Vorbereitung für Fernreisen: Beratung, Impfungen & Reiseapotheke – Tipps für MFA
Fernreisen sind für viele Patientinnen und Patienten ein Highlight – aber sie bergen gesundheitliche Risiken, auf die MFA in der Praxis gezielt vorbereiten können. Von Impfungen über Beratung zu Tropenkrankheiten bis zur richtigen Reiseapotheke: Hier gebe ich euch alle wichtigen Infos, Fallbeispiele und einige praktische Tipps.
Beratung und Impfungen für Fernreisen
- Die reisemedizinische Beratung sollte möglichst frühzeitig erfolgen, idealerweise ein halbes Jahr vor Reiseantritt. So bleibt genug Zeit für eventuell notwendige Impfserien.
- Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle. Viele Hausärzte bieten eine reisemedizinische Impfberatung an oder verweisen an spezialisierte Tropenmediziner.
Wichtige Impfungen (je nach Reiseziel):
- Standardimpfungen (z.B. Tetanus, Diphtherie, Polio, Masern)
- Hepatitis A und B
- Typhus
- Tollwut (bei längeren Aufenthalten oder engem Tierkontakt)
- Gelbfieber (für bestimmte Länder verpflichtend, Impfung nur an zugelassenen Gelbfieberimpfstellen)
- Japanische Enzephalitis, Meningokokken, FSME, Cholera (je nach Region und Reiserisiko)
Tipp: Impfungen und Impfserien sollten spätestens zwei Wochen vor Reisebeginn abgeschlossen sein, damit der Impfschutz rechtzeitig besteht.
Tropenkrankheiten
In tropischen und subtropischen Regionen sind Infektionen wie Malaria, Dengue, Chikungunya, Zika, Typhus und Amöbenruhr verbreitet. Die Beratung sollte beispielsweise folgende Punkte umfassen – die Inhalte sind abhängig von der Reisedestination:
- Malaria-Prophylaxe (Medikamente, Moskitonetze, Repellents)
- Schutz vor Insektenstichen (lange Kleidung, Insektenschutzmittel)
- Hygieneregeln bei Lebensmitteln und Trinkwasser („Cook it, peel it, or leave it“)
Reisedermatosen – was ist das?
Reisedermatosen sind Hautkrankheiten, die während oder nach einer Reise auftreten. Sie gehören zu den häufigsten Erkrankungen auf Fernreisen, neben Durchfall und fieberhaften Infekten. Hier ein paar Beispiele:
- Bakterielle Infektionen (z.B. Impetigo)
- Pilzinfektionen (z.B. Fußpilz durch feuchtwarmes Klima)
- Parasitäre Erkrankungen wie Larva migrans cutanea („Hautmaulwurf“): Hakenwurmlarven dringen beim Barfußlaufen in die Haut ein und verursachen juckende, geschlängelte Linien, meist an den Füßen.
- Virusinfektionen (z.B. Herpes simplex durch UV-Strahlung)
Für weitere Infos rund um die Reisedermatosen schaut einmal unter diesem Link nach: https://www.draco.de/reisedermatosen
Tipps für die Reiseapotheke
Eine gut ausgestattete Reiseapotheke ist das A und O für Fernreisen. Sie sollte individuell auf das Reiseziel, die geplanten Aktivitäten und Vorerkrankungen abgestimmt werden.
Basis-Ausstattung:
- Schmerz- und Fiebermittel
- Medikamente gegen Durchfall (z.B. Kohletabletten), Elektrolytlösungen
- Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen
- Mittel gegen Erkältung, Halsschmerzen, Husten
- Augentropfen, Nasenspray (z.B. für Flugreisen)
- Allergiemittel, Salbe gegen Juckreiz und Insektenstiche
- Sonnenschutzmittel, After-Sun-Präparate
- Wunddesinfektionsmittel, Wund- und Heilsalbe
- Pflaster, Blasenpflaster, Verbandsmaterial, Schere, Pinzette, Einmalhandschuhe
- Fieberthermometer
Ergänzungen für Fernreisen:
- Malariamittel (bei Verordnung)
- Moskitonetz
- Trinkwasserdesinfektionsmittel
- Insektenschutzmittel
Hinweis zu Kohletabletten und Elektrolyten:
Kohletabletten und Elektrolyte sollten in keiner Reiseapotheke fehlen, da sie bei Magen-Darm-Beschwerden durch ungewohntes Essen oder unsicheres Trinkwasser helfen können: Kohletabletten binden im Akutfall Bakterien und Giftstoffe im Darm, während Elektrolytlösungen den bei Durchfall entstehenden Verlust an wichtigen Salzen und Flüssigkeit ausgleichen. Eine prophylaktische Einnahme von Kohletabletten ist jedoch nicht sinnvoll.
Bei bestimmten Vorerkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz, Einnahme von Herzglykosiden) ist Vorsicht geboten: Kohle kann die Aufnahme anderer Medikamente beeinträchtigen, Elektrolytlösungen können die Wirkung von Herzmedikamenten beeinflussen – Eine Kontrolle des Kaliumspiegels ist daher ratsam.
Weitere praktische Tipps:
- Dauermedikamente in ausreichender Menge (mind. 50 % Reserve)
- Medikamente in Originalverpackung und mit Beipackzettel transportieren
- Ärztliches Attest (am besten auf Englisch) für mitgeführte Medikamente
- Medikamente im Handgepäck aufbewahren, kühl und trocken lagern
In der Praxis ist eine frühzeitige Reisevorbereitung unerlässlich. Die Beratung in der Arztpraxis richtet sich dabei an der Reisedestination. Besonderes Augenmerk solltet ihr in der Beratung auf schwangere Reisende, Kinder und chronisch erkrankte Patienten legen. Eine gut ausgestattete Reiseapotheke inklusive aller regulär benötigter Medikamente in ausreichender Anzahl ist für ein positives Urlaubserlebnis unserer Patienten unerlässlich.
Auch der Hinweis auf eventuelle Übersetzungen wichtiger Dokumente vor Reiseantritt kann eine wertvolle Empfehlung für die Patienten sein. Weiterhin solltet ihr darauf hinweisen, dass eure Patienten die Einfuhrbestimmungen von Medikamenten im Zielland vorab prüfen. Im Ausland sind viele Medikamente nicht lieferbar und werden in der Regel unter anderem Handelsnamen vermarktet.
Eine gute Vorbereitung schützt Reisende vor vielen Gesundheitsrisiken. Als MFA seid ihr wichtige Ansprechpartnerinnen für Beratung, Impfungen und die richtige Reiseapotheke. Mit aktuellen Empfehlungen und praktischen Tipps sorgt ihr dafür, dass eure Patienten gesund und gut vorbereitet in die Ferne starten können.
Habt ihr Erfahrungen mit den Vorbereitungen für Fernreisen eurer Patienten? Worauf ist erfahrungsgemäß besonders zu achten?
Viele Grüße
Eure Steffi
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Nach der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in einer dermatologischen Praxis für 5 Jahre im Praxisalltag als MFA, seit 2014 bei Dr. Ausbüttel (DRACO®). Wundexpertin (ICW) und bloggende MFA mit Leidenschaft.
