtung.
Regional werden sich voraussichtlich Punkte herausbilden, die eine Behandlung mit Leqembi übernehmen. Denn die Anwendung von Lecanemab stellt das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen. Kliniken und Praxen müssen umfangreiche Diagnostik, Gentests, Schulungen und ein engmaschiges Monitoring gewährleisten. Es gilt, ausreichende Kapazitäten aufzubauen – momentan können selbst große Zentren nur eine begrenzte Zahl an Betroffenen pro Jahr betreuen.
Quellen
Hier erhalten Sie Informationen zur neuen Fassung der S3-Leitlinie zu Demenzen.
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