Viele Wege führen zur Praxisleitung – auch als Quereinsteiger erfolgreich sein
Die Rolle der Praxisleitung ist in Arztpraxen, Kliniken und medizinischen Einrichtungen unverzichtbar: Sie sorgt für einen reibungslosen Praxisalltag, koordiniert Team und Organisation und trägt maßgeblich zum Erfolg der Einrichtung bei. Viele Medizinische Fachangestellte (MFA) träumen davon, diesen wichtigen Schritt in ihrer Karriere zu gehen. Doch welche Wege führen überhaupt zur Praxisleitung? Und welche Chancen hat man als Quereinsteiger oder mit etwas exotischerem Lebenslauf?
In diesem Blog zeige ich euch Möglichkeiten, abseits der bekannten Pfade, zur Praxisleitung zu werden. Dabei werfen wir heute einen Blick auf Quereinsteiger, die aus anderen Fachrichtungen des Gesundheitswesens wechseln, auf Frauen, die nach längerer familienbedingter Abwesenheit wieder zurück in den Job kommen oder gänzlich andere Berufsgruppen, die den Einstieg in die Gesundheitsversorgung suchen. Es gibt genug Möglichkeiten, sich erfolgreich in Position für eine Praxisleitung zu bringen.
Wichtiges zuerst: Die Praxisleitung ist nicht die Praxisinhaberin
Die Rolle der Praxisleitung wird manchmal mit der Rolle der Praxisinhaberin verwechselt – dabei gibt es klare Unterschiede:
Der oder die Praxisinhaber/in ist meist eine Ärztin oder ein Arzt, die oder der die Praxis gegründet hat, ihr rechtlich sowie wirtschaftlich vorsteht und letztlich alle unternehmerischen Entscheidungen trifft und mit eigenem Vermögen haftet. Die Praxisleitung – häufig auch Praxismanagerin genannt – übernimmt die organisatorische, personelle und oftmals auch die betriebswirtschaftliche Führung der Praxis, plant Arbeitsabläufe, koordiniert das Praxisteam und sorgt für einen reibungslosen Ablauf im Alltag. Während die Inhaberin das große Ganze steuert, kümmert sich die Praxisleitung um die Feinjustierung im täglichen Betrieb – beide Rollen sind enorm wichtig für den Praxiserfolg, unterscheiden sich aber in Verantwortung und Entscheidungsbefugnissen deutlich.
Quereinsteiger in der Praxisleitung – Was ist möglich?
Die Position der Praxisleitung ist nicht ausschließlich MFA oder medizinischem Fachpersonal vorbehalten. Gerade in größeren oder spezialisierteren Praxen kann die Leitung häufig aus ganz unterschiedlichen Facharztrichtungen kommen oder auch von Berufsgruppen außerhalb der klassischen MFA-Laufbahn. Besonders in Facharztpraxen wie Orthopädie, Kardiologie oder HNO, aber auch in interdisziplinären Zentren, zeigt sich eine bunte Vielfalt.
Option 1: Quereinsteiger mit medizinischem Hintergrund
Typische Quereinsteiger-Berufe mit medizinischem Hintergrund sind zum Beispiel:
- Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -Pfleger
- Betriebswirtinnen und Betriebswirte mit Schwerpunkt Gesundheitsmanagement
- Sozialpädagoginnen und -Pädagogen/Psychologinnen und Psychologen mit Praxis- oder Klinikbezug
- IT- oder Verwaltungsexpertinnen und -Experten aus dem Gesundheitswesen
- Therapeutinnen und Therapeuten oder medizinisch-technische Assistentinnen und Assistenten (MTA, ZFA)
Der Vorteil von Quereinsteigern liegt oft in breitem Know-how, interdisziplinärer Erfahrung und frischen Perspektiven, die wichtige Impulse für effiziente Praxisorganisation und innovative Abläufe setzen.
Braucht es ein Studium für die Praxisleitung?
Ein akademischer Abschluss ist in manchen Einrichtungen ein Plus – aber nicht zwingend.
Folgende Kernkompetenzen sollte eine Praxisleiterin bzw. einen Praxisleiter auszeichnen:
- Organisationstalent
- Kommunikationsfähigkeit über Professionen und Hierachieebenen hinweg
- Führungskompetenz, Teamführung und Konfliktmanagement
- Betriebswirtschaftliches Grundwissen und Know-how in Abrechnung, Recht und Datenschutz
- Digitalisierungs- und IT-Kompetenzen für Praxissoftware und eHealth
- Verständnis von Qualitätsmanagement und Patientensicherheit
- Flexibilität, Stressresistenz und Empathie im Umgang mit Personal und Patienten
- Praxisnähe
Wer keine akademische Ausbildung im Gepäck hat, kann sich diesen Wissensschatz auch über berufsbegleitende Weiterbildungen, Seminare oder Zertifikatslehrgänge aneignen. Relevante Studiengänge sind z.B. Gesundheitsmanagement, Praxismanagement oder Betriebswirtschaft mit Fokus auf das Gesundheitswesen.
Wichtig: Das Studium oder die Ausbildung sollte praxisrelevant sein und sich mit den realen Abläufen und Herausforderungen in der ambulanten Versorgung beschäftigen, nicht nur theoretisch.
Option 2: Wiedereinstieg nach längerer Pause
Viele Frauen, die eine längere Familienzeit oder Elternpause hinter sich haben, fragen sich, ob der Wiedereinstieg in verantwortungsvolle Positionen – wie die Praxisleitung – wirklich möglich ist. Tatsächlich ist ein solcher Karriereweg gerade für Frauen absolut realistisch, wenn die Rückkehr gut geplant und kompetenzorientiert erfolgt.
Wiedereinstieg nach Familienpause – Chancen nutzen
Eine längere Jobpause wegen Familienzeit kann neue Perspektiven eröffnen, sofern während der Auszeit der Kontakt zur Branche gehalten und eventuell Fortbildungen genutzt werden. Viele Praxen unterstützen heute flexible Arbeitsmodelle, gezielte Rückkehrgespräche und Mentoring, um den Wiedereinstieg zu erleichtern. Praxisleitungen profitieren sogar häufig von den Kompetenzen, die in der Familienphase weiterentwickelt werden – etwa Organisationsgeschick, Stressmanagement, Kommunikationsfähigkeit und Empathie.
Wer sich frühzeitig auf Veränderungen vorbereitet, zum Beispiel durch Hospitationen, Fortbildungen (auch online*) oder ehrenamtliche Tätigkeiten, startet oft gestärkt und motiviert in die neuen Aufgaben. Besonders für Frauen kann es hilfreich sein, schon während der Pause an Netzwerktreffen, Weiterbildungen oder Praxisveranstaltungen teilzunehmen, um Anschluss und Kontakte zu erhalten.
Option 3: Quereinsteiger ohne medizinischen Hintergrund und ungewöhnliche Karrierewege
Immer mehr Praxen und medizinische Einrichtungen öffnen sich für Quereinsteiger aus vollkommen anderen Branchen – mit teils überraschendem Erfolg:
- Hotel- und Eventmanagerinnen und -Manager: Mit ihrem Organisationstalent und Fokus auf Service und Abläufe sind sie gefragte Experten für eine patientenorientierte Praxisführung.
- Führungskräfte aus dem Einzelhandel oder Dienstleistungsbereich: Know-how in Personalführung und Kundenkommunikation ist in Praxen ebenso gefragt wie in großen Filialbetrieben.
- Büroleiterinnen und -Leiter, Sekretariats-Profis und Verwaltungsangestellte: Sie steuern bereits komplexe Schnittstellen, koordinieren Teams und behalten auch in turbulenten Zeiten den Überblick.
- Psychologinnen oder Psychologen, Sozialpädagoginnen oder -Pädagogen oder Coaches: Gerade in Praxen mit psychotherapeutischem oder sozialem Schwerpunkt sind sie wertvolle Führungskräfte.
- Ingenieurwesen oder IT-Spezialistinnen und -Spezialisten: In sehr digital aufgestellten Praxen können sie Triebfeder für die Einführung und Etablierung neuer Abläufe, Software oder Telemedizin-Lösungen sein.
- Juristinnen, Juristen oder Betriebswirte: Rechtliches Wissen und wirtschaftliche Weitsicht sind die Basis für erfolgreiche Praxisführung – manchmal ist der Praxisleitungsjob sogar erklärtes Karriereziel nach Branchenwechsel.
Die Wege zur Praxisleitung sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Es kommt weniger auf den perfekt polierten „Branchen-Lebenslauf“ an, sondern darauf, Führungskompetenzen und Organisationstalent gezielt einzubringen – auch nach längerer Familienzeit oder aus „exotischen“ Berufen. Praxen, die diese Vielfalt zulassen, gewinnen oft besonders engagierte und kreative Führungspersönlichkeiten
Eine „outside of the box“-Sichtweise lohnt sich in jedem Fall: Denn gute Praxisleitung ist mehr als nur medizinisches Wissen. Wer mit frischen Ideen und fachfremden Kompetenzen aufwartet, bringt oft wertvolle Ergänzungen ins Team.
Welchen Weg hat eure Praxisleitung eingeschlagen, um in dieser Position zu arbeiten? Habt ihr Exoten in der Funktion? Ich bin gespannt, was ihr Außergewöhnliches zu berichten habt!
Viele Grüße
Eure Steffi
Schon gelesen?