Verunreinigte Wunden

Verunreinigte Wunden

Eine Grundvoraussetzung für die schnelle und komplikationslose Wundheilung ist eine saubere Wunde, die frei von Verunreinigungen ist.

Verunreinigungen können direkt bei der Entstehung einer Wunde oder erst während des Behandlungsverlaufs auftreten. In beiden Fällen muss die verunreinigte Wunde gut gesäubert werden. Hierzu reicht meist ein mechanisches Debridement mittels Kompresse und einer sterilen Wundspüllösung aus. Unter Umständen kann jedoch auch ein chirurgisches Debridement erforderlich sein, zum Beispiel, wenn Fremdkörper zu tief im Gewebe stecken oder eine rein mechanische Reinigung nicht ausreichen wird. Ebenfalls sollte gerade bei traumatischen Wunden immer an einen ausreichenden Tetanus-Impfschutz gedacht werden.

Verunreinigungen bei der Entstehung der Wunde

Gerade in Wunden, die durch ein Trauma entstehen, finden sich häufig Verunreinigungen.

Der Klassiker ist die Schürfwunde, die je nach dem auf welchem Untergrund das Trauma stattfand, sehr stark verunreinigt sein kann. In solchen Wunden finden sich häufig Schmutz, aber auch Fremdkörper, wie kleine Steinchen oder Glasscherben.

Sollten diese Fremdkörper nicht aus der Wunde entfernt werden, kann es zu einer Verzögerung der Wundheilung oder auch Infektionen kommen. Heilt die Wunde ab, ohne dass der Fremdkörper entfernt wird, kommt es zum Einschluss im Gewebe. Dies kann im weiteren Verlauf immer wieder Beschwerden, wie z.B. Schmerzen, hervorrufen.

Andere traumatische Wunden, bei deren Entstehung eine Verunreinigung stattfindet, sind zum Beispiel Verbrennungen durch Feuerwerk oder Wunden, die an oder durch verschmutzte/n Gegenstände/n, z.B. Kochmessern, entstehen.

Wundverunreinigungen bei Bisswunden

Auch wenn Bisswunden keine offensichtlichen Verunreinigungen aufweisen, bedürfen sie doch einer sorgfältigen Reinigung und Desinfektion, da sie sehr stark mit Keimen kontaminiert sind.

Ein Problem ist hier auch oft die Tiefe der Wunde, da durch die Zähne die Keime sehr tief ins Gewebe eingebracht werden können. Die häufigsten Bisswunden werden durch Hunde verursacht, aber auch Bisse von Katzen, Menschen oder jeglichen anderen Tieren kommen vor. Je nach Verursacher, findet sich im Maul bzw. Mund eine Vielzahl an Keimen, die zu einer Wundinfektion oder im schlimmsten Fall zu einer Sepsis führen können. Zum Bespiel der Keim Pasteurella mutocida, der häufig zu schlimmen Entzündungen führt und im Maul von Katzen und Hunden zu finden ist.

Zusätzlich zum Tetanus-Impfschutz kann hier auch eine Impfung gegen Tollwut angeraten sein, wenn das Tier unbekannt ist oder feststeht, dass bei ihm ein solcher Impfschutz nicht besteht.

Gefährlicher als Tierbisse sind aber Menschenbisse, da in unserem Speichel noch mehr Bakterien vorkommen als bei den Tieren.

Bisswunde am Arm durch Erwachsenen
Bisswunde: Menschenbiss am Arm

Verunreinigungen durch unsachgemäße Wundversorgung

Auch bei der Versorgung kann es zu Verunreinigungen der Wunde kommen.

Zum einen kann dies durch den Patienten selbst geschehen, wenn dieser nicht richtig in der Wundversorgung angeleitet wurde oder nicht die richtigen Materialen vorhanden sind und er sich mit Alltagsgegenständen behilft. So greift mancher Patient beispielsweise zur Küchenrolle, um sich bei einer nässenden Wunde zu behelfen. Diese kann sich aber leider durch die Feuchtigkeit in der Wunde auflösen und zu Heilungsverzögerungen führen.

Manchmal sind es aber auch Produkte, die mit den besten Absichten in die Wundversorgung integriert werden, weil der Patient denkt, dass es der Wunde helfen würde. Dazu zählen unter anderem Salben oder Cremes, wie Nivea® oder Penaten®, aber auch Lebensmittel wie Zucker oder Honig. Letzterer findet in der Wundversorgung zwar durchaus Anwendung, allerdings handelt es sich dann um medizinischen Honig, also um ein Medizinprodukt, das steril angewendet wird und nicht um ein Lebensmittel aus der Küche. Generell sollte kein Produkt zur Wundversorgung eingesetzt werden, das nicht auch dafür zugelassen ist.

Ein weiteres Problem bei der Wundversorgung können Haustiere darstellen, die während der Versorgung der Wunde anwesend sind. So können beispielsweise Tierhaare in die Wunde gelangen. Das Tierhaar ist ein Fremdkörper, der die Wundheilung behindern kann. Außerdem kann es auch durch die Tiere selbst zu einer Kontamination mit Keimen kommen, zum Beispiel über deren Speichel.

Das Hauptaugenmerk liegt hier in der Patientenedukation, um solche Verunreinigungen zu vermeiden.

Vom Patienten absichtsvoll eingebrachte Verunreinigungen

  • Rückstände unsachgemäßer Erstreinigung (z.B. Kücherolle)
  • Salben, Cremes (z.B. Nivea®, Penaten®)
  • Zucker, (nichtmedizinischer) Honig
     

Nicht abschtsvoll eingebrachte Verunreinigungen

  • Tierhaare
  • Tierspeichel

Hauptaugenmerk: Patientenaufklärung zur zukünftigen Vermeidung

Verunreinigung durch Parasiten

Gerade im Sommer und bei nicht sachgerecht abgedeckten bzw. verbundenen Wunden kann es zu einem Madenbefall kommen.

Fliegen werden von der offenen Wunde angezogen und legen ihre Eier in dieser ab. Die Eier entwickeln sich dann im weiteren Verlauf zu Maden. Zunächst befinden sich die Maden auf der Oberfläche der Wunde, können sich aber auch in Fisteln oder Wundtaschen verstecken. In das Gewebe können sie sich allerdings nicht hineinfressen, da sie zum einen keine Zähne haben und daher nicht beißen können und sich darüber hinaus ausschließlich von totem Gewebe ernähren.

Auch wenn es sich beim biochirurgischen Debridement um eine wirksame und gewebeschonende Methode handelt, müssen Maden, die nicht extra zu diesem Zweck in die Wunde eingesetzt wurden, entfernt werden. Therapiemaden werden speziell unter sterilen Bedingungen zu diesem Zweck gezüchtet, sind als Fertigarzneimittel zugelassen und steril anwendbar. Fliegen aus der freien Natur hingegen bringen auch immer Keime in die Wunde mit ein.

Wunden, in denen sich Maden befinden, sollten zunächst mit einer sterilen Spüllösung von den Maden befreit werden, indem man sie einfach herunter spült. Danach sollte eine Desinfektion erfolgen. Ansonsten könnte es zu einer Infektion der Wunde kommen. Mehr über infizierte Wunden finden Sie in unserem separaten Beitrag.

Die Autorin Jennifer von Klonczynski

Jennifer von Klonczynski ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Wundexpertin ICW. Nach einer 10-jährigen Tätigkeit in der Hautklinik des Universitätsklinikums Essen, arbeitet sie seit 2021 als Wundexpertin in einer allgemeinmedizinischen Praxis. Für Dr. Ausbüttel ist sie seit 2018 als Moderatorin im Rahmen der Fortbildungen der modernen Wundversorgung tätig.