Die optimale Reiseapotheke – Tipps für Medizinische Fachangestellte
Die Urlaubszeit steht vor der Tür und viele Patientinnen und Patienten planen ihre nächste Reise. Damit sie auch unterwegs gut versorgt sind, spielt die richtige Zusammenstellung der Reiseapotheke eine entscheidende Rolle. Als Medizinische Fachangestellte (MFA) seid ihr die erste Anlaufstelle für individuelle Fragen rund um Medikamente, chronische Erkrankungen und Notfallvorsorge – und könnt maßgeblich dazu beitragen, dass der Urlaub gesund und sorgenfrei verläuft.
Als MFA kennt ihr die individuellen Bedürfnisse eurer Patienten – Grunderkrankungen, Allergien und Dauermedikation. Gerade deshalb ist eure Beratung bei der Zusammenstellung der Reiseapotheke besonders wertvoll. Hier erfahrt ihr, worauf ihr achten solltet, was ins Hand- und was ins Reisegepäck gehört und welche Besonderheiten es bei temperaturempfindlichen Medikamenten gibt.
Was gehört in die Reiseapotheke?
Die Grundausstattung sollte folgende Medikamente und Hilfsmittel umfassen:
- Schmerz- und Fiebermittel (z.B. Paracetamol, Ibuprofen)
- Mittel gegen Erkältung (Nasenspray, Halsschmerztabletten)
- Präparate gegen Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Elektrolyte, Mittel gegen Durchfall)
- Antihistaminika gegen Allergien und Insektenstiche
- Desinfektionsmittel, Pflaster, sterile Kompressen, Wundgel
- Fieberthermometer, Sonnenschutz, ggf. Insektenschutz
- Persönliche Dauermedikation (plus 50 % Reserve)
- Wundversorgungspaket bzw. 1. Hilfe Set
Individuelle Anpassung:
Prüft vor der Beratung die Krankenakte:
- Welche chronischen Erkrankungen liegen vor?
- Gibt es Allergien, die beachtet werden müssen?
- Werden spezielle Medikamente benötigt, z.B. Insulin, Asthmaspray oder BTM-pflichtige Präparate?
Ein Blick in die Akte hilft, Risiken zu minimieren und die Reiseapotheke optimal abzustimmen.
Handgepäck oder Koffer?
Ins Handgepäck gehören:
- Alle wichtigen Medikamente, insbesondere Dauermedikation und Notfallmedikamente (z.B. Insulin, Asthmaspray, Epinephrin-Pen bei Allergien)
- Temperaturempfindliche Arzneimittel (z.B. Insulin, bestimmte Biologika) sollten in speziellen Kühltaschen transportiert werden
- Auch ärztliche Bescheinigungen, Rezepte und ggf. Übersetzungen wichtiger Dokumente sollten griffbereit sein
- Tabletten sind meist unempfindlich gegen Kälte, flüssige oder halbfeste Präparate sollten nicht in den Koffer, da sie durch Einfrieren an Wirkung verlieren können
Im Reisegepäck:
- Reserve an Medikamenten, die nicht temperaturempfindlich sind.
- Zusätzliche Wundversorgungsmaterialien und nicht dringend benötigte Medikamente.
Besondere Hinweise:
- Temperaturempfindliche Medikamente:
Nutzt spezielle Kühltaschen und prüft, ob eine kontinuierliche Kühlung am Reiseziel möglich ist. Die Minibar im Hotelzimmer funktioniert oft nur, wenn die Zimmerkarte steckt – hier ist Vorsicht geboten! - Allergien:
Notfallmedikamente wie Antihistaminika oder Adrenalin-Autoinjektoren unbedingt ins Handgepäck. Informiert eure Patienten über die Mitnahme von Allergiepass und ggf. Übersetzungen ins Englische oder die Landessprache. - Arzneimittel-Namen im Ausland:
Handelsnamen können im Ausland abweichen. Nutzt vorab Datenbanken wie Drugs.com International, um internationale Handelsnamen der erforderlichen Medikamente eurer Patienten zu recherchieren und Missverständnisse zu vermeiden. Eine ärztliche Bescheinigung mit Wirkstoffnamen und Dosierung ist sinnvoll, da auch verfügbare Packungsgrößen abweichen können. - Rechtliche Hinweise:
Für Betäubungsmittel, für die ein entsprechendes BtM-Rezept erforderlich ist, gelten besondere Mitführ- und Einfuhrbestimmungen. Hier ist eine ärztliche Bescheinigung nach Schengen-Formular notwendig.
MFA-Checkliste für die Beratung:
- Reiseziel, Dauer, Art der Reise und individuelle Risiken erfragen
- Krankenakte prüfen: Chronische Erkrankungen, Allergien, Dauermedikation
- Notfallmedikation und Kühlbedarf abklären
- Übersetzungen wichtiger Dokumente anbieten
- Handelsnamen im Zielland recherchieren
- Patienten auf Einfuhrbestimmungen für Arzneimittel hinweisen
Für noch mehr Tipps zur Reiseapotheke für eure Patienten und auch Informationen zu Reisen mit Baby oder Kind, schaut einmal hier vorbei: https://www.draco.de/reiseapotheke/
Wundversorgung unterwegs? Auch dazu gibt es ein fast einstündiges Video für euch: https://www.draco.de/mediathek/detailansicht/reiseapotheke-wundversorgung-unterwegs
Mit einer individuell abgestimmten Reiseapotheke sorgt ihr dafür, dass eure Patienten auch unterwegs bestens versorgt sind – und der Urlaub entspannt bleibt!
Wie helft ihr euren Patienten in der Vorbereitung auf Reisen? Habt ihr weitere Erfahrungen und Tipps, die ihr teilen wollt?
Viele Grüße
Eure Steffi