Schulter tapen

Schulter tapen

Die Schulter ist aufgrund ihrer komplexen anatomischen Struktur und ihrer funktionellen Vielseitigkeit besonders anfällig für Überlastungssyndrome, muskuläre Dysbalancen und traumatische Läsionen.
Das Schulter-Tapen kann je nach Beschwerdebild zur Schmerzlinderung, Verbesserung der neuromuskulären Ansteuerung, Unterstützung aktiver Bewegungsabläufe sowie zur Förderung regenerativer Prozesse eingesetzt werden. Das kinesiologische Tapen der Schulter ist sowohl im sportlichen Kontext zur Prophylaxe als auch im Alltag praxistauglich.

Wie tape ich eine Schulter richtig?

Anleitung 1: Schulter tapen bei Bursitis, Impingementsyndrom und nach Sturztrauma

Anleitung 2: Schulter tapen beim Impingementsyndrom in akuter, subakuter und chronischer Phase

Anleitung 3: Schulter tapen bei akuter Bursitis und ACG-Beteiligung

Anleitung 4: Schulter tapen bei Tendinitis der Bizepssehne

Anleitung 5: Schulter tapen bei Rotatorenmanschetten-Läsion

Kinesiologisches Taping der Schulter

Kinesiologisches Tape wird zur Unterstützung der Schulterfunktion, Schmerzreduktion und Verbesserung der Beweglichkeit eingesetzt. Es kann bei verschiedenen Schulterproblemen angewendet werden, z. B.

  • Impingement-Syndrom
  • Instabilität
  • Rotatorenmanschettenreizungen oder -verletzungen
  • Verspannungen, Verzerrungen, Verstauchungen
  • Schultergelenkluxation
  • Schultergelenksverschleiß
  • Frozen Shoulder
  • Haltungsschwäche
  • Tendinitis der Bizepssehne (Verkalkungen)
  • Schulterschmerzen
  • Bursitis
  • Arthritis
  • Postoperative Rehabilitation
  • Schlüsselbeinfrakturen
Wichtige Hinweise - vor dem Tapen
Begriffserklärungen

Flexion (Anteversion) → Arm nach vorne anheben

Extension (Retroversion) → Arm nach hinten bewegen

Abduktion → Arm seitlich anheben

Adduktion → Arm zur Körpermitte führen

Innen- und Außenrotation → Drehbewegungen des Oberarms

Zirkumduktion → Kreisförmige Bewegung des Arms

Anatomie der Schulter

Die funktionelle Einheit der Schulter umfasst das Articulatio humeri (Schultergelenk), das Acromioclaviculargelenk (Schultereckgelenk), die Scapula (Schulterblatt) und die Clavicula (Schlüsselbein).
Zentrale Stabilisierungselemente bilden die Rotatorenmanschette (Musculi supraspinatus, infraspinatus, subscapularis, teres minor), das Ligamentum coracoacromiale, die Bursa subacromialis sowie das scapulothorakale Gleitlager.
Die hohe Beweglichkeit dieser Strukturen geht mit einer erhöhten Vulnerabilität für funktionelle Dysbalancen, Impingement-Syndrome und traumatische Läsionen einher – insbesondere bei sportlicher Belastung oder chronischer Fehlhaltung.

Physiologie der Schulter

Als Kugelgelenk besitzt die Schulter eine außergewöhnlich große Bewegungsfreiheit: Flexion, Extension, Abduktion, Adduktion, Innen- und Außenrotation sowie Zirkumduktion. Diese Bewegungen werden durch das Zusammenspiel von Schultergelenken, Muskulatur und Schultergürtel ermöglicht.

Muskuläre und ligamentäre Stabilität

Die hohe Mobilität erfordert eine starke muskuläre Sicherung. Wesentliche Stabilisatoren sind die Rotatorenmanschette (zentrierender Halt des Humeruskopfes), der M. deltoideus (Bewegung und zusätzliche Stabilität) sowie Bänder und Sehnen (passive Stabilisierung). Dynamische Stabilität erfolgt über die Bewegungen der Scapula.

Aufgaben der Muskulatur

  • Bewegung: M. deltoideus (Abduktion), M. pectoralis major & M. latissimus dorsi (Adduktion, Innenrotation)
  • Stabilisierung: M. supraspinatus (Beginn Abduktion), M. infraspinatus & M. teres minor (Außenrotation), M. subscapularis (Innenrotation)
  • Schulterblattführung: M. trapezius & M. serratus anterior (Stabilisierung, Führung der Scapula)
Abbildung: Anatomie der Schulter

Pathologie: Ursachen und Entstehung von Schultererkrankungen

Schultererkrankungen entstehen häufig durch Überlastung, Verschleiß oder Verletzungen. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um Folgeschäden zu vermeiden.

  • Bizepssehnenentzündung (Tendinitis der langen Bizepssehne): Überlastung, Degeneration, Reizung durch benachbarte Strukturen (z. B. Impingement)
  • Arthrose des Schultergelenks: Knorpelverschleiß (Alter, Überlastung), vorausgegangene Verletzungen, rheumatische Erkrankungen
  • Kalkschulter (Tendinosis calcarea): Kalziumablagerungen (meist Supraspinatussehne), Durchblutungsstörungen, oft ohne erkennbare Ursache
  • Frozen Shoulder (Adhäsive Kapsulitis): Entzündung der Schulterkapsel, häufig posttraumatisch oder postoperativ, begünstigt durch Diabetes / Stoffwechselerkrankungen
  • Schulterluxation: Sturz auf den ausgestreckten Arm, angeborene Instabilität, sportbedingte Traumata
  • Rotatorenmanschettenruptur: Degeneration im Alter, akute Verletzungen, chronische Überlastung
  • Impingement-Syndrom: Einengung subakromialer Strukturen, entzündliche Veränderungen der Rotatorenmanschette, Kalkeinlagerungen, repetitive Überkopfarbeit

Epidemiologie

Schulterbeschwerden gehören zu den häufigsten muskuloskelettalen Problemen mit einer Prävalenz von ca. 7–26 % in der Allgemeinbevölkerung.

  • Am häufigsten treten Impingement-Syndrom, Rotatorenmanschettenprobleme und Bursitiden auf.
  • Frozen Shoulder betrifft v. a. Frauen zwischen 40–60 Jahren.
  • Impingement-Syndrom wird häufiger bei Männern mittleren Alters beobachtet, insbesondere bei sportlicher oder beruflicher Überkopfarbeit.

Tape-Verbände von DRACO:

Kinesiologisches Tape vs. Sporttape

Bei Schulterbeschwerden können sowohl kinesiologisches Tape als auch Sporttape zum Einsatz kommen - je nach therapeutischem Ziel.

Wann eignet sich welches Produkt?

Sporttape stabilisiert primär durch Ruhigstellung, kinesiologisches Tape unterstützt die Heilung bei erhaltener Beweglichkeit. Beide Tapearten können auch kombiniert angewendet werden.

Häufig gestellte Fragen

Wie tape ich meine Schulter bei Schmerzen?

Kann man beim Schulter-Taping etwas falsch machen?

Wann sollte man die Schulter tapen?

Wie lange sollte man Tape auf der Schulter lassen?

Wie sinnvoll ist Tapen bei Schulterschmerzen?

Was bringt ein Tape an der Schulter?

Was ist besser bei Schulterschmerzen: Wärme oder Kälte?

Welches Tape bei Schulterschmerzen?

Studien zur Wirkung von kinesiologischem Taping bei Schulterbeschwerden

Die Evidenzlage zum kinesiologischen Taping bei Schulterpathologien zeigt gemischte Ergebnisse. Mehrere randomisierte kontrollierte Studien und systematische Reviews haben verschiedene Aspekte der Tape-Anwendung bei Schulterbeschwerden untersucht.

Devereaux et al. (2016) untersuchten in einer randomisierten kontrollierten Studie 100 Patienten mit subakromialem Impingement-Syndrom. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen randomisiert: kinesiologisches Tape plus Übungen (n=33), NSAR plus Übungen (n=29) oder nur Übungen (n=38). Alle Behandlungsgruppen zeigten signifikante Verbesserungen bei Schmerzen und Funktion. Kinesiologisches Tape erwies sich als ebenso effektiv wie NSAR als adjuvante Therapie zu Übungen. Bemerkenswert war die höhere Therapie-Compliance beim Tape (100%) im Vergleich zu NSAR (84%).

Cools et al. (2002) untersuchten mittels Oberflächenelektromyografie die Aktivität der drei Anteile des Musculus trapezius (Trapezius) und des Musculus serratus anterior bei 20 gesunden Schultern während dynamischer Schulterbewegungen (Abduktion und Vorwärtsflexion). Die Bewegungsrichtung sowie Tape- und No-Tape-Bedingungen wurden randomisiert. Die statistischen Analysen zeigten zwar signifikante Unterschiede zwischen den vier Muskeln, zwei Bewegungsrichtungen und Bewegungsphasen, jedoch keine signifikanten Unterschiede basierend auf der Tape-Applikation. Die Autoren schlossen, dass weitere Forschung zu anderen neuromuskulären Kontrollparametern notwendig sei.

Lin et al. (2011) untersuchten die Effekte von skapulärem Taping auf EMG-Aktivität und propriozeptives Feedback bei gesunden Schultern. Im Gegensatz zu Cools et al. fanden sie signifikante Veränderungen: erhöhte Serratus anterior-Aktivität und verminderte obere Trapezius-Aktivität sowie verbesserte Propriozeption. Diese unterschiedlichen Ergebnisse führten die Autoren auf verschiedene Normalisierungsmethoden für die EMG-Signale zurück.

Literatur und Buchempfehlungen

Taping der Schulter kann als nicht-invasive, kostengünstige Ergänzung zur Therapie dienen. Wichtig ist eine exakte Indikation, korrekte Anlagetechnik und sinnvolle Kombination mit weiteren Maßnahmen wie Dehnübungen und Physiotherapie

 

Wie ist die Wirksamkeit von Kinesiologie Tapes wissenschaftlich einzuordnen?
Die Autorin Agnieszka See

Agnieszka See ist Gesundheits- und Krankenpflegerin. Sie arbeitet auf einer neurologischen Intensivstation. Als Wundexpertin ICW ist sie für die Wundversorgung auf ihrer Station verantwortlich. Als Heilpraktikerin verfügt sie über ein breites naturheilkundliches Wissen. Ihr persönliches Ziel ist die Kooperation zwischen der Medizin und der Naturheilkunde. Seit Herbst 2022 ist sie für Dr. Ausbüttel als Moderatorin tätig.