Physician Assistant als Weiterbildung für MFA: Das bringt es Arztpraxen wirklich

Physician Assistant als Weiterbildung für MFA: Das bringt es Arztpraxen wirklich

Mit dem Schritt von der MFA zur Physician Assistant (PA) erweitern Medizinische Fachangestellte ihr Aufgabenfeld, entlasten Ärztinnen und Ärzte spürbar und sorgen für mehr Effizienz und Qualität im Praxisalltag.

Aufgabenspektrum von Physician Assistants

Physician Assistants fungieren als Bindeglied zwischen Ärztinnen, Ärzten, Pflege sowie Patienten und Patientinnen. Sie führen unter anderem Anamnesen, körperliche Untersuchungen und diagnostische Maßnahmen durch, assistieren bei Eingriffen, übernehmen zum Teil die Wundversorgung, erstellen Behandlungspläne, nehmen Blut ab und kümmern sich um die medizinische Dokumentation. Sie beraten Patienten und Patientinnen, koordinieren Abläufe und unterstützen das Qualitätsmanagement. Unterm Strich können Ärztinnen und Ärzte zahlreiche Aufgaben an Physician Assistants delegieren, behalten aber die Verantwortung. Typische Beispiele für die Aufgabenbereiche der PA sind:

  • körperliche Untersuchungen durchführen
  • eine Verdachtsdiagnose erstellen
  • Auswertung von Laboruntersuchungen und Befunden
  • Legen peripherer arterieller Zugänge
  • Wundmanagement (auch Verbandwechsel Befunddokumentation)
  • Management von Drainagen und Stomata an verschiedenen Organsystemen
  • Anlegen von Hilfsmitteln oder Orthesen
  • Intubation mit niedrigem Komplikationsrisiko (mit fachärztlicher Bereitschaft in Rufnähe)
  • Assistenz bei Operationen
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Weiterbildung von der MFA zur PA: Voraussetzungen und Ablauf

Laut der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants e. V. gibt es in Deutschland 22 Hochschulen, die ein Studium zur oder zum Physician Assistant ermöglichen, teils an mehreren Standorten. Die Zugangsvoraussetzungen unterscheiden sich. Eine Hochschulzugangsberechtigung reicht nicht immer aus. In vielen Fällen wird zusätzlich eine dreijährige Ausbildung zur MFA oder einem verwandten Beruf verlangt. Wer kein (Fach-)Abitur besitzt, kann dies oftmals durch eine Prüfung ausgleichen. An Kosten fällt normalerweise lediglich der Semesterbeitrag für den Verwaltungsaufwand an. Er variiert und liegt etwa zwischen 200 und 400 Euro pro Halbjahr. Anders sieht es an den zwei privaten Hochschulen aus, die einen PA-Studiengang anbieten. Sie erheben Studiengebühren von ungefähr 600 Euro im Monat. 

Das Bachelorstudium dauert sechs oder acht Semester in Vollzeit. Berufsbegleitende Varianten nehmen entsprechend mehr Zeit in Anspruch. 

Während des Studiums ergänzen Praxisphasen die Theorie. Die Inhalte umfassen naturwissenschaftlichen Grundlagen, Anatomie, Physiologie und Pathologie, Innere Medizin, Chirurgie, OP-Lehre und Funktionsdiagnostik, Public Health, Digitalisierung und Gesundheitsökonomie.

Ein typischer Arbeitstag für Physician Assistants

Im Praxisalltag übernehmen PA Akutsprechstunden, führen einfache Untersuchungen bei Infekten oder chronischen Erkrankungen durch und beraten Patienten und Patientinnen eigenständig – immer in enger Abstimmung mit der Ärzteschaft. Alternativ arbeiten sie in Kliniken, wo sie den Tag meist mit einer Visite starten, Behandlungsfortschritte dokumentieren und mit Ärztinnen und Ärzten therapeutische Maßnahmen besprechen. Sie wechseln Verbände, führen kleinere Eingriffe durch und bereiten Arztbriefe vor.

Rahmenbedingungen, Tätigkeiten, Abrechnung, Gehalt

Für delegierte Leistungen erfolgt die Abrechnung weiterhin über die Praxisleitung, eine eigene Abrechnungsziffer für Physician Assistants liegt nicht vor.

Das Gehalt liegt zum Berufseinstieg in der Regel zwischen 3.500 und 4.200 Euro brutto monatlich und steigt mit Erfahrung und Verantwortungsbereich. Einen speziellen Tarifvertrag gibt es aktuell jedoch nicht. Das Gehalt ist also frei verhandelbar. Im Vergleich zu MFA verdienen PAs deutlich mehr und erreichen ein Niveau zwischen Pflege und ärztlichem Dienst.

Fazit

Mit der Weiterbildung zur Physician Assistant gewinnen MFA mehr Verantwortung, Perspektiven und Gehalt. Praxen profitieren von flexiblerer Aufgabenverteilung, höherer Qualität und einer deutlichen Entlastung der Ärztinnen und Ärzte – ein Gewinn für das ganze Team und die Versorgung der Patienten und Patientinnen.

Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.