MEDI Baden-Württemberg bringt eigenes Praxisverwaltungssystem heraus
Der Ärzteverband unterstützt die Digitalisierung im Gesundheitswesen mit verschiedenen Software-Produkten. Ein PVS befindet sich in der Testphase.
Wie arbeiten Praxisteams und welche Unterstützung benötigen sie? Das weiß der Ärzteverbund MEDI Baden-Württemberg besser als jeder Software-Hersteller. Schon vor einigen Jahren hat er daher damit begonnen, digitale Angebote zu entwickeln. In Kürze kommt sogar ein Praxisverwaltungssystem (PVS) von MEDI auf den Markt.
Software von MEDI
2023 brachte der Ärzteverbund erfolgreich den Garrio-Messenger auf den Markt – Garrio ist die Kommunikationsplattform für das Gesundheitswesen von MEDI Baden-Württemberg. Dieser Dienst startete im Rahmen der Hausarztzentrierten Versorgung mit angeschlossenen Facharztverträgen in Baden-Württemberg. Aktuell nutzen etwa 200 Praxen und 6.000 Patientinnen und Patienten die Plattform. Die Fachleute verbessern das Produkt kontinuierlich auf Basis von Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer. Medizinische Fachkräfte können über den Dienst unter anderem eigenständig Anamnesebögen und Datenschutzerklärungen implementieren.
Parallel arbeiten die Entwicklerinnen und Entwickler an einer Online-Terminplattform, die kurz vor der Vollendung steht. Diese ermöglicht es Patientinnen und Patienten, selbstständig Termine zu vereinbaren. Das System richtet sich an das medizinische Personal: Fachärztinnen und Fachärzte, die am Selektivvertrag teilnehmen, stellen verfügbare Termine ins System ein, welche Hausärztinnen und Hausärzte dann für ihre Patientinnen und Patienten buchen können. Ein Ampelsystem ordnet dabei Termine nach Dringlichkeit der Erkrankungen.
Hier wird deutlich, wie gut die digitalen Angebote ineinandergreifen: Der Messenger ermöglicht das Übertragen von Befunden oder deren vorherige Übermittlung, sodass Spezialistinnen und Spezialisten die Behandlungsdringlichkeit bei Terminanfragen schnell bewerten können. Testläufe beginnen im kommenden Quartal.
Die Planungen gehen jedoch weiter und umfassen den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI), die langfristig künftig bei der Ersteinschätzung unterstützen soll.
Praxisverwaltungssystem als Basis
Das eigene Praxisverwaltungssystem (PVS) wird eine zentrale Klammer für alle Aktivitäten bilden. Die Idee beschäftigt die MEDI-Verantwortlichen schon lange. Denn trotz enger Zusammenarbeit mit PVS-Herstellern kritisieren Praxen wiederholt die Servicequalität der Anbieter. MEDI hat daher bereits 2019 damit begonnen, ein eigenes PVS zu entwickeln. Jetzt gilt es als marktreif und der Ärzteverbund wartet nur noch auf die offizielle Zertifizierung.
Das Programm ist cloudbasiert, das heißt, die Software wird nicht auf den Rechner geladen, sondern steht über einen Log-in im Internet zur Verfügung, weswegen ein Praxisserver überflüssig wird. Das PVS funktioniert mit allen Betriebssystemen. Quartalsupdates und Zwischenupdates führt MEDI automatisch durch, was den MFA Zeit spart, die sich in der Regel um die Aktualisierungen kümmern.
Die Pilotphase läuft bereits, erste Praxen testen die neue Software. Für das dritte Quartal strebt MEDI schrittweise einen Roll-out am Markt an.