Es kommen mehr ausländische Pflegekräfte – So klappt die Integration
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Es kommen mehr ausländische Pflegekräfte – So klappt die Integration

Das Sozialministerium in Sachsen hat Fördermittel bereitgestellt, um Pflegefachpersonen aus dem Ausland anzuwerben. Auch die Bundesregierung will stärker auf Migration setzen. Wie können deutsche Beschäftigte dazu beitragen, dass die Integration gelingt?

Der Personalmangel in der Pflege ist kein neues Thema. Inzwischen kommen auf jede arbeitslose Pflegefachkraft etwa zwei offene Stellen. Bei der Jobsuche ist das komfortabel, im Arbeitsalltag jedoch ein großes Problem. Denn dort, wo Mitarbeiter*innen fehlen, steigt die Belastung für das übrige Personal. 

Eine einfache Lösung für diese Situation gibt es wohl nicht, aber viele verschiedene Bausteine, die zu einer Besserung beitragen könnten. Einer davon sind Pflegefachpersonen aus dem Ausland. Das Sozialministerium Sachsen macht jetzt Nägel mit Köpfen und stellt Fördermittel bereit, damit Arbeitgeber 150 ausländische Fachkräfte nach Deutschland holen. Sie kommen überwiegend aus Brasilien und sollten schon im Frühjahr eintreffen. Aktuell lernen sie Deutsch. Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) freut sich über diesen Erfolg, hat aber auch einen wichtigen Punkt angesprochen. Ziel sei es, die Fachkräfte langfristig zu binden. „Das funktioniert nur, wenn sie sich in Sachsen wohlfühlen.“ Wie kann das gelingen? 

So tragen Sie aktiv zur Integration bei 

Die Zahl ausländischer Pflegefachkräfte in Deutschland steigt stetig an. Die fünf Top-Herkunftsländer waren bislang Bosnien und Herzegowina, die Türkei, Kroatien sowie Rumänien. Die neuen Kolleg*innen müssen also Deutsch lernen und kommen aus ganz anderen Kulturkreisen. Das birgt großes Konfliktpersonal. Zu einer wirklichen Entlastung können die ausländischen Mitarbeiter*innen daher nur werden, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Das sind die wichtigsten Tipps für Sie als Pflegefachperson: 

  • Mangelhafte Deutschkenntnisse sind in der Praxis ein großes Problem. Formulieren Sie wichtige Tipps und Anleitungen schriftlich aus (Stichwörter genügen in der Regel) und übersetzen Sie diese in die jeweilige Landessprache. Dafür können Sie Online-Übersetzungsprogramme wie deepl.com oder translate.google.com nutzen. Erstellen Sie zusätzlich ein Glossar der wichtigsten Begriffe. 

  • Laden Sie sich eine Sprach-App aufs Smartphone. Beispielsweise SayHi (sayhi.com) ist kostenlos. Sie funktioniert folgendermaßen: Sie öffnen die App, sprechen einen Text, und die App wiederholt den Text in der gewählten Sprache. Sie müssen Ihrem Gegenüber das Handy also nur hinhalten. Derjenige antwortet, und die App gibt die deutsche Übersetzung wieder. 

  • Der zweite große Faktor sind die kulturellen Unterschiede. In anderen Ländern ist der Umgang mit Patienten und Patientinnen sowie mit Angehörigen oft ein anderer. Zeigen Sie Verständnis und erklären Sie möglichst viel. Fragen Sie nach den Sitten und Gebräuchen im Heimatland. 

  • Ähnlich sieht es mit den Kompetenzen aus. Viele Pflegefachkräfte dürfen im Ausland mehr Aufgaben ausführen als in Deutschland. Bleiben Sie geduldig, wenn diese nicht verstehen, warum sie in Deutschland nicht alles anwenden dürfen, was sie gelernt haben. 

  • Tauschen Sie sich stets aktiv mit den neuen Kolleg*innen aus und zeigen Sie Offenheit für andere Methoden. Sicherlich können Sie viel voneinander lernen. 

  • Regen Sie eine wöchentliche Teamrunde an, in der alle Konflikthemen angesprochen und Missverständnisse aufgeklärt werden können. 

  • Stellen Sie sich vor, wie es ist, in einem fremden Land zu leben – ohne eigenen Freundeskreis. Unterstützen Sie die Kolleg*innen bei der sozialen Integration, etwa über gemeinsam verbrachte Mittagspausen, Gespräche übers Privatleben und vielleicht sogar mal ein Treffen nach Feierabend. 

 

Es kommen mehr ausländische Pflegekräfte – So klappt die Integration
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.