DEWU 2025: Perspektiven in der antimikrobiellen Wundversorgung

DEWU 2025: Perspektiven in der antimikrobiellen Wundversorgung

Welche therapeutischen Möglichkeiten befinden sich in der Erforschung? Eine Zusammenstellung vom Deutsche Wundkongress (DEWU).

Im Bereich der Forschung passiert viel. Manches wird sich durchsetzen, andere Methoden erweisen sich womöglich doch nicht als wirkungsvoll genug. Die folgenden Verfahren stehen derzeit im Fokus der Wissenschaft.

Kaltplasma

Kaltplasma, auch als nicht-thermisches oder kaltes Plasma bezeichnet, ist ein hochreaktives, elektrisch leitfähiges Gas, das aus einer Mischung von geladenen und neutralen Teilchen besteht. Es stellt den vierten Aggregatzustand der Materie dar (neben fest, flüssig und gasförmig) und entsteht, wenn einem Gas so viel Energie zugeführt wird, dass ein Teil seiner Teilchen eine positive Ladung erhält (Ionisierung) – allerdings ohne eine zu starke Erhitzung. Dadurch bleibt die Temperatur des Kaltplasmas in der Regel unter 40 Grad Celsius, was eine Anwendung am menschlichen Körper ermöglicht.

Eine Behandlung mit Kaltplasma kann dazu beitragen, Mikroorganismen zu deaktivieren. Außerdem stimuliert es das Wachstum und die Vermehrung von Zellen sowie die Durchblutung der kleinsten Gefäße (Mikrozirkulation).

Kaltplasma wird in Deutschland seit den 1990er-Jahren für die Wundversorgung erforscht. Inzwischen sind verschiedene Geräte auf dem Markt. Eine Erstattungsfähigkeit der Therapie durch die gesetzlichen Krankenkassen besteht aber noch nicht. Daher planen Forschende eine Erprobungsstudie. Mit ihr wollen sie klären, wie stark Personen mit chronischen Wunden von einer Kaltplasma-Behandlung profitieren. Zielgruppe sind Patienten und Patientinnen, bei denen die Standardbehandlung erfolglos verlief.

Bakteriophagen

Mit Bakteriophagen werden Viren bezeichnet, die Bakterien befallen. Sie dienen dazu, bestimmte Bakterien zu beseitigen. In anderen Ländern nutzen Mediziner und Medizinerinnen dieses Prinzip bereits, um bakteriologisch bedingte Infektionskrankheiten zu bekämpfen. In Deutschland sind sie noch nicht im Einsatz, könnten aber eine Alternative zu Antibiotika und Antiseptika darstellen.

Mikrobiom

Das Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit der Mikroorganismen, die auf und im Menschen leben. Sie sind unverzichtbar für unser Immunsystem. Entscheidend ist dabei ihre Zusammensetzung. Denn während einige Bakterien die Gesundheit positiv beeinflussen, sind andere schädlich. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen beschäftigen sich daher mit der Frage, ob sie die Wundheilung verbessern können, indem sie „schlechte“ Bakterien durch „gute“ Bakterien ersetzen, etwa über Verbandmaterial mit Milchsäurebakterien (Probiotika). 

Smart Dressings

Smart Dressings sind intelligente Wundauflagen, die künftig Diagnostik und Therapie kombinieren sollen. Sie könnten mithilfe integrierter Sensoren Parameter wie Feuchtigkeit, Temperatur oder pH-Wert in der Wunde messen, um den Wundzustand zu überwachen und Infektionen frühzeitig zu erkennen. Basierend auf diesen Diagnosedaten setzen sie im nächsten Schritt gezielt therapeutische Substanzen frei.

Erste Technologien wie feuchtigkeitssensitive Wundauflagen existieren bereits. Vollständig integrierte Systeme mit diagnostischen und therapeutischen Funktionen sind derzeit noch in der Erforschung und Entwicklung. 

DEWU 2025: Perspektiven in der antimikrobiellen Wundversorgung
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.