Achtung: Scharlach kehrt zurück
 - Arztpraxis, Apotheke

Achtung: Scharlach kehrt zurück

Die Stiftung Kindergesundheit warnt vor einer Zunahme von Streptokokken-Erkrankungen. Das Fachpersonal in Arztpraxen und Apotheken solltet dieses Thema im Blick haben.

Vor 150 Jahren war Scharlach eine gefürchtete Krankheit, an der jedes Jahr Tausende von Kindern starben. Das ist heute anders. Denn ausgelöst wird Scharlach durch Streptokokken-Bakterien, weswegen sich die Infektionskrankheit gut mit Antibiotika behandeln lässt. Trotzdem ist die Situation im Moment prekär: Laut der Stiftung Kindergesundheit würden in Kinderarztpraxen und in Apotheken zunehmend Scharlach-Fälle beobachtet. Dabei sind einige Antibiotika sowie Fiebersäfte zur Behandlung derzeit nur schwer oder gar nicht erhältlich.
 

Scharlach ist nicht nur für Kinder gefährlich

Das Robert Koch-Institut hatte schon im vierten Quartal des vergangenen Jahres ungewöhnlich viele und schwere Infektionen beobachtet, die durch Gruppe-A-Streptokokken verursacht worden waren. Am stärksten betroffen war die Gruppe der über 65-Jährigen.

Das Problem: Die Streptokokken der Gruppe A besiedeln häufig die Schleimhäute auch gesunder Menschen im Nasen-Rachen-Raum, ohne dass die Träger selbst erkranken. Sie können die Bakterien dennoch weitergeben. Erwachsene rechnen zudem oftmals nicht mit einer Scharlach-Infektion, die für immungeschwächte Personen durchaus gefährlich werden kann.
 

Typische Anzeichen einer Scharlach-Infektion

Da Scharlach eigentlich selten geworden ist, haben viele Menschen die Symptome nicht mehr im Kopf. Umso wichtiger ist es, dass das Fachpersonal in Arztpraxen und Apotheken aufmerksam ist und sich gegebenenfalls nach entsprechenden Anzeichen erkundigt:

 Zwei bis sieben Tage nach der Ansteckung bekommt ein betroffenes Kind plötzlich Fieber, meist verbunden mit Schüttelfrost, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Eventuell kommen Halsschmerzen hinzu. Erst im Anschluss, also ein bis zwei Tage nach Ausbruch der Krankheit, bildet sich der für Scharlach typische Ausschlag in den Achselhöhlen und an der Innenseite der Oberschenkel und breitet sich dann auf den ganzen Körper aus.


So sieht Scharlach aus

Der Ausschlag setzt sich aus winzigen, höchstens stecknadelkopfgroßen, dicht beieinanderliegenden Flecken zusammen. Die Haut fühlt sich rau an. Nur im Gesicht bleibt sie glatt, rötet sich aber. Dabei ist nur der Bereich um den Mund und am Kinn hell, als habe das Kind einen Milchbart.

Der Rachen des Kindes ist dunkelrot. Auf der Zunge entsteht zunächst ein weißgelber Belag, der nach ein bis zwei Tagen abgestoßen wird. Danach ist die Oberfläche der Zunge auffallend gerötet und sieht wie eine Erdbeere oder Himbeere aus. Diese sogenannte Himbeerzunge ist ein sehr bekanntes Symptom.

Allerdings gibt es auch Scharlach-Fälle ganz ohne Ausschlag. Deswegen sind plötzlich auftretende Halsschmerzen in Kombination mit Fieber immer ein Grund für einen Besuch in einer Arztpraxis – unabhängig davon, ob es sich bei der erkrankten Person um ein Kind oder einen Erwachsenen handelt.

Achtung: Scharlach kehrt zurück
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.