Paracetamol: Neue Warnung vor seltener, aber schwerer Nebenwirkung
Paracetamol kann selten eine schwere Stoffwechselstörung auslösen. Welche Personen sind besonders gefährdet? Teams in Apotheken sollten sich informieren.
Viele Menschen nutzen Paracetamol, um Schmerzen zu lindern oder Fieber zu senken. Jetzt gibt es eine wichtige neue Information: Fachleute der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnen vor einer seltenen, aber ernsthaften Nebenwirkung. Sie fordern, dass alle Paracetamol-Medikamente ab sofort einen Hinweis auf die sogenannte „metabolische Azidose mit erweiterter Anionenlücke“ (HAGMA) enthalten müssen.
Was bedeutet das? Bei einer metabolischen Azidose geraten, vereinfacht gesagt, die Säuren und Basen im Körper aus dem Gleichgewicht. Der Körper übersäuert. Die „erweiterte Anionenlücke“ zeigt dabei eine spezielle Form dieser Übersäuerung an. Normalerweise lösen andere Ursachen wie schwere Infektionen, bestimmte Vergiftungen oder Diabetes diese Störung aus. Nun wissen Ärztinnen und Ärzte, dass auch Paracetamol – bei längerer Einnahme oder Überdosierung – dazu führen kann.
Das sind die Risikogruppen
Die Wahrscheinlichkeit ist für Personen mit bestimmten Erkrankungen oder der Einnahme spezieller Medikamente erhöht. Das sind die Risikofaktoren:
- schwere Nierenerkrankungen
- Sepsis
- chronischer Alkoholmissbrauch
- gleichzeitige Einnahme des Antibiotikums Flucloxacillin
- Mangel des körpereigenen Schutzstoffs Glutathion
Glutathion schützt die Zellen vor Schäden. Paracetamol kann diesen Stoff im Körper aufbrauchen, besonders wenn Menschen ohnehin wenig davon besitzen. Dadurch entsteht ein Abbauprodukt, das den Säurehaushalt stört.
Symptome einer Übersäuerung sind zum Beispiel tiefe, schnelle Atmung, starke Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Wer diese Beschwerden nach der Einnahme von Paracetamol bemerkt, sollte sofort eine Ärztin oder einen Arzt verständigen.
Tipps für PTA und PKA
Alle Hersteller müssen jetzt die Beipackzettel und Fachinformationen ihrer Paracetamol-Präparate anpassen. Das gilt für Einzelpräparate, Kombinationsarzneimittel und auch für Medikamente, die Apotheken selbst herstellen. Stellen Sie sicher, dass sie nur noch Packungen mit den neuen Warnhinweisen abgeben. Zusätzlich ist es ratsam, beim Paracetamol-Verkauf explizit auf diese Nebenwirkung hinweisen.
Quellen
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