Fallbeispiel: 30 Jahre mit einer chronischen Wunde

Drei Jahrzehnte sind eine lange Zeit – besonders dann, wenn man so lange mit chronischen Wunden kämpft. Schmerzen, Wundgeruch und soziale Isolation sind oft die Folge. Wie kann einem Patienten in so einem Fall geholfen werden, seine Lebensqualität zurückzuerlangen? Der Fall von Frank-Ulrich Buhrke zeigt es.

Lesedauer: ca. 6 Minuten 

Geschlecht

männlich

Alter

68 Jahre

Führende Wundursache

Chronisch-venöse Insuffizienz (CVI)

Diabetes mellitus

nein

Risikofaktoren

Adipositas, Bewegungsmangel, Z.n. Nikotinabusus

Lokalisation der Wunde

Unterschenkel, beidseitig

Wundart

chronisch

Mittwoch, 17. Dezember um 19.30 UhrDas Online-Seminar zu diesem Fallbeispiel

Bisheriger Leidensweg

Frank-Ulrich Buhrke leidet seit 30 Jahren an chronischen Wunden. Damals bemerkte er eine kleine Wunde an seinem Bein, die er mit einem Pflaster selbst versorgte. Zwar verheilte die Wunde in der Folge, doch es kam mit der Zeit immer wieder zu Rezidiven. Herr Buhrke zog sich aufgrund der zunehmenden Verschlechterung der Wundsituation immer weiter zurück. Als er mit 63 Jahren in Rente ging und kurz darauf die Corona-Pandemie begann, verschlimmerte sich die Situation aufgrund mangelnder Aktivität noch weiter, da Bewegung und soziale Kontakte fast gänzlich wegfielen. Herr Buhrke verließ seine Wohnung kaum noch, verbrachte die meiste Zeit allein auf der Couch und konnte sich nicht einmal mehr dazu aufraffen, seinen Briefkasten zu leeren.

Der Wendepunkt kam, als die Polizei kurz davor war, Herrn Buhrkes Wohnung öffnen zu lassen, da aufgrund des überquellenden Briefkastens Sorgen um sein Wohlbefinden aufkamen. Er versuchte, die Polizei und seinen Vermieter nicht in die Wohnung zu lassen, da er sich für die Unordnung schämte, die im Laufe der Zeit entstanden war. Sein Vermieter schaute in der Folge nicht weg, sondern erkannte Herrn Buhrkes Notsituation und informierte seine Schwester. Nach einem intensiven Gespräch konnte diese ihn davon überzeugen, sich medizinische Hilfe zu suchen.

Herr Buhrke stellte sich im August 2023 erstmalig in einer auf die Wundversorgung spezialisierten pflegerischen Praxis vor (Fotos 1-4), musste den dortigen Behandlungsstart jedoch verschieben, da er aufgrund eines Erysipels im Bereich des Gesäßes und Rückens (Foto 5) stationär im Krankenhaus behandelt werden musste. Nach der Entlassung konnte die Versorgung in der pflegerischen Praxis dann jedoch endlich beginnen.

Anamnese

Diagnose

Therapie

Sehen Sie sich auch unsere Reportage über den Fall von Herrn Buhrke an!

Im Video erzählt Herr Buhrke selbst vom Leben mit ihrer Wunde und davon, wie ihm nach Jahren endlich geholfen werden konnte.

Der Wundverlauf auf einen Blick

Foto 1 (17.08.2023)
Foto 2 (17.08.2023)
Foto 3 (17.08.2023)
Foto 4 (17.08.2023)
Foto 5 (18.09.2023)
Foto 6 (19.10.2023)
Foto 7 (19.10.2023)
Foto 8 (19.10.2023)
Foto 9 (18.12.2024)
Foto 10 (30.07.2025)
Foto 11 (30.07.2025)
Foto 12 (30.07.2025)

Behandlungs- und Heilungsverlauf

Zu Behandlungsbeginn zeigten sich ein sehr schlechter Hautzustand und belegte Wunden mit hoher Keimlast. Beide Beine von Herrn Buhrke waren stark ödematös. Insgesamt lag ein reduzierter Allgemeinzustand vor.

Therapie:

  • Hautpflege, manuelle Lymphdrainage, Wundversorgung

  • Die Wundreinigung war schwer möglich, da Herr Buhrke dabei starke Schmerzen hatte und die verordnete Analgesie erst noch angepasst werden musste 

  • Die Versorgung erfolgte mit einem antimikrobiellen, iodhaltigen Wundauflage und einem Superabsorber

  • Anschließend erfolgte das Anlegen eines Mehrkomponentenkompressionsverbands 

  • Die Versorgung wurde in der folgenden Zeit immer wieder von Phasen unterbrochen, in denen Herr Buhrke aufgrund eines geschwächten Allgemeinzustands nicht in die Praxis kommen konnte

  • Insgesamt schritt die Heilung der Wunden deshalb nur langsam voran (Fotos 6-8)

Im Oktober 2023 erlitt Herr Buhrke eine Sepsis. Die Wege in der Praxis waren in der Folge nicht mehr zu bewältigen, weshalb eine Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst organisiert wurde. Diese dauerte 8 Wochen an, bis Herr Buhrke sich dazu entschloss, mit dem Rollstuhl und öffentlichen Verkehrsmitteln wieder in die pflegerische Praxis kommen zu wollen, um die dortige Versorgung fortzusetzen.

Die Verbesserung des Allgemeinzustands hielt jedoch nur kurz an. Es folgten in den kommenden Monaten mehrere weitere Krankenhausaufenthalte, bis Ende Mai 2024 die Entscheidung für die Injektion eines Depotantibiotikums fiel. Ein zwischenzeitlich entwickelter Plan, eine plastische Deckung der Wunden durchzuführen, wurde aufgrund des schlechten Zustands von Herrn Buhrke verworfen.

Erst ab Oktober 2024, etwa 1 Jahr nach Behandlungsbeginn in der spezialisierten pflegerischen Praxis, stellten sich stetige Verbesserungen ein. Die Schmerztherapie war besser eingestellt, was die Wundreinigung erleichterte. Auch die Lymphdrainage konnte erstmalig über einen längeren Zeitraum ohne Unterbrechung durchgeführt werden. Später trug auch ein Mehrkomponentenkompressionssystem zur Entstauung von Herrn Buhrkes Beinen bei. So konnten insbesondere der Hautzustand deutlich verbessert und eine Entstauung der Beine erreicht werden (Foto 9).

Herr Buhrke wurde mit der Zeit offener und fand neue Kraft, um aktiver an der Therapie mitzuwirken. Er führte die ihm gezeigten Übungen zur Aktivierung der Muskelvenenpumpe durch und nutzte ein Gerät zur intermittierenden apparativen Kompression, um die manuelle Lymphdrainage zu unterstützen. Zudem nahm er an einer Ernährungsberatung teil und schaffte ein Pedaltrainingsgerät für daheim an.

In der Folge verbesserten sich die subjektive Lebensqualität und die Wundsituation deutlich. Eine vollständige Heilung der Wunden konnte zwar bisher nicht erreicht werden (Foto 10-12), doch die Wundsituation ist derzeit stabil und es kann darüber nachgedacht werden, auf einen Wundverschluss hinzuwirken, statt nur eine weitere Verschlimmerung zu verhindern.

Inzwischen sieht die Therapie so aus:

  • Hautpflege, manuelle Lymphdrainage, Wundversorgung

  • Die Wundreinigung ist für Herrn Buhrke inzwischen deutlich erträglicher

  • Die Wunde wird mit einem polymeren Membranverband versorgt, worüber ein Superabsorber fixiert wird 

  • Die Kompressionstherapie wird wie oben beschrieben fortgesetzt 

Herr Buhrke hat sich kürzlich ein E-Bike gekauft und beabsichtigt, sich einer Fahrradgruppe anzuschließen, um wieder soziale Kontakte zu knüpfen. Er verlässt nun wieder regelmäßig seine Wohnung und genießt es, mit seinem Rollstuhl draußen unterwegs zu sein.

Bitte beachten Sie, dass es sich hier um ein konkretes Fallbeispiel handelt, das nur eine mögliche Behandlungsoption darstellt. Beachten Sie zudem, dass wir nicht gewährleisten können, dass in den von uns dargestellten Fallbeispielen ausschließlich Produkte von DRACO® zur Anwendung gekommen sind.

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